Succubus on Top
keiner von uns beiden konnte sie stellen. Beide trugen wir Schuld. Wenn eine emotionale Situation unangenehm wurde, neigte ich dazu, davonzulaufen oder so zu tun, als wäre nichts geschehen. Und während Seth auch nicht davonliefe, so würde er das zur Klärung notwendige Gespräch auch nicht in Gang setzen. Also saßen wir einfach nur weiterhin da.
Schließlich stand er auf. «Tut mir leid. Tut mir leid, was ich getan habe.»
Er gab sich selbst die Schuld, was typisch für ihn war, jedoch nicht fair, insbesondere, da ich ihn als Erste berührt hatte. Da hätte ich etwas sagen sollen, ihm sagen sollen, dass nicht alles seine Schuld war. Aber weil ich selbst so durcheinander war, blieben mir die Worte im Hals stecken. Nach ein paar weiteren Momenten ging er ins Wohnzimmer hinüber.
Ich legte mich wieder hin, Damokles im Arm. Aber in der restlichen Nacht schlief ich schlecht. Am Morgen frühstückten Seth und ich in weiterem angespannten Schweigen – er hatte mir schließlich meine Pfannkuchen gemacht –, das nur hin und wieder durch steifen Small Talk unterbrochen wurde. Daraufhin gingen wir zusammen zur Buchhandlung und trennten uns rasch. Den restlichen Tag über bekam ich ihn kaum zu Gesicht.
Aus irgendeinem Grund war Bastien am gleichen Tag in der Stadt gewesen, also holte er mich später ab und fuhr mit mir für diesen lächerlichen Einbruch zu Dana hinüber. Angesichts seiner Post-Sex-Energie, die ihn umgab, wusste ich, was ihn in die Stadt geführt hatte.
«Bist du es nicht allmählich leid, täglich mit wem ins Bett zu hüpfen?», fragte ich ihn und wünschte mir heimlich, selbst letzte Nacht so viel Glück gehabt zu haben.
«Ich werde mal so tun, als ob du eigentlich nicht bloß das gefragt hast, Fleur.» Daraufhin schwafelte er weiter von seinen verschiedenen Begegnungen mit Dana in den letzten paar Tagen und wie sehr sie sich angefreundet hatten, sodass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bevor das Unausweichliche geschähe.
Da ich nicht so richtig darauf reagierte, warf er mir einen Blick von der Seite zu. «Was ist los mit dir? Du siehst erbärmlich aus.»
Ich seufzte. «Letzte Nacht habe ich Seth geküsst.»
«Und?»
«Und was?»
«Was ist sonst noch passiert?»
«Na ja… nichts. Ich meine, noch ein bisschen Fummeln, aber das ist’s auch schon gewesen.»
«Und?»
«Und ich hätte es nicht tun sollen.»
Ein wegwerfender Ausdruck glitt ihm übers Gesicht. «Ein Kuss bedeutet gar nichts. Schließlich hast du ihm nicht den Schwanz gelutscht oder so.»
«Meine Güte, bist du krass!»
«Tu nicht so, als ob ich deine zarten Gefühle verletzt hätte! Und du weißt, wovon ich rede.»
«Ist doch egal. Ich war schwach. Ich habe ihm etwas Energie entzogen.»
«Fleur, ich liebe dich so sehr, wie ich noch nie zuvor jemanden geliebt habe, aber diese ganze Sache ist absurd. Du wirst erst dann wieder glücklich sein, wenn du diesen Knaben gebumst hast, also bring’s hinter dich! Es wird die ganze verbotene Attraktivität nehmen, sodass ihr beide euer Leben fortführen könnt.»
«‹Unser Leben fortführen?› Was soll das denn nun schon wieder heißen?», fragte ich scharf.
«Ich meine, zu einem guten Teil seid ihr beide deshalb so betört voneinander, weil ihr euch nicht haben könnt. Das hat mit Liebe nichts zu tun, sondern ist eine normale menschliche Reaktion, ein Katalysator für körperliche Anziehung.» Er hielt inne und überlegte. «Deine manische Besessenheit von seinen Büchern könnte ebenfalls ein Faktor sein.»
«Das stimmt nicht! Nichts davon stimmt! Na ja, ich meine, diese Bücher sind gut genug, um Basis für eine Religion zu sein, aber das ist nicht dasselbe. Das ist nicht der Grund, weshalb ich…»
Ihn liebe? Teufel, ich wusste immer noch nicht, ob ich ihn liebte oder nicht. Ich war mir nach dieser langen Zeit nicht mal sicher, was Liebe überhaupt war.
Bastien schüttelte den Kopf. Er glaubte mir nicht, wollte jedoch auch nicht deswegen streiten. «Schön. Mach nur so weiter. Obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, du solltest ihn bumsen. Selbst wenn das nicht reicht, um zu entscheiden, ob nicht jeder besser für sich allein zurechtkommt, wird es zumindest eine Quelle der Spannung zwischen euch beseitigen. Dann könnt ihr zumindest den Versuch unternehmen, eine normale dysfunktionale Beziehung aufzubauen.»
Ich starrte trübsinnig ins Leere. «Kann ich nicht. Nicht mal eine Nacht. Ich würde ihm Jahre seines Lebens wegnehmen. Ich könnte mir nicht mehr ins Gesicht
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