Suchanek, Andreas - Heliosphere 2265 - Band 3: Enthüllungen
konzentrierten und die Leichten Kreuzer ihre Wendigkeit einsetzten, um sich dem Feind auf anderen Vektoren zu nähern.
"Sir, die HYPERION meldet Feindkontakt", sagte sein Ortungsoffizier mit belegter Stimme.
Ivo schloss für einige Sekunden die Augen. Er hatte gewusst, dass ein Mann wie Jayden Cross dem Gefecht nicht aus dem Weg ging, obwohl er damit sein Schicksal besiegelte. Sie konnten der Kolonie vielleicht einige Minuten erkaufen, hatten jedoch keine Chance gegen eine solche Übermacht. Ohne die Verteidigungsplattformen oder Entsatz, war der Interlink-Kreuzer dem Untergang geweiht. Sollten sie das hier überleben, würde die Admiralität Ivo dafür mit einem gewaltigen Tritt in den Arsch rauswerfen, so viel war sicher. Die HYPERION war zu wertvoll, als dass man sie in eine ausweglose Situation schicken durfte, würden sie sagen. Ivo allerdings sah die zahlreichen Menschenleben auf Pearl. Die waren wichtiger!
Die ersten Raketen starteten auf beiden Seiten, worauf Ivos Aufmerksamkeit sich wieder auf den Taktik-Screen richtete. Der Kampf begann.
*
NOVA-Station, Alzir-System, 24. Januar 2266, 21:30 Uhr
Er atmete, seine Finger fühlten den harten Boden, sein Körper bestand aus pochendem Schmerz. Alpha 365 war zweifellos noch am Leben. Mit äußerster Kraftanstrengung richtete er sich auf und wuchtete einen Teil der Deckenverkleidung zur Seite, das ihn unter sich begraben hatte.
Wieder auf den Beinen bewegte er testweise all seine Glieder. Sie gehorchten, wenn auch unter Schmerzen. Er war glimpflich davongekommen.
Als die Attentäterin, die sich nur bewusstlos gestellt hatte, ihn mit verschiedenen Kampftechniken attackierte und obendrein eine Laserklinge zog, hatte es nicht so gut ausgesehen. Nach den ersten Schlägen und Tritten hatte er begriffen, dass ihm die Frau überlegen war.
Doch der Einschlag eines Torpedos hatte alles verändert. Die Raumstation war offensichtlich angegriffen worden. Die Attentäterin lag tot am Boden. Aus ihrer Brust ragte ein gezacktes Schrapnell der Deckenverkleidung.
Ein Stöhnen erklang. Alpha 365 wandte sich um. Lieutenant Walker lag in einer Lache seines eigenen Blutes. Alpha 365 ging zur Konsole und griff nach einem medizinischen Notfallkoffer, der dort angebracht war und das Chaos überstanden hatte. Mit wenigen Schritten war er in der Zelle und beugte sich über den Lieutenant. Ein Blutfaden rann aus dessen Mundwinkel und augenscheinlich war eine Arterie verletzt.
Mit ein paar gezielten Handgriffen versiegelte Alpha 365 die Wunden und überprüfte die Verletzungen des Lieutenants mit einem Handscanner.
"Sie sind schwer verletzt, ich kann sie jedoch stabilisieren", sagte er. "Ich verschließe Ihre Wunden und versetze Sie in einen Heilschlaf. Mehr kann ich nicht tun. Wenn die Paramedics rechtzeitig erscheinen, werden Sie überleben. Andernfalls erwachen Sie nicht mehr."
Walker schnitt eine Grimasse, die ursprünglich wohl ein Grinsen hätte werden sollen. "Ich habe Ihre ehrliche Art schon immer bewundert. Ebenso wie ihren Intellekt. Es hat mich gewundert, dass Sie es nicht bemerkt haben."
"Wovon sprechen Sie?"
"Von allem", Walkers Lider flatterten. Kurz sah es so aus, als würde er in die Bewusstlosigkeit abdriften, dann fing er sich wieder. "Dem Netz, den Zusammenhängen."
Es schien als wollte der Lieutenant ihm endlich die Antworten liefern, auf die Alpha 365 schon so lange wartete. Er musste sich entscheiden, ob er den Offizier in den Heilschlaf versetzte und damit sein Leben rettete oder ihn weiter sprechen ließ. Er legte den Kopf schief, überdachte die Situation und sagte. "Ich werde Sie jetzt betäuben."
Walkers Hände fuhren in die Höhe, ergriffen Alpha 365 an der Uniform und zerrten ihn mit überraschender Kraft zu sich hinunter. Der Alpha ließ es geschehen, während er die Injektion an den Hals des Lieutenants heranführte.
Mit brechender Stimme flüsterte der Lieutenant etwas. Alpha 365 hielt kurz inne, lauschte denn Worten, und injizierte schließlich das Serum. Der Körper von Walker erschlaffte.
Alpha 365 erhob sich. Über das Gehörte konnte er später nachdenken, jetzt waren andere Dinge wichtiger. Mit zügigen Schritten verließ er die Arrestzelle.
*
"Verdammt noch mal, hau endlich ab!", schrie Zev.
Tess ignorierte ihn. Sie hatte sich noch nie von ihm herumkommandieren lassen, wenn sie alleine waren, warum jetzt damit anfangen?
Sie zog und zerrte an dem verkanteten Metall, das sich jedoch einfach nicht bewegen wollte.
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