Succubus on Top
noch betrunkener waren als wir. Einige von ihnen warfen Bastien offen einladende Blicke zu, und ich sah ihn erwartungsvoll an. Er schüttelte den Kopf.
«Zu einfach. Abgesehen davon gehe ich lieber mit dir nach Hause. Sozusagen.»
Er begleitete mich zu meiner Wohnung zurück, wobei er mich beim Arm nahm, wie er es einstmals getan hatte, als die Sitte es jedem Mann guter Herkunft diktierte. Das Straßenpflaster war rutschig, weil es zuvor geregnet hatte, und eine feuchte Kühle hing in der Luft. Nicht weit entfernt schimmerte die Space Needle wachsam über den Gebäuden; bald trüge sie Weihnachtsbeleuchtung. Bastien nahm meinen Arm fester und kehrte den Blick eine Weile lang geistesabwesend zum bewölkten Himmel, bevor er zu mir herübersah.
«Fleur, möchtest du wissen, warum mir diese Geschichte mit Dana so sehr im Magen liegt?»
Ich brachte meine ganze Willenskraft auf, um wieder nüchtern zu werden, denn ich hatte den Verdacht, dass da etwas Großes im Anmarsch wäre. «Du meinst, abgesehen von deiner gerechtfertigten Wut auf sie?»
Er lächelte freundlich und sah hinab auf unsere Füße. «Ich stecke in Schwierigkeiten. Großen Schwierigkeiten.» Er seufzte. «Hast du jemals von einem Dämon namens Barton gehört?»
«Nein. Sollte ich?»
«Vielleicht. Er arbeitet in Chicago. Sehr weit oben in der Hierarchie. Sehr mächtig. Er ist einer von denen, die von ihren Leuten erwarten, ihnen gewisse ‹Gefallen› zu erweisen.»
Ich nickte verständnisvoll. Das war eines der Berufsrisiken, denen sich Sukkuben und Inkuben ausgesetzt sahen, und wahrscheinlich noch etwas, von dem Seth besser nichts erführe. Da wir Arbeiter in der Sexindustrie waren, gewissermaßen, glaubten unsere dämonischen Vorgesetzten oft, dass uns ein weiterer ‹Kunde› nichts ausmachen würde. Viele betrachteten es sogar als unsere Pflicht. Welche Fehler Jerome auch sonst haben mochte, zumindest in dieser Richtung hatte er nie etwas von mir verlangt.
«Also… wie dem auch sei. Barton hat diesen Sukkubus namens Alessandra. Ziemlich neu. Du weißt schon, ein Jahrhundert oder so. Wunderschön. Sie hat ein ebenso gutes Auge für körperliche Details wie du. Und sie ist helle. Besitzt einen Sinn für äußerst schwarzen Humor. Ist extrovertiert.»
Ich starrte ihn voller Erstaunen an. «Bist du verliebt, Bastien?»
«Nein, aber ich war – bin – von ihr sehr angezogen. Etwas anderes fiele auch schwer. Wir haben einander kennen gelernt, und, na ja, das eine führte zum anderen…»
«Wie so oft bei dir.»
«Ja», gab er reuevoll zu. «Aber lass mich dir sagen, es war erstaunlich. Diese Frau… wow!»
«Wo liegt denn nun der Hase im Pfeffer?»
«Na ja, die Sache ist die, dass Barton im Hinblick auf seine Leute sehr besitzergreifend ist. Er hat erwartet, dass Alessandras Körper einzig und allein ihm zur Verfügung stünde – abgesehen natürlich von den Sterblichen.»
«Und er hat’s rausgekriegt?»
«Ja. Er wurde unglaublich eifersüchtig.» Geringschätzung lag in Bastiens Worten. «Blödes Gefühl für solche wie uns. Natürlich, Dämon oder nicht, er dürfte schon Grund für sein Unbehagen gehabt haben, wenn seine Freundin mit einem Sexmeister wie mir zusammen war. Ich meine, sobald du zu Bastien gehst…»
«Bleib bei der Sache, du Meisteregoist! Was ist passiert?»
«Na ja… zu sagen, dass er stinksauer war, wäre eine Untertreibung. Ehrlich, ich glaube, ich hätte mich heute deiner liebenswürdigen Gesellschaft nicht erfreuen können, wenn Janelle nicht ernstlich interveniert hätte.» Janelle war Bastiens Erzdämonin in Detroit. «Sie hat mich jedoch im Wesentlichen bloß vor körperlicher Misshandlung bewahrt. Alles andere ist ein einziger Schlamassel. Meine Karriere liegt in Trümmern. Barton hat mächtige Freunde, und Janelle hat klargestellt, dass sie mir keine Rückendeckung mehr geben wird.»
Wir hatten mein Wohnhaus erreicht und standen jetzt davor. Er strich sich mit einer Hand durch die dunklen Locken und auf seinem Gesicht stand plötzlich Erschöpfung. «Plötzlich stehe ich überall auf der Abschussliste. Es existieren bereits Pläne, mich woandershin zu versetzen, und ich weiß, dass das entsetzlich werden wird. Guam, zum Beispiel. Oder Omaha. Deswegen brauche ich diese Sache mit Dana. Ein großer Schlag wie der – eine öffentliche Demütigung für die andere Seite. Das bringt mich wieder nach oben. Sie werden mich nicht mehr bestrafen können, nicht, wenn ich so ein Ding auf meinem Konto vorzuweisen
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