Succubus on Top
kommen. Bei seiner Ankunft jammerte er immer noch vor sich hin. «Dana ist wirklich nett zu mir gewesen», gab er zu, «aber nicht im Geringsten intim. Sie kann auch nie allein rüberkommen. Sie hat immer Jody dabei oder irgendeinen anderen CPFV-Freak. Vielleicht hätte ich mehr Chancen, ihre sämtlichen Anhängsel zum Gruppensex ins Bett zu bekommen, als jemals sie allein flachzulegen. Alle versuchen, mich zu einem Anhänger ihres Kults zu machen. Vermutlich würde diese Geste nicht schaden, aber ich glaube, ich bekomme sie häufiger zu Gesicht, wenn ich den zögernden Konvertiten gebe. Weißt du, nach dir fragt sie auch ziemlich oft.»
«Und was, zum Beispiel?»
«Irgendwas Beliebiges. Beim letzten Mal wollte sie wissen, wie sich die Sachen, die du gekauft hast, bewähren. Was soll das denn?»
«Keinen Schimmer», log ich.
Das war pure Ironie, wirklich, weil Bastien genau in diesem Augenblick die Tragetasche von Victoria’s Secret bemerkte, die immer noch auf meiner Theke lag. Da ihm mein Privatleben offenbar schnurzegal war, leerte er sie und durchwühlte anerkennend die Dessous.
«Möchtest du was davon anprobieren?», fragte ich sarkastisch angesichts seines kritischen Blicks.
«Du hast schon immer einen guten Geschmack bewiesen.» Er hielt den schwarzen Netz-BH hoch und spähte hindurch, als würde er sich überlegen, wie er an mir aussähe. «Obwohl ich immer noch nicht weiß, warum du dieses Zeug kaufst. Gestaltwandele es doch einfach!»
«Ich habe Respekt vor geistigem Eigentum. Wer das auch entworfen hat, er hat sein Honorar verdient.»
«Selbst wenn Arbeiterinnen aus der Dritten Welt die Sachen gefertigt haben?»
Ich verzog das Gesicht. «Komm schon, machen wir uns auf!»
«Wohin?»
«In eine Pianobar.»
Die Überraschung verscheuchte seinen Stimmungskater. «Gibt’s so was immer noch?»
«Ju. In Seattle gibt’s tatsächlich noch einige.»
Und wirklich lag eine sogar ganz in der Nähe, keine Viertelstunde zu Fuß. Während wir dahingingen, machte sich Bastien jedoch nach wie vor unablässig Sorgen wegen Dana. Was mich wahnsinnig machte. Ich hasste sie gleichfalls, ehrlich, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, weswegen er so manisch von ihr besessen war.
Zum Glück war die Pianobar verrückt genug, um ihn abzulenken – wie ich gehofft hatte. Wir aßen lecker und tranken aufregende Drinks wie Midori Martinis oder Sex on the Beach . Unterdessen fand ein Wettstreit zwischen den Pianisten statt, die alles von Eminem bis hin zu Barry Manilow zum Besten gaben. Im Verlauf des Abends wurde die Bestellung eines Songs immer teurer. Die Gäste wurden jedoch auch immer betrunkener, sodass sie das Bargeld gerne abdrückten.
Da ich das bereits wusste, hatte ich reichlich Bares eingesteckt, und Bastien und ich amüsierten uns köstlich damit, den Pianospielern auf den Zahn zu fühlen und zu sehen, wie gut sie mit unseren Anfragen nach immer älteren und ausgefalleneren Songs zurechtkamen. Bastien und ich sangen wunderschön zu ihrer Begleitung. Gestaltwandel konnte in Verbindung mit so manch anderen Vorzügen Stimme und Stimmbänder verändern. Die Pianisten verfügten über erstaunliche Kenntnisse, und daher waren wir am Ende des Abends so beeindruckt – und betrunken –, dass wir ihnen ein großzügiges Trinkgeld gaben.
Bevor wir jedoch gehen konnten, bat mich Bastien, noch eine weitere Bestellung abzuwarten. «Ich habe fünfzig Eier dafür hingelegt», sagte er. «Sie müssen es bald spielen. Ich hab’s extra für dich ausgesucht.»
«Wenn es ‹Superfreak› ist, gehe ich!», warnte ich ihn.
Er lachte. «Du wirst es erkennen, wenn du’s hörst. Es erinnerte mich an dich und deinen Schriftsteller.»
Sehr bald wusste ich, zu welchem Song ihn sein armseliger Sinn für Humor verleitet hatte. Das Lächeln auf seinem Gesicht war gleichfalls verräterisch. Er zog mich halb auf seinen Schoß und sang Fiona Apples Zeilen lauthals mit:
«I’ve been a bad, bad girl
I’ve been careless
With a delicate man
And it’s a sad, sad world
When a girl will break a boy
Just because she can.»
«Du bist wahrlich ein Geschöpf der Hölle», sagte ich und wollte mich ihm entwinden. «Das weißt du, nicht wahr?»
«Ich sag’ bloß, wie es ist.» Er hielt mich fest und sang weiter:
«Heaven help me
For the way I am
Save me from
These evil deeds
Before I get them done…»
Als wir schließlich die Bar verließen, beide lachend und summend, kamen wir an einer Gruppe Mädchen vorüber, die
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