Suche nicht die Suende
schlängelte. Ein einziger Fußtritt –
»Sie sind ein Arschloch«, platzte es aus Gwen heraus, und sie schleuderte einen Topf gegen Barringtons Kopf.
Alex sprang los. Barrington taumelte einen Schritt und versetzte Gwen mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht.
Sie fiel über den Schreibtisch. Ein tiefer, animalisch klingender, fremder Ton löste sich aus Alex’ Kehle, als er mit Barrington zusammenprallte und ihn mit sich zu Boden riss. Er packte das Handgelenk des Mannes, hielt es zu Boden gedrückt und presste ihm bei dieser Gelegenheit das Knie in die Hoden. Barrington wand sich wie ein Aal, aber er hatte offensichtlich keine Erfahrung im Kampfsport. Noch immer hielt er die Pistole so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Würde Alex ihm die Hand zu Boden schlagen, könnte die Waffe losgehen, und dann würden die Wachen herbeigelaufen kommen. Er hielt das rechte Knie in die Testikel des Mannes gedrückt, sein linkes Knie presste er auf dessen linken Arm, und mit der linken Hand – ja, bei Gott, du Hurensohn – drückte er die Kehle des Mannes zu. Er drückte so lange zu, bis Barrington die Augen verdrehte und erschlaffte.
Sich die Waffe greifen. Sichern. Gwen, am Schreibtisch. Ihr Gesicht. Keine sichtbaren Verletzungen.
Augenlider flatterten.
Alex holte tief Luft. Seine Hand zitterte, als er sie an Gwens Wange legte. Herr im Himmel, er war um
Gerrys
willen hierhergekommen, und jetzt lag Gwen dort zusammengesunken auf dem Boden. Er würde seinem Bruder eine Waffe an den Kopf setzen. »Gwen«, sagte er und erkannte seine eigene Stimme kaum wieder.
Sie öffnete die Augen. Und schaute sofort nach links. Zu Barrington.
»Vergiss ihn.« Er half ihr, sich aufzurichten. »Schau lieber auf das Meer.«
»Es geht mir gut«, wisperte sie.
»Die Aussicht ist wunderschön«, sagte er und riss die Schnüre herunter, mit denen die Vorhänge zurückgebunden wurden.
Sie räusperte sich. »Alex, die Papiere –«
»Haben wir Vollmond?«, fragte er. Rasch und gründlich fesselte er Barringtons Handgelenke. »Ich denke, wir sind heute Nacht fällig für den Vollmond.«
Sie antwortete nicht. Er sah seinen Händen zu, wie sie die Schnur um Barringtons Fußgelenke banden. Es war kein Tropfen Blut vergossen worden, doch er musste trotzdem an eine Metzelei denken. Er hätte diesen Mann mit Freuden zusammengeschnürt und ausgeweidet, ganz gleich, was Gerry auch dazu beigetragen haben mochte, dies alles in Gang zu setzen. Auf die koschere Art – an den Füßen aufgehängt, um langsam auszubluten.
Seine Hände begannen wieder zu zittern.
»Ja, wir haben Vollmond. Geht es dir gut?«
Es brauchte einen Moment, bis Gwens Worte zu ihm vordrangen. »Hervorragend«, sagte er.
»Nur dass es eine seltsame Zeit für Smalltalk zu sein scheint.«
Er führte die zweite Schnur zwischen Ober- und Unterkiefer des Mannes, wickelte sie zwei Mal um Barringtons Schädel und ein Mal um dessen Nacken, ehe er sie am Rücken entlangführte und die Schlingen der Fesseln um Hand- und Fußgelenke stramm zog. Barrington würde nirgendwo hingehen, bis jemand kam und ihn fand. Wenn er sich zu befreien versuchte, würde er sich selbst erdrosseln.
Soll er doch, dachte Alex, während er Barrington hinter den Wandschirm zerrte.
Dann wandte er sich mit einem tiefen Atemzug um und machte sich bereit, um Gwen hochzuheben – in seinen Armen würde sie sicher sein. Und wenn sie erst in Sicherheit war, würde er auch wieder denken können. Dieser Zorn in ihm kam so instinktiv, dass er ihn lähmte. Er sträubte einem die Nackenhaare.
Aber Gwen war schon ohne seine Hilfe aufgestanden und stopfte hastig Dokumente in ihr Retikül. Ihr kurzer Blick versicherte ihm, dass sie mit Barrington fertig war. Sie hielt ihre Handtasche hoch.
»Das sind Landkarten«, sagte sie. »Das könnte es erklären.«
Er starrte sie an. »Ich werde dich von hier wegtragen«, sagte er.
Sie legte den Kopf schief und dann, als würde sie sich erst jetzt wieder erinnern, berührte sie die Wange, auf die Barrington sie geschlagen hatte. »Es ist nur mein Gesicht«, sagte sie. »Ich kann gehen.«
»Ich werde dich tragen«, wiederholte er.
»Aber diese Karten, Alex –«
»Vergiss die Karten«, sagte er.
Ihre Augen wurden groß. Sie sah ihn einen Moment lang an, dann stopfte sie sich ihren Beutel unter den Arm. »Na schön«, sagte sie und trat zu ihm. »Ich glaube, ich fühle mich ein klein wenig schwach.«
Sie hatten die Treppe zur Hälfte hinter sich gebracht, als
Weitere Kostenlose Bücher