Succubus on Top
Arm. «He, du machst mir eine Scheißangst. Hast du überhaupt geschlafen? Brauchst du was zu essen?»
Er lehnte sich gegen die Wand, und auf seinem Gesicht lagen nach wie vor Trostlosigkeit und eine falsche Fröhlichkeit. «Kincaid, ich brauche so viele verdammte Sachen, dass das nicht mal komisch ist. Aber weißt du was? Wir kriegen sie nicht. So ist es. Was sagt uns das? Das Leben ist brutal und kurz?»
«Äh… beinahe.»
Eine lange Zeit saß ich neben ihm und hörte ihm weiter zu. Seine Worte waren ein Erguss aus bitterer Wut und abgrundtiefer Verzweiflung. Eine schauerliche Kombination. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Das war nicht der Doug, der immer obenauf und immer zu einem Scherz bereit war. Doug, der Bursche, der niemals etwas so richtig ernst nahm. Die Trostlosigkeit auf seinem Gesicht erinnerte mich an Casey, als ich sie im Café entdeckt hatte, aber so niedergeschlagen war sie nicht gewesen.
Die Uhr tickte dahin, und ich überlegte, was ich tun sollte. Gewiss konnte er heute nicht arbeiten, dennoch hatte ich Angst, ihn nach Hause zu schicken. Wer wüsste, was er in dieser Stimmung anstellte? Bis vor kurzem hätte ich mir nie Sorgen gemacht, dass er sich etwas antäte, aber inzwischen hatte sich der Wind völlig gedreht.
«Ich möchte, dass du hierbleibst», sagte ich schließlich, erhob mich und streckte mich, um die Verspannungen in meinen Beinen zu lösen. «Ich muss wieder da raus, aber ich sehe später nach dir, ja? Versprich mir, dass du mich suchst, wenn du mich brauchst. Später essen wir was zusammen. Ich besorge uns einige Falafels von dem Imbiss, den du so magst.»
Er schenkte mir lediglich ein verzerrtes halbes Lächeln, einen aufgewühlten, spöttischen Ausdruck auf dem Gesicht. Ich ging, wobei ich den Brieföffner mitnahm.
Im weiteren Verlauf des Tages änderte sich seine Stimmung nicht; selbst die Falafels waren nutzlos. Erneut fragte ich mich verzweifelt, was ich tun sollte. Er hatte keine Familie in der Stadt, die ich hätte anrufen können. Ich wusste, dass es in den Krankenhäusern einen psychologischen Notdienst gab; sollte ich mit einem Kontakt aufnehmen?
Kurz nach dem Essen tauchte Alec auf. Er mied Caseys bettelnden Blick und schenkte mir ein allzu bemühtes Lächeln. «He, Georgina, ist Doug hier irgendwo?»
Ich zögerte. Ich mochte Alec nicht, aber er war so was wie ein Freund Dougs. Vielleicht würde das helfen. Ich führte den Schlagzeuger nach hinten. Bei seinem Anblick sprang Doug in einem erstaunlichen Energieausbruch auf und auf seinem Gesicht lagen sowohl Verzweiflung als auch Entzücken.
«Mein Gott, Mann! Wo bist du gewesen?»
«Tut mir leid», sagte Alec. «Ich bin aufgehalten worden.»
Sie steckten die Köpfe zusammen und sahen dann unbehaglich zu mir herüber. Da ich spürte, dass ich unwillkommen war, kehrte ich dem Büro den Rücken, bekam jedoch noch mit, wie Alec in seinen Mantel griff und von Doug dabei voller Gier beobachtet wurde.
Es war Alec, begriff ich. Alec beschaffte Doug die Droge, von der er abhängig war. Bei dieser Erkenntnis wollte ich da hineingehen und ihm an die Gurgel fahren, ihm dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischen. Dennoch, als die beiden eine halbe Stunde später herauskamen, war die Veränderung bei Doug so bemerkenswert, dass ich mich nicht überwinden konnte zu handeln.
Er stolzierte großspurig wie eh und je dahin und das übliche fröhliche Grinsen lag wieder auf seinem Gesicht. Janice kam vorüber und er äußerte eine neckische Bemerkung, die sie zum Lachen brachte. Bei meinem Anblick tänzelte er herbei und salutierte.
«Bin bereit, Chef! Was gibt’s für mich zu tun?»
«Ich…» Ich sah ihn dümmlich an, und da wurde sein Lächeln nur noch breiter.
«Halte dich zurück, Kincaid», sagte er in spöttischem Ernst. «Ich weiß, dass du, als gutes Groupie, bereit bist, mich jederzeit zu nehmen, überall. Aber als literarische Profis müssen wir unsere Leidenschaft bis nach Geschäftsschluss im Zaum halten.»
Ich sah ihn nach wie vor verblüfft an. «Hm… warum begibst du dich nicht, äh, an eine Kasse?»
Wiederum salutierte er und schlug militärisch die Hacken zusammen. «Zu Befehl!» Er wandte sich an Alec. «Wir sehen uns auf der Probe heute Abend?»
«Ju.»
Doug grinste uns beide an und schlenderte davon.
Ich stand da, allein mit Alec. Er schien darauf zu warten, dass ich irgendetwas sagte. Die Worte ‹verpiss dich› lagen mir auf der Zunge, aber ich überlegte es mir anders. Ich lächelte ihn
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