Succubus Dreams
ausbreitet, und beherbergt ebenfalls eine Reihe Striplokale. Was sollten Geschäftsleute auf Dienstreise auch sonst in ihrer Freizeit anstellen?
Es war später Nachmittag und daher herrschte nur wenig Betrieb im Low Blow . Ein paar gelangweilte Männer saßen in dem schmuddeligen Lokal herum, das dringend einer Renovierung bedurft hätte. Oder, na ja, irgendwelcher Dekoration. Einige der Typen sahen interessiert auf, als ich hindurchging. Anscheinend war meine Anziehungskraft größer als diejenige der armen Brünetten, die ihr Bestes gab, sich zu den süßen Klängen von Pink Floyds Young Lust an dem Pfahl zu reiben.
Ich öffnete den Mund und wollte gerade den Barkeeper ansprechen, da unterbrach mich eine Stimme von hinten.
«Hei…li…ge… Scheiße! Ich glaub’s nicht! Ich glaub’s einfach nicht!»
Ich drehte mich um und sah in das lange, schmale Gesicht von Simon Chesterfield, stolzer Besitzer des Lokals. Sein Gesicht und der schlaksige Körper erinnerten mich stets an ein Wiesel. Der schwarze Schnauzer schien nie ganz vollständig zu wachsen, und er trug Markenklamotten, die stets eine Nummer zu klein waren. Er war dick befreundet mit den hiesigen höllischen Spielern, und Gerüchte besagten, dass er seine Seele für die Unsterblichkeit und die Möglichkeit verkaufen wollte, ein Kobold und diabolischer Verkäufer zu werden.
«Willst du endlich doch für mich tanzen, Püppchen?»
«Hättste wohl gern, was?»
Für einen schäbigen Typen, der ein schäbiges Etablissement führte, hatte Simon echt ein Auge für den Tanz. Ich hatte einmal erlebt, wie er versuchte, seine Stripperinnen zu choreographieren, und war von seinem Sinn für Ästhetik und Rhythmus beeindruckt gewesen. Solches Talent war hier eigentlich vergeudet, und ich hatte mich oft gefragt, warum er sein Geschäft nicht in eine der wohlhabenderen Vorstädte verlegte, wo er Tänzerinnen besseren Kalibers bekommen könnte. Der Grund für sein Bleiben, so hatte ich später erfahren, war der, dass er hier wesentlich besser seine übrigen dunklen Geschäfte betreiben konnte.
Dennoch hatte Simon ein scharfes Auge und wusste, was ich für eine gute Tänzerin war. Er versuchte seit Jahren, mich zu beschwatzen, dass ich für ihn arbeiten sollte.
«Wir müssen reden», erklärte ich ihm. «Geschäftlich.»
«Genau das tu’ ich.» Mit einer einladenden Handbewegung deutete er auf eine Tür neben der Bar. «Gehen wir dann in mein Büro.»
Sein ‹Büro› war eine bessere Besenkammer, aber es stand ein Hocker darin, auf dem ich mich niederlassen konnte. Ich setzte die Fersen auf eine Stange in halber Höhe und zog die Knie an die Brust. Dadurch teilte sich mein grauer Leinenrock etwas. Simon sah es mit einem Interesse, das eher professionell und nicht persönlich war.
«Verdammt, Frau. Wenn du für mich tanzt, mache ich jede Menge Reibach.» Er schüttelte den Kopf und ließ sich in einen Sessel auf Rollen und mit Kunstlederbezug fallen. «Ein Sukkubus auf meiner Bühne. Verdammt!»
Ich neigte den Kopf zur Seite. «Komisch, dass du das erwähnst, weil ich nämlich deswegen hier bin.»
Ich glaube, mein unschuldiger Tonfall ließ bei ihm sämtliche Alarmglocken schrillen. «Ich dachte, du wolltest keinen Job.»
«Will ich auch nicht. Wir haben bloß einen neuen Sukkubus, und sie sucht einen Job. Nichts von gehört?»
«Nein…» Er runzelte die Stirn. «Und sie möchte tanzen? Hier?»
«Ju», erwiderte ich ungezwungen. «Sie kann’s kaum erwarten, sich die Klamotten vom Leib zu reißen.» Stimmte doch, oder?
Simon lehnte sich im Sessel zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. Lässige Pose oder nicht, er war nach wie vor auf der Hut. «Wo ist da der Haken?»
«Warum muss es immer einen Haken geben? Du solltest aus dem Häuschen sein. Wir tun dir einen Gefallen.»
«Du bietest an, mir einen Sukkubus in den Schoß zu werfen. Hört sich zu gut an, um wahr zu sein, also ist es zu gut, um wahr zu sein.» Er hielt inne, immer noch überlegend. «Und warum bist du hier und nicht sie?»
«Ich bin so nett.»
«Georgina!», sagte er warnend.
«Na gut», gab ich zu. «Sie ist gewissermaßen… neu.»
«Wie neu?»
«Echt neu. Noch Garantie drauf.»
«Da ist irgendwo ein Haken.»
«Na ja… sie ist… » Ich blätterte innerlich meine Karteikarten mit Adjektiven durch. «Unbeholfen.»
Er zog eine schmale Braue hoch. «Unbeholfen?»
«Sie ist immer noch dabei zu lernen, wie man Männer kriegt.» Da Simon wahrscheinlich Frauen für sich
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