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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Alex.
Weil sie immer wieder von Neuem fest daran glauben, dieses Mal zu gewinnen.
    Wäre Gwen heute Abend gestorben, etwas in ihm wäre zerbrochen – vielleicht der Rahmen, in den er all die Fragmente eingefügt hatte. Das Bild, das er sich von ihr zu machen versucht hatte, hatte sie schon vor langer Zeit zerschlagen.
    Kein Gewinn war das Risiko wert, sie wieder zu verlieren.

13
    Gwen hatte schon viel über die berühmten Gärten Monte Carlos gehört – die weitläufigen smaragdgrünen Rasenflächen, gesprenkelt von Pfauen, die Springbrunnen und Spazierwege zu den Bänken, die dort aufgestellt worden waren und von denen man den schönsten Blick über das Meer hatte. Eigentlich hatte sie erwartet, dass sie und Alex durch diese Gärten fliehen würden, kaum dass die Kutsche gehalten hatte, doch stattdessen ergriff er ihre Hand und führte sie die breite weiße Treppe hinauf in das Casino, und erlaubte ihr nur einen kurzen Blick auf blühende Mimosenbäume und Palmblätter, durch die die kühle Abendluft wispernd strich.
    Die Eingangshalle war eine prächtige Angelegenheit aus Marmor und Säulen und einer umlaufenden Galerie, die voll von Menschen war. Eine Vielzahl Besucher hielt sich in der Lobby auf. Man hörte gedämpfte Stimmen und ferne Musik. Monte Carlo. Gwen fühlte sich benommen. Warum verweilten sie hier? Oben, an jedem Ende der Galerie, waren große Wandbilder vom Sonnenaufgang über einer Stadt mit weißen Mauern zu sehen – Monaco, wie sie vermutete.
    Alex zog sie ein Stück von den anderen fort und legte die Hand an ihr Gesicht, als wolle er sie streicheln. Als er sich zu ihr beugte, murmelte er: »Hast du Geld dabei?«
    Sorge durchfuhr sie. »Nein«, wisperte sie. Er hatte auch keines, oder?
    Er nickte. »Bleib dicht bei mir. Ich werde zehn Minuten lang spielen. Der Gewinn sollte uns bis Nizza bringen.«
    Er führte sie durch die Lobby zu dem kleinen Büro, in dem sie ihre Namen und Nationalität in ein großes, in Samt gebundenes Buch eintrugen und dafür zwei Zutrittsberechtigungen erhielten.
    Die Karten in der Hand, wartete Alex nicht auf die anderen Gäste. »Komm«, sagte er zu Gwen, und sie gingen rasch an den Türen vorbei, die zum Leseraum und der berühmten Konzerthalle führten, wo, nach der Musik zu urteilen, gerade eine Sinfonie von Mozart gespielt wurde. Livrierte Angestellte verbeugten sich und öffneten die Flügeltüren in den angrenzenden Raum, ein Zimmer mit einer dunkelblauen Decke, auf der ineinandergreifende goldene Sterne prangten. Die Stille hier drinnen war fast hörbar; die wenigen Besucher, die auf den vergoldeten Bänken saßen, tranken Tee und lasen Zeitung. Wie seltsam: Monte Carlo fühlte sich wie eine große Bibliothek an.
    Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Gwen es wohl als sehr ungerecht empfunden, diesen berühmten Ort nicht erkunden zu können, dass sie an dessen Hauptattraktionen vorbeilief, ohne sie eines zweiten Blickes zu würdigen. Aber alles, was sie jetzt wünschte, war, von hier fortzukommen. Barrington konnte jeden Augenblick auftauchen. Sie hatten kein Geld. Kein Geld! Ihr ganzes Leben lang hatte sie Geld zur Verfügung gehabt und das tröstliche Wissen, was ihr dieses Geld alles zusicherte: ein freundliches Lächeln, zuvorkommende Bedienung, rasch die Flucht ergreifen zu können, wenn es darauf ankam. Ohne diese Sicherheit fühlte sie sich verletzlich.
    Sie durchquerten einen weiteren Vorraum, der ganz in Gold gehalten war und in dem es noch stiller war als im ersten, ehe die Flügeltüren sich endlich zum Spielsaal öffneten. Die Stille, die hier herrschte, war so absolut, als hielten alle Spielenden an den langen Tischen gleichzeitig die Luft an. Männer und Frauen saßen in Armstühlen aus scharlachrotem Samt und blickten mit gerunzelter Stirn auf ihre Karten. Gwen folgte Alex, vorbei an einem jungen Mann von nicht mehr als zwanzig Jahren, der in seinen Fingerknöchel biss und dessen Blick der rollenden Roulettekugel folgte, herum und herum. Inmitten all dieser erbitterten, stummen Konzentration dröhnte deren Klackern wie ein überlauter Donner, der an den Nerven zerrte.
    Am Ende des Saales blieb Alex stehen. In diesem Bereich war jeder Tisch mit einer aufwändig ziselierten Silberschale geschmückt. Er wollte also
Trente-et-quarante
spielen. Gwen hatte von dem Spiel gehört; Elma favorisierte es, weil die Gewinnchancen hier höher als beim Roulette waren.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um Alex ins Ohr zu flüstern. »Hast du überhaupt

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