Suche nicht die Suende
Geld, um zu spielen?«
»Nur das, was ich dem Spanier gestohlen habe.«
Gestohlen! Sie bemerkte das leichte Lächeln, das über sein Gesicht huschte. Mit einem tiefen Atemzug sagte sie: »Und bist du gut im Spielen?«
»Glück kann man immer gebrauchen«, murmelte er – und brachte ihren Atem zum Stocken, indem er ihre Hand ergriff und sie an seine Lippen hob, die kurz ihre behandschuhten Knöchel berührten, ein Druck so heiß wie ein Feuer. Für einen Moment schien ihre große Angst in etwas weitaus Angenehmeres und geradezu Heißes zu münden.
Mit einem Augenzwinkern ließ Alex sie los und nahm an einem der Tische Platz. Gwen presste die Hand auf die Brust und zog sich auf eine freie Bank zurück, die an der Wand stand.
Während sie noch Platz nahm, sagte der Croupier an Alex’ Tisch: »Messieurs, faites le jeu.« Alex holte eine Münze hervor. Gwen richtete sich auf und bemühte sich vergebens, deren Wert zu erkennen.
Was immer es war, Alex setzte sie, ohne zu zögern – obwohl er das vielleicht sollte, wenn ihre Finanzlage so war, dass er spielen musste, um von Monte Carlo wegzukommen.
Vielleicht konnten sie jemanden dazu überreden, sie nach Nizza mitzunehmen?
Gwen sah nervös zur Tür, dann wieder zum Spieltisch. Die anderen Spieler an Alex’ Tisch – zwei junge, gut genährte Gentlemen; ein alter Mann, der mit seinem weißen Bart, den roten Wangen und dem ernsten Gehabe überzeugend einen Kapitän hätte abgeben können, und dann eine schmächtige Frau in einem schwarzen Witwenkleid, die einen großen Gagatanhänger an ihrer Halskette trug – bewiesen mehr Zurückhaltung in ihrem Tun. Die Frau änderte ihren Einsatz zwei Mal, bevor sie die Hände wieder in den Schoß legte, um sie, wie Gwen vermutete, nervös ineinander zu verschränken.
Sie wünschte, Alex würde zu ihr hinsehen. Was würden sie tun, wenn Barrington auftauchte? Das Dämmerlicht der Kronleuchter prallte von den Tischen zurück, die mit grünem Stoff bespannt waren, was dem Saal einen fahlen Glanz verlieh, der sich wenig schmeichelhaft auf den Gesichtern der Spieler spiegelte. Noch nie zuvor hatte sie Alex blass gesehen.
»Le jeu est fait, rien ne va plus«
, sagte der Croupier. Die Einsätze sind gemacht, keine weiteren Einsätze mehr. Mit einer eleganten Handbewegung begann er, die Karten zu geben.
Gwen beugte sich vor und biss sich auf die Lippen. Und aus dem Augenwinkel sah sie einen Bowlerhut.
Sie wandte sich erschrocken um. Einer der livrierten Angestellten war zu dem Mann gegangen und hatte ihn aufgehalten, jetzt wies er auf dessen Hut. Ein Schild in der Lobby hatte sehr deutlich verkündet, dass Hüte im
Salle de Jeu
nicht erlaubt waren.
Der Mann sah wütend aus. Mit einem scharfen Fluch und laut genug, um das leise, stetige Rumpeln der Roulettekugeln zu übertönen, nahm er den Hut ab und warf ihn dem Angestellten vor die Füße.
Der Angestellte trat einen Schritt zurück, während sich ein zweiter Mann in Livree näherte. Er sagte etwas, doch so leise, dass Gwen es nicht verstehen konnte, während er den Hut aufhob und ihn dem Mann zurückgab.
Alex war auf die Karten konzentriert. Gwen wusste nicht, ob sie aufstehen sollte, um ihn zu warnen, oder auf die Knie sinken, um zu vermeiden, dass sie bemerkt wurde. Sie erkannte den Mann nicht wieder, aber in diesem Fall schien es ihr unklug zu sein, einfach nur auf das Beste zu hoffen. Sein Auftreten und seine Kleidung machten es zu wahrscheinlich, dass er einer von Barringtons Männern war. Alex saß mit dem Rücken zum Eingang, sodass der Mann ihn noch nicht bemerkt haben konnte. Noch gab es eine Chance, unentdeckt zu entkommen –
Jetzt sah ihr der Mann direkt in die Augen. Er schüttelte die Hand des Angestellten ab und zeigte auf Gwen.
»Rot gewinnt«, verkündete der Croupier. Er schob Alex Geld zu, der die Münzen und Banknoten in seine Taschen steckte.
Gwen stand auf. »Alex«, sagte sie.
Der Schrecken in ihrer Stimme erregte sofort seine Aufmerksamkeit. Auch er erhob sich und machte eine knappe Verbeugung zum Tisch, dann ergriff er ihren Arm und wandte sich zur Tür. »Wo?«, fragte er ruhig.
Der Gleichmut in seiner Stimme beruhigte sie irgendwie. Es war nur ein Mann, und sie befanden sich in der Öffentlichkeit. »Rechts. Bei den Roulettetischen; der Mann mit dem Bowlerhut in der Hand. Herrje«, fügte sie hinzu, denn der Mann
und
die Angestellten kamen jetzt auf sie zu, gingen mit gemessenen Schritten den Gang entlang, der von den Tischen gebildet
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