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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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wurde.
    Alex ließ ihren Arm los. »Geh auf der linken Seite zum Ausgang, halt dich immer an der Wand«, murmelte er. »Warte am Ausgang auf mich. Verlass den Saal
nicht
ohne mich.«
    »Aber –«
    »Geh.«
    Sie raffte ihre Röcke und machte eine scharfe Wendung, eilte vorbei an Reihen nichts ahnender Spieler, immer weiter unter einer Reihe von Kronleuchtern, die die Farben des Orientteppichs dämpften. Dieses Licht schuf so seltsame Effekte. Einen Moment lang erschien ihr der Saal so unwirklich wie eine dieser alten colorierten Daguerreotypien, oder wie die Erinnerung eines anderen Menschen, die nichts mit ihr zu tun hatte. Wenn das doch nur der Fall und sie bereits von hier fort wäre.
Schneller
, dachte Gwen, doch als sie über die Schulter schaute, blieb sie abrupt stehen: Alex
sprach
mit den Männern. Die Hände in den Taschen, das Gewicht auf einen Fuß verlagert, machte er einen ziemlich lässigen Eindruck.
    Der Mann mit dem Bowlerhut hatte die Stimme erhoben. »– lügt, sage ich Ihnen. Er –«
    Die Angestellten packten den Mann an den Ellbogen. Alex schüttelte den Kopf, warf Gwen einen kurzen Blick zu, wies mit einem Kopfnicken zum Ausgang, während auch er jetzt darauf zuging.
    Sie ging weiter und war sich der vielen Tische quälend bewusst, an denen sie noch vorbeimusste, bevor sie den Ausgang erreichte – fünf, vier, dann noch drei. Sie schaute zu Alex hin, der ohne jede Eile auf der gegenüberliegenden Seite des Saales auf den Ausgang zuhielt. Die verursachte Unruhe, nur bemerkbar, weil es so still war, hatte einige Spieler veranlasst, zu ihr hinzusehen.
    Noch zwei Tische.
    Ein weiterer gedämpfter Fluch durchdrang die grabesgleiche Stille des Saales. Noch mehr Spieler legten ihre Karten ab.
    Ein Tisch.
    Sie erreichte den Ausgang zum gleichen Zeitpunkt wie Alex. Er legte den Arm um ihre Taille, während sich die Türen für sie öffneten. »Kopf runter«, sagte er leise, während sie den Spielsaal verließen.
    Vor ihnen, beneidenswert nah an dem Hauptausgang, ging Arm in Arm ein Paar. Als sich die nächste Flügeltür für sie öffnete, atmete Gwen erleichtert auf: Sie sah weder Barrington noch seine Männer irgendwo auf dem langen Flur vor ihnen. »Haben wir genug Geld, um nach Nizza zu kommen?«
    »Ja.«
    Sie gingen schneller und hatten es schon fast bis in die Lobby geschafft, als eine Stimme rief: »Ramsey!«
    Der Ruf schien von den Marmorböden widerzuhallen. Gwen schaute auf und sah Barrington neben einer äußerst verwirrt scheinenden Signora Rizzardi stehen.
    »Musik«, sagte Alex entschlossen. Er stieß die Tür zum Konzertsaal mit dem Ellbogen auf und zerrte Gwen hinter sich her.
    Im Innern war es dunkel, die Lichter des großen Kronleuchters brannten nicht; zunächst erkannte Gwen nichts als Reihen um Reihen von roten Samtstühlen, auf denen die Zuschauer saßen. Sie alle blickten zu der hell erleuchteten Bühne hinauf, auf der ein großes Orchester spielte, das aus mindestens siebzig Musikern bestand. Alex’ hielt Gwen fest an der Hand, und sie folgte ihm blindlings durch den Saal. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Dunkel, und sie konnte mehr von ihrer Umgebung erkennen. Die Wände waren mit Gemälden griechischer Gottheiten geschmückt, die aufwändig vergoldete Decke war so hoch über ihnen, dass sie sich plötzlich sehr klein fühlte – fast wie ein Kind.
    Jetzt erreichten sie das Ende der letzten Reihe. »Hierher«, wisperte Alex, und sie hörte das feine Klicken eines Riegels, dann öffnete sich die Tür, und er zog sie auf einen kleinen Platz hinaus, der neben dem Haupteingang lag.
    Gwen atmete erst wieder auf, als das Casino hinter ihnen lag und sie über Rasen liefen. Und dann wollte sie nur noch rennen. Etwas Wildes und Ausgelassenes tun! Eine Flucht in Monte Carlo! Sie wandte sich zu Alex um, es ihm zu sagen – vielleicht auch nur, um zu lachen – und er lächelte zurück. Dann aber sah sie hinter ihm den Mann herankommen. Es war der gleiche Mann, dem sie auf der Treppe in Barringtons Haus begegnet waren. In seiner Hand glänzte Metall.
    Instinkt war alles. Sie warf sich gegen Alex, stieß ihn aus dem Weg, als der Mann mit dem Pistolengriff zuschlug. Alex taumelte zurück. Der Schlag des Wachmannes verfehlte Gwen; er hatte ihre Größe nicht richtig eingeschätzt. »Hexe!« Er griff nach ihr und holte schon mit der Faust aus.
    Alex schlug ihn. Sie hatte noch nie gesehen, wie ein Mann einen Schlag abbekam. Sie war nie zu einem Boxkampf gegangen. Es war nicht

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