Succubus on Top
ist nun mal das Aussehen, auf das ich normalerweise abfahre. Andere Frauen wollen sexy oder chic oder schön aussehen. Aber ich? Von oben bis unten durchgestylt.»
«Du weißt, was ich meine. Abgesehen davon wirkt ungestylt auch nicht schlecht an dir. Überhaupt nicht schlecht.»
Seine Stimme klang köstlich tief und gefährlich, was etwas zwischen uns entfachte, während wir einander ansahen.
«Ihr könnt in eurer Freizeit miteinander flirten», sagte Terry schroff und reichte mir Rolle und Abstreifer. «Im Augenblick arbeitest du für uns. Meinst du, du kriegst diesen Teil der Wand hin?»
«Natürlich.» Ich warf einen Blick zu Seth hinüber, dessen Hauptauftrag nach wie vor darin zu bestehen schien, Kayla zurückzuhalten. «Warum streichst du nicht an?»
«Weil er nicht darf», gab Brandy zur Antwort, die den Pinsel geschickt um einen Türrahmen herumführte.
«Onkel Seth ist eine Beladung», erklärte Kendall.
«Belastung», korrigierte ihre Mutter. Sie grinste mich an. «Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass du ein besserer Anstreicher als er sein musst. Korrektur: Die Gesetze des Universums sagen das.»
«Natürlich ist sie gut. Sie ist bei allem gut.» Seth sah mir zu, wie ich eine glatte, gleichmäßige Farbschicht auftrug. «Seht ihr?»
Anstreichen mit den Mortensens bedeutete einen völlig normalen und erfreulichen Abend. Sie waren so komisch und nett, dass es schwergefallen wäre, sie nicht zu mögen. Während ich Seite an Seite mit ihnen werkelte, konnte ich fast so tun, als wäre ich wirklich eine der ihren. Als wäre dies meine eigene Familie. Sie schlossen mich in alles mit ein und unterhielten sich, als wäre alles zwischen Seth und mir abgemacht, als würde ich nicht bloß zum Erntedank bei ihnen sein, sondern auch zu Weihnachten und zu einer ganzen Reihe weiterer Familienfeste.
Diese schlichte, beiläufig auf mich ausgeweitete Zuneigung machte mich innerlich glücklich – und zugleich traurig. Ich würde nie so ganz zu einer sterblichen Familie gehören können, selbst wenn sich diese irre Beziehung zu Seth jemals stabilisierte.
Ich schob eine Schachtel mit einer Plane darüber beiseite und erhaschte einen Blick auf den Inhalt, woraufhin ich die Plane noch weiter herunterzog und lächelnd auf ein gerahmtes Foto von Terry und Andreas Hochzeitsfeier hinabsah – dazwischen ein viel jüngerer Seth.
«Sieh mal einer an!», neckte ich. «Du hast dich mal rasiert.»
Er rieb sich die Stoppeln auf der unteren Gesichtshälfte. «Ich rasiere mich immer noch.»
«Das ist also die berüchtigte Gelegenheit, die Seth beinahe versäumt hätte?»
«Ju», erwiderte Terry mit leichter Wehmut in der Stimme. «Die Vollendung von A Talented Heat war anscheinend wichtiger, als Trauzeuge bei meiner Hochzeit zu sein.»
«Oh», sagte ich neutral, «die ist wirklich gut.» Ich war mir nicht so sicher, ob die Geschichte so gut war, um deswegen eine Hochzeit zu versäumen, aber sie gehörte nach wie vor zu meinen Lieblingsromanen. Vielleicht war sie das Opfer wert gewesen. «Wer ist der andere Bursche neben dir?»
«Unser anderer Bruder. Ian.»
«Noch ein Mortensen? Euch gibt’s ja reichlich.»
«Was du nicht sagst», meinte Terry. «Ian ist das schwarze Schaf.»
«Ich habe mich für das schwarze Schaf gehalten», sagte Seth, fast verletzt.
«Nein. Du bist der zerstreute Künstler. Ich bin der Verantwortliche. Ian ist der Wilde, Hedonistische.»
«Was ist hedonistisch?», fragte Kendall.
Ihr Vater überlegte. «Es bedeutet, dass du jede Menge Kreditkarten benutzt, die du nicht bezahlen kannst, häufig den Job wechselst und viele… Damenbekanntschaften hast.»
Brandy verdrehte die Augen. «Prima Euphemismus, Paps.»
Nur in der Familie Mortensen, dachte ich entzückt, würde eine Vierzehnjährige ein Wort wie ‹Euphemismus› benutzen.
Andrea kam herüber und bewunderte ihr jüngeres Selbst. Auf dem Foto trug sie ein langärmeliges Spitzenkleid, das die Schultern bloß ließ.
«Ach ja, das waren noch Zeiten», seufzte sie. «Bevor die Schwangerschaften meinen Körper ruiniert haben.»
«Na ja, das war nicht völlig vor der Schwangerschaft», bemerkte ihr Gatte mit einem gewissen Unterton. Sie warf ihm einen gefährlichen Blick zu. Brandy stöhnte.
Seth versuchte, ein Lächeln zu verbergen, und wechselte das Thema. «Diese Kirche hatte einen grässlichen Läufer. Weinroter Plüsch.» Er schüttelte den Kopf. «Ich glaube, ich werde im Freien heiraten.»
«Oh, mein Gott!», bemerkte Terry in
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