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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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in unsere Skizzenbücher legen.«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Die Tuilerien sind nichts Ursprüngliches, und Museen gefallen mir nicht besonders. Also – ich will es Pennington heimzahlen! Und danach, nun, all die offiziellen Dinge habe ich bereits gesehen. Die Oper, die Weltausstellung, diesen neuen Turm, den sie gebaut haben – er schwankt bei Sturm, was äußerst grässlich ist. Aber ich habe noch gar nichts von dem gesehen, was wirklich Spaß macht. Die Dinge, die anständige Mädchen nie zu sehen bekommen!«
    Seine Hand glitt vom Türknauf. »Du bist eine Heidin«, stellte er fest. »Der Eiffelturm ist ein Wunder der Ingenieurskunst. Und was das andere angeht – ich habe keine Ahnung, von welchen Dingen du eigentlich redest. Vom Fischmarkt vielleicht? Den Arbeitshäusern?«
    »Ich rede von den anrüchigen Orten! Ich rede vom
Bal Bullier
und vom
Moulin Rouge,
von den Orten, an denen die Ladys die ganze Nacht den Cancan tanzen –«
    Er keuchte. »Italien, Gwen. Ich schlage vor, du fährst nach Italien. Ich wünsche dir dort recht viel Spaß. Pesto, Rom, die Medicis – wer kann da widerstehen? Du solltest dir einen schönen Giftring kaufen und dem Viscount einen Tausch vorschlagen.«
    »Aber er kann bis jetzt doch noch gar nicht bis nach Italien gekommen sein«, sagte sie geduldig. »Paris wird sein erster Aufenthalt sein, auch wenn sein eigentliches Ziel irgendwo auf dem Kontinent liegen mag. Und ich habe dir bereits erklärt, dass ich den Ring zurückhaben will.«
    »Und ich habe dir gesagt, dass ich ihn für dich zurückholen werde«, sagte er mit einer Spur von Ungeduld in der Stimme. »Also zerbrich dir nicht deinen hübschen kleinen Kopf darüber.«
    »Mein Kopf ist nicht klein, und ich bin auch nicht besonders besorgt. Wo hast du nur all diese schrecklichen Ausdrucksweisen aufgesammelt, Alex? Du solltest dich wirklich vor den Amerikanern hüten!«
    Er schüttelte den Kopf, als müsse er ihn klar bekommen. »Richtig. Gwen, wie ich bereits sagte – wir werden später darüber reden. Und jetzt geh auf dein Zimmer und ruh dich aus.«
    Es war das Lächeln, mit dem er diese Bemerkung abschloss, das ihren Geduldsfaden reißen ließ. Dieses Lächeln – es war begütigend. Verhätschelnd.
    Er nahm kein einziges ihrer Worte ernst.
    Nun, sie kannte einen Weg, ihre Absichten ganz klar zu beweisen. Suffragetten und Schauspielerinnen hatten diese Methode auch schon erprobt. Er wollte sie verspotten, ohne Zweifel, aber zumindest danach würde er sie ernst nehmen müssen. »Warte«, sagte sie, während er die Tür öffnete.
    Er seufzte und wandte sich wieder um. »Um Gottes willen. Was denn noch?«
    Sie holte tief Luft. Sie schaffte das. Warum nicht? »Du hast mir vorhin versprochen, mir einen Gefallen zu tun.«
    »Ich werde dich nicht mit nach Paris nehmen«, sagte er ausdruckslos. »Ich bin doch nicht dein verdammter Anstandswauwau.«
    »Nein! Das war es ja auch gar nicht, um was ich dich bitten wollte.«
    Er schloss die Tür wieder, steckte die Hände in die Taschen und wartete, obwohl das ungeduldige Klopfen mit dem Fuß verriet, dass er ihr nicht mehr allzu viel Zeit zugestehen wollte. »Na los, sag es schon.«
    Sie war zwar recht groß für eine Frau, aber als sie auf seinen Mund schaute, schien es ihr unklug, die Dinge dem Zufall zu überlassen. »Vielleicht solltest du dich zuerst setzen.«
    Er verdrehte die Augen zur Decke, dann ging er zum nächstbesten Stuhl. Während er sich setzte, sagte er düster: »Ich bin auf alles gefasst.«
    Sie ignorierte den Sarkasmus, nickte nur kurz, raffte die Röcke und ging entschlossen auf ihn zu.
    Seine Augenbrauen hoben sich um einen Millimeter.
    Sie lächelte.
    Als sie nur noch zwei Schritte entfernt war, legte er den Kopf schief.
    »Rühr dich nicht«, ermahnte sie ihn.
    Als ihre Röcke seine Knie streiften, verengte er die Augen und sah dabei aus, als wolle er etwas sagen. Sie legte die Hände fest auf seine Unterarme und drückte ihren Mund auf seinen.
    Er war nur aus harten Muskeln gebaut; unter ihren Händen spannte sich sein Bizeps steinhart an. Seine Lippen waren warm und regungslos. Er roch nach Seife, sehr sauber, kaum eine Spur von Schweiß war an ihm. Vermutlich hatte er vor Kurzem ein Bad genommen. Oder: Er hatte vor Kurzem seinen großen Körper in eine Badewanne gesenkt, vollkommen nackt.
    Der Gedanke richtete in ihrem Bauch etwas Schreckliches und zugleich Schönes an. Ihre Hände glitten wie von selbst zu seinen Schultern hinauf, und dann presste sie

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