Succubus on Top
wahnsinnig darüber werden, alles auf die Reihe zu kriegen.»
Meine Nähe machte ihn anscheinend glücklich, aber er zog seine Hand nicht von meiner Taille zurück. «Wir wissen, wann Arbeit angesagt ist und wann Spiel.» Ein lächerlich großspuriges Gehabe, dazu ein erneuter Versuch, eine Erfahrung vorzutäuschen, für die er viel zu jung war.
Ich grinste ihn an. «Ich spiele auch gern.»
Wie zuvor schon zeigte der Ausdruck in seinen Augen, dass er gern spielen wollte – insbesondere Doktorspiele. Aber seine Körpersprache passte nicht dazu. Er hielt sich aus irgendeinem Grund zurück, und das brachte ich nicht mit meinem Bild von ihm als Frauen fressendem Drogendealer zusammen.
Aber er lächelte weiter, obwohl er ansonsten wie erstarrt blieb. «Womit würdest du denn gern spielen?»
«Nicht damit.» Ich zeigte auf den abgestellten Becher und sah rehäugig zu ihm auf, unschuldig und provokant zugleich. Ich versuchte, mir den dummen Ausdruck ins Gedächtnis zurückzurufen, den er bei der ersten Party gezeigt hatte. «Vielleicht hast du was… Härteres?»
Ein erfreutes und – wenn ich mich nicht völlig irrte – erleichtertes Lächeln tanzte ihm übers Gesicht. «Vielleicht.»
Ich knuffte ihn leicht und legte ihm dann den Arm um den Hals. «Ich weiß es. Ich habe gesehen, wie du Doug was gegeben hast. Ihr Burschen seid auf was echt Gutem und ihr wollt es nicht teilen. Wohingegen ich… na ja, ich teile immer…»
Er schnappte nach wie vor nicht nach dem Köder und fiel auch nicht auf meine übertriebene Phrasendrescherei herein, aber alles Übrige hatte sein Interesse entfacht. «Ich habe was», sagte er und sah sich vorsichtig um. «Gehen wir doch ins Schlafzimmer!»
Aha! Jetzt kamen wir wohin. Ich folgte ihm in Wyatts kleines, unaufgeräumtes Schlafzimmer, das – oh, Wunder! – momentan noch nicht in Beschlag genommen war. Ich setzte mich im Schneidersitz aufs ungemachte Bett und signalisierte mit meiner Körpersprache so viel Offenherzigkeit und Entspannung wie möglich.
«Werden wir jetzt spielen?»
Er antwortete mit einer Gegenfrage: «Bist du sicher, dass du mit dem harten Stoff klarkommst?»
Ich zog eine Braue hoch. «Süßer, ich nehme es so hart, wie es kommt.»
Er griff in seine Jackentasche, setzte sich neben mich aufs Bett und hielt einen winzigen Plastikbeutel hoch, sehr viel kleiner als der, in dem Reese sein Gras aufbewahrte. In dem schlechten Licht konnte ich kleine glitzernde Kristalle erkennen. Fast wie roter Zucker.
«Das hier», sagte er unterdrückt, «ist, worauf du dein Leben lang gewartet hast. Das ist der Stoff, der deine ganze Welt verändern wird. Der dich zu dem macht, wozu du geboren worden bist.»
Ich war sprachlos, allerdings nicht wegen seines melodramatischen Prologs. Es waren die Kristalle. So nahe bei ihnen… nun ja, ich spürte sie. Sie hatten eine Aura, fast ebenso, wie ein Unsterblicher eine Signatur hatte. Nur dass diese Aura hier nicht so ganz angenehm war. Die Kristalle fühlten sich seltsam an. Sie sandten kleine Schockwellen aus und verursachten mir ein Kribbeln auf der Haut.
Und was das Seltsamste war, ich hatte sie zuvor schon gespürt. Einmal bei Doug, einmal bei der Band.
Ich hoffte, dass Alec mein Stirnrunzeln als süße Verwirrung interpretierte. «Was ist das?»
Ein gerissenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. «Ein Zaubertrank, Georgina.»
Ich erwiderte das Lächeln und musste die Verwirrung nun nicht spielen. «Ich glaube nicht an Zauberei.»
«Oh, hiernach wirst du dran glauben.» Er gab mir den Beutel in die Hand und ich unterdrückte einen schrillen Aufschrei. Die Berührung mit den Kristallen war ausgesprochen unangenehm. «Hol dir was zu trinken und schütte sie hinein! Mische gut durch und trinke dann – am besten so schnell du kannst. Dann treten die Effekte rascher ein.»
«Was sind das für Effekte?»
«Großartige. Sie werden dir gefallen.» Er strich mit der Hand über mein Haar. «Mann, ich kann’s kaum erwarten, wie du darauf reagierst.»
Wie ich reagierte? Das gefiel mir gar nicht. Vielleicht bekam ich ja gar nicht dasselbe wie Doug. Vielleicht bekam ich K.-O.-Tropfen. Natürlich war mein Verhalten eine unverblümte Einladung, und daher hätte er begreifen sollen, dass so etwas nicht nötig gewesen wäre. Ich verdrängte das Unbehagen. «Was bin ich dir dafür schuldig?»
Meine rauchige Stimme war überdeutlicher Hinweis darauf, dass ich ihn gern bezahlt hätte.
«Nichts. Ist ein Geschenk.»
«Nichts?»
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