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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Elmas Tee; nie wieder würde sie eine Tasse davon so beiläufig trinken können wie bisher. Ihre Finger fanden die weiche Fülle seiner Haare, vergruben sich darin und spannten sich an. Solche Dinge konnte sie tun, jetzt, da sie aufgehört hatte, sich über alles Sorgen zu machen! Sie lehnte sich an ihn, mit all ihrem Gewicht. Er war so viel größer als sie. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und rieb sich an ihm. Er gab einen erstickten Ton von sich, und sein Mund presste sich auf ihren Nacken. Dem leichten Kratzen seiner Zähne folgte ein weiches, heißes Saugen; sie glaubte, sich aufzulösen wie Zucker im Tee.
    Er drehte sie herum, seine Hände drängten sie nach unten. Ein Sesselpolster stieß gegen ihren Po. Grundgütiger, er war … er kniete sich über sie, seine Hände aufgestützt auf die Armlehnen, sein Mund glitt ihren Hals hinauf, kehrte dann zurück zu ihrem. Ihre Mattigkeit veränderte sich, wurde zu etwas Schärferem und Forderndem; sie fasste ihn fester an und öffnete wieder den Mund, hoffte, dass vielleicht seine Zunge –
    Er zog sich so abrupt von ihr zurück, dass ihre geöffneten Hände einen Moment in der Luft schwebten, ehe sie sie auf den Schoß sinken ließ.
    »Nun«, sagte er knapp. »Das sollte deine Neugier zufriedengestellt haben.«
    Benommen blickte sie zu ihm hoch. Es verwirrte sie, dass sein Kinn so angespannt wirkte. Der Kuss hatte ihm doch gefallen, oder nicht? Seine Brust hob und senkte sich recht heftig. In all den Romanen, die sie gelesen hatte, war das ein Zeichen für Leidenschaft, und dass sie selbst auch kurz und schnell atmete, schien es nur zu bestätigen.
    Vielleicht empfand er den Kuss wie einen Verrat an ihrem Bruder. Ja, das ergab Sinn. »Es tut mir leid«, sagte sie zögernd. »Ich habe dich verlockt, das gebe ich zu. Sicherlich wird Richard wissen, dass es meine Schuld war.«
    Für einen Moment sagte er gar nichts. Und dann, mit einem heftigen Ausatmen, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Geh wieder ins Bett, Gwen. Ich fürchte, du hast deinen fröhlichen kleinen Verstand verloren.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Zimmer.
    Guter Gott! Noch nie zuvor hatte sie erlebt, dass Alex die Beherrschung verloren hätte.
    Andererseits hatte
sie
noch nie einen Schürzenjäger geküsst.
    Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. »Oh du wunderbare neue Welt«, murmelte sie und stand auf. Mit oder ohne Begleitung – sie musste unbedingt eine Fahrkarte nach Paris kaufen.

5
    »Du verschwendest meine Zeit!«, brüllte Bruneau.
    Jemand in der Ecke lachte.
»Fais gaffe à toi!«
Sieh dich vor.
    Bruneau hat jeden Grund zur Klage, dachte Alex. Sie umkreisten sich jetzt seit gut drei Minuten. Beide hielten jeweils den rechten Arm angewinkelt vor der Brust, den Ellbogen vom Körper weggestreckt, um einen Schild aus Muskeln und Knochen zu bilden. Wie es die Regeln vorschrieben, hielt Bruneau den linken Arm hinter seinem Kopf und unterstützte damit seine Balance, während er das Gewicht auf die Fersen verlagerte, um seinen Angriff vorzubereiten. Doch sein Arm zitterte. Offensichtlich war er nicht an Gegner gewöhnt, die es ablehnten anzugreifen.
    Andererseits gab es nur wenige Männer, die Savate zwar praktizierten, aber – wie Alex – das Kämpfen eher verabscheuten.
    Tief atmete Alex die abgestandene, schweißgeschwängerte Luft in der
salle d’armes
ein. Wenn er in Paris war, versäumte er es nie, hier zu trainieren. Bisher hatte er das jedoch noch nicht in der körperlichen Verfassung getan, in der er sich zurzeit befand. Kaum mehr als zehn Stunden Schlaf hatte er in den vergangenen fünf Tagen gefunden. Er wusste, wem er die Schuld daran geben konnte.
    Er veränderte die Körperhaltung und bot seinem Gegner absichtlich die Chance zum Angriff.
    Bruneau vollführte einen Sprung nach vorn. Doch es war eine allzu durchsichtige Finte, und Alex verharrte reglos.
    »Verdammter
boy
«, knurrte der Mann in kehligem Französisch. »Ich bin nicht zum Spielen hergekommen!«
    Er konnte sich seinen Atem sparen. Seit dem ersten Jahr in Rugby reagierte Alex nicht mehr auf Hohn und Spott. Jenes erste Jahr war auch das Jahr gewesen, in dem Richard wegen seiner Herkunft zur Zielscheibe für Schikane geworden war. Und jeder, der mit ihm befreundet gewesen war, gleich mit. Richard hatte wie ein Tiger gekämpft und gegen Alex’ Zurückhaltung gewettert.
Warum kämpfst du nicht? Hat dein Bruder es dir nicht beigebracht? Man sagt doch, er könnte sogar George

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