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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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erzählen!
Wir kämpften beide gegen den Drang zu niesen an, verstehen Sie …
    Dann erkannte sie die Ursache der Bewegung, die Thomas gemacht hatte: Der Trauzeuge hatte ihm die Faust in den Rücken gedrückt.
    Das passiert nicht wirklich.
    Über Thomas’ Schulter hinweg warf ihr Henry Shrimpton einen panischen, schreckerfüllten Blick zu. »Sag es«, wisperte er Thomas zu.
    Ich träume das nur.
    »Sir«, murmelte der Priester.
    Ich werde gleich aufwachen.
    »Nun sag es doch«, zischte Mr Shrimpton.
    Thomas stieß einen erstickt klingenden Laut aus.
    »Das netteste Mädchen der Stadt«, murmelte jemand aus der Gästemenge, und etwas Kaltes breitete sich in Gwens Magen aus. Eine Million Mal hatte sie diese Beschreibung von sich schon gehört, aber niemals hatte jemand das so voller
Mitleid
gesagt.
    Sie sah in die Menge, aber es war unmöglich, die Quelle der Bemerkung zu entdecken. Plötzlich tuschelten auch viele andere Leute, ihre leisen Bemerkungen und das spekulierende Wispern vermischte sich zu einem anschwellenden Summen.
    Du großer Gott! Gwen schluckte. Sie erkannte dieses Summen wieder – in ihren Alpträumen hatte sie damit Bekanntschaft gemacht –, aber niemals,
niemals
hätte sie erwartet, es tatsächlich zu hören. Nicht dieses Mal. Nicht, wenn der Bräutigam tatsächlich gekommen war!
    Wieder sah sie Thomas an. »Sir«, wisperte sie. »Alle – alle denken, dass Sie –«
    Ihr schnürte sich die Kehle zu. Ein kalter Schauder lief ihr den Rücken herunter. Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Sie konnte es einfach nicht in Worte fassen. Er musste doch wissen, was die Leute dachten!
    Er warf ihr einen verzweifelten, glotzäugigen Blick zu, den sie nicht deuten konnte. Sie schüttelte den Kopf – hilflos, verzweifelt.
    Der Blick aus seinen jetzt blutunterlaufenen Augen richtete sich wieder auf die Menge.
    Wohin schaute er denn nur? Sie folgte seinem Blick, aber sie konnte nichts Besonderes entdecken, außer einem Meer von offen stehenden Mündern, die schärfer wurden und dann wieder verschwammen, immer im Takt des Brüllens, das sich in ihrem Kopf erhob. Ihr Blick blieb an der vorletzten Reihe hängen, und der Anblick der vier Ramseys drang trotz ihrer Panik kurz zu ihr durch – Caroline, die ihr Gesicht an Belindas Hals verbarg; Belinda, hochrot im Gesicht, die sich abwandte, um ihrem Mann etwas ins Ohr zu flüstern (oh, sie hatte nichts übrig für solche Spielchen; das hier würde sie Thomas niemals vergeben); Lord Weston mit gerunzelter Stirn; und gleich am Gang saß Alex, der die Hand hob, um dahinter ein Gähnen zu verbergen.
    Der Anblick durchzuckte Gwen. Alex war zurück in London?
    Und er
gähnte?
    Langweilte
ihn das hier?
    Ihre Blicke trafen sich. Seine Hand sank herunter. Seine Schulter zuckte kaum sichtbar, als wollte er sagen:
Na und, was macht das schon?
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Hielt er diese Geste etwa für tröstlich?
    Nein, das tat er nicht. Er sah einfach nur müde aus. Überraschte ihn denn gar nichts? Ihr Bruder hatte das immer behauptet. Unerklärlicherweise hatte ihr Bruder ihn genau deshalb so sehr gemocht – wegen seiner unerschütterlichen, fast unmenschlichen Gelassenheit.
    Alex richtete den Blick auf Thomas. Sein Mund verzog sich.
    Sie holte verwundert Luft. Der Anblick seines Grinsens wirkte wie Eiswasser auf ihre benommenen Sinne. Weil – wirklich, warum sollte er nicht höhnisch grinsen? Das Summen steigerte sich zu einem Dröhnen. Thomas hatte
vor dem Altar
kalte Füße bekommen.
    Welche Art Frau ließ das zwei Mal mit sich machen?
    Sie schaute zurück zu Thomas. Sein gerötetes Gesicht wurde jetzt noch röter. »Ich will«, zischte sie ihm zu. »Sagen Sie
Ich will

    Seine Augenlider flatterten heftig. Einer der Gäste rief laut: »Sag es, Mann!«
    Einer der Gäste! Es war über alle Maßen demütigend; ihre Hochzeit war zu einer Varieténummer verkommen! Doch alles, was Thomas tat, war, einfach nur dazustehen wie ein glotzendes Huhn!
    Sie räusperte sich. Ihre Knie zitterten. »Viscount«, brachte sie heraus. O lieber Gott, mach, dass er es sagt, und ich werde diese hundert Pullover stricken! Und ich werde nie wieder bis zum Mittag schlafen oder auch nur einen einzigen unfreundlichen Gedanken über wen auch immer denken – »Wollen Sie den Eheschwur nicht sprechen?«
    Thomas taumelte einen Schritt zurück. »Vergeben Sie mir«, brachte er nun keuchend heraus und wandte sich auf dem Absatz um. Wandte sich ab – von ihr.
    Mr Shrimpton trat einen

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