Succubus on Top
«Oh, Georgina, was für ein hübsches Kleid!»
Sie schob Morgan und McKenna beiseite, die beide nach wie vor völlig fasziniert waren. Ich betrat das Haus der Mortensens und fand ein absolutes Chaos vor. Überall durchsichtige Plastikplanen. Die Wände abgeklebt. Den größten Teil des Mobiliars hatten sie aus dem Wohnzimmer in einen Flur dahinter geschoben. Die verbliebenen Stücke waren dick in weitere Planen gehüllt. Farbeimer, Paletten und Pinsel waren über den größten Teil des freien Raums verstreut, und alles – die Bewohner eingeschlossen – war mit gelber Farbe bespritzt.
«Georgina!», quietschte die achtjährige Kendall und schoss auf mich zu. Ihre Mutter, die gerade das Zimmer betrat, sprang herbei und hielt ihre Tochter zurück.
«Rühr sie nicht an!», rief Andrea aus und fiel zu Boden. «Nicht in diesem Kleid!»
Ich lachte und wollte jedes der Mädchen fest in die Arme nehmen. Zum Teufel mit dem Kleid!
«Seth», schimpfte Terry, der auf einer Leiter stand. «Warum hast du ihr nicht gesagt, dass wir hier in einem Kriegsgebiet sind?» Die Mortensen-Brüder fand ich stets sehr unterhaltsam. Obwohl er der Jüngere war, schien Terry immerzu völlig verzweifelt über Seths zerstreutes Verhalten, und er musste ihm oft einen Stups zurück in die Realität geben.
Seth saß im Schneidersitz auf dem Boden und hatte Kayla, die jüngste der Mortensen-Töchter, auf dem Schoß. Wie alle anderen war er über und über mit Farbe bespritzt – sogar sein T-Shirt mit der Aufschrift Writers Do It at Their Desks. Er wirkte ebenso gelassen wie ein buddhistischer Mönch, als er mir ein zerstreutes Lächeln zuwarf. «Weil wir hier immer in einem Kriegsgebiet sind.»
«Na ja, dann bring sie mal hier raus und irgendwohin, wo es nett ist», sagte Terry. «Sie muss sich nicht auch noch hier dran beteiligen.»
Was sofort entrüstete Schreie der Mädchen zur Folge hatte.
«Ich habe nichts dagegen zu bleiben», sagte ich. «Ich würde sogar gern helfen.»
Andrea erhob sich vom Boden, einen Arm noch immer um Kendall gelegt. «Dann müssen wir dich schützen. Komm mit, sehen wir mal nach, ob ich was Passendes für dich habe.»
Sie ließ Kendall los. Das kleine Mädchen kam einen Schritt auf mich zu, rührte jedoch nichts an. «Du siehst aus wie eine der Damen in dem Katalog von Victoria’s Secret.»
«Meine Lieblingslektüre», sagte ich feierlich zu ihr.
«Die von Paps auch.»
Aufstöhnend führte mich ihre Mutter in ihr Schlafzimmer, wobei wir uns an den Möbeln vorbeiquetschten, die draußen im Flur standen. In Terry und Andreas Schlafzimmer zu sein, unterschied sich beträchtlich vom Aufenthalt in Danas. Zum einen war es viel unaufgeräumter, das Bett war ungemacht und Wäschehaufen lagen auf dem Fußboden. Auch waren Farben und Dekor wesentlich weniger aufeinander abgestimmt und erweckten den Eindruck, dass alles über die Jahre hinweg zusammengesucht worden war, nicht mit dem kühlen Blick eines Innenarchitekten im Voraus geplant. Fotos der Mädchen in unterschiedlichem Alter bedeckten Wände und Kleiderschränke, und freie Flächen zierten seltsame Schmuckstücke, Bücher und Kleidung zum Wechseln. Dennoch war das ganze Zimmer trotz der Unordnung erfüllt von Liebe, als ob die Menschen, die es bewohnten, glücklich wären und sich umeinander sorgten. Dadurch war es warm und gemütlich, nicht steril und kalt wie bei Dana. Ich fühlte mich hier wohl und war eifersüchtig, weil ich nichts Ähnliches mit einer anderen Person teilen konnte, und mir kam der Aufenthalt in einer so intimen Umgebung fast aufdringlich vor. Fast wie heimliches Lauschen.
«Ah, ja», murmelte Andrea, die gerade die Schubladen durchwühlte. Sie reichte mir einige Sachen, ich zog mir das Kleid aus und probierte sie an. Obwohl sie einen fantastischen Körper dafür hatte, dass sie fünf Töchter geboren hatte, so war Andrea dennoch größer und kräftiger gebaut als ich, daher hingen die Kleider wie Säcke an mir herab. Sie überlegte es sich anders und reichte mir anstelle der Jeans Overalls. Ich musste die Ärmel aufrollen, aber die Träger hielten sie oben. Ich fasste mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und war zum Aufbruch bereit.
Bei meinem Anblick musste Seth lachen.
«He!», sagte ich und stieß ihn mit dem Fuß an. «Sei nett!»
«Ich glaube, ich sehe dich jetzt zum ersten Mal, ohne dass du nicht…» Er hielt inne und suchte nach einem Wort. «…durchgestylt wärst.»
«Nun, du silberzüngiger romantischer Teufel! Das
Weitere Kostenlose Bücher