Suche nicht die Suende
zu fallen. Was nicht bedeutete, dass er für immer zu Boden ging. Er ergab sich der Schwerkraft, doch es gelang ihm, sich gerade noch so lange auf den Beinen zu halten, dass Bruneau auf die Idee kam, ihm auf den Leib zu rücken. Jetzt ließ sich Alex fallen wie ein Stein. Seine Handflächen prallten auf den Boden.
Über Bruneaus knolliges Gesicht blitzte ein Begreifen, für den Bruchteil einer Sekunde, bevor Alex seinen Fuß um den Knöchel des Mannes hakte. Bruneau taumelte, dann fiel er rückwärts. Sein Kopf schlug krachend auf dem Boden auf.
Aus einem unerfindlichen Grund glaubten die Franzosen, dass die Engländer diesen Trick nicht kannten.
Alex rappelte sich hoch. Gott im Himmel, er fühlte sich gut. Das war ein weitaus besser Start in den Morgen als Kaffee. Er verbeugte sich, um den Beifall der Zuschauer entgegenzunehmen, dann ging er zu Bruneau, der noch immer benommen am Boden lag und blinzelnd zur Decke starrte. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
Der Mann setzte sich auf, schüttelte den Kopf und bedachte Alex dann mit einem trüben Lächeln. »Das machst du nur einmal mit mir«, sagte er. »Morgen werde ich darauf vorbereitet sein.«
»Dann also morgen Vormittag?« Er reichte Bruneau die Hand und zog ihn auf die Füße hoch. Oder vielleicht doch jetzt gleich, hätte er fast hinzugesetzt, denn während die Wirkung des Adrenalins nachließ, stürzte die ganze Realität der Welt wieder auf ihn ein: der Trainingssaal mit den Schwertern, die paarweise überkreuzt an den Wänden hingen; das Rumpeln von Karren über das Kopfsteinpflaster und die lauten Rufe der Straßenverkäufer, die durch die geschlossenen Fenster hereindrangen; der Gedanke an das beunruhigende Telegramm von Belinda, das ihm heute Morgen in seine Hotelsuite gebracht worden war.
GWEN AUF DEM WEG NACH PARIS MIT ELMA STOP FÜRCHTE SIE SUCHT VISCOUNT STOP ELMA AHNUNGSLOS STOP BITTE BRING SIE ZUR VERNUNFT STOP
Diese Entwicklung war allerdings mehr als beunruhigend. Von Rechts wegen sollte Gwen jetzt damit beschäftigt sein, Hochzeitsgeschenke zu öffnen und Dankesschreiben zu verfassen. Alex hatte erwartet, solch einen Brief von ihr zu bekommen. Er hatte sich darauf gefreut. Es wäre der Moment der Einlösung des Versprechens gewesen, das er Richard gegeben hatte.
Stattdessen war Gwen in Paris aufgetaucht, das war eine Änderung der Lage, die eine böse Vorahnung in ihm auslöste.
Vorahnung
. Das war die erste und höchst beunruhigende Stufe von Besorgnis, die auf nichts Konkretem beruhte, sondern sich eher als ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend zu erkennen gab. Einer Magenverstimmung nahe verwandt. Für das Gefühl, das sich zurzeit in ihm ausbreitete, gab es kein anderes Wort. Für ihn gehörte Gwen zu derselben Art von Verpflichtung, die auch seine Schwestern und seine Nichten einschloss – eine leicht zu händelnde Schar, für die lediglich Geschenke zu Weihnachten erforderlich waren, Postkarten zu den Geburtstagen und gelegentlich ein Kartengruß (vorzugsweise mit einem Pferd oder einem Kätzchen als Motiv: Carolines Jüngste hatte ihm kürzlich diese Information gegeben). Sie sollte nicht in Paris sein. Er sollte nicht in Paris sein. Er konnte gut darauf verzichten, auf sie aufzupassen oder den Wächter seines Bruders zu spielen. Wenn Gerry Land an Rollo Barrington verkauft hatte, sollte Rollo Barrington doch seine Freude daran haben. Wo Alex jetzt eigentlich sein sollte, das war Lima, um hinter die Pläne zu kommen, die Monsanto ausheckte.
Aber nein! Stattdessen befand er sich eine halbe Weltreise von Peru entfernt und verfolgte einen Mann namens
Rollo
(Herrgott, was für ein Name!) und sollte sich gleichzeitig auch noch um Gwen und ihre Probleme kümmern. Nichts in Penningtons Hintergrund wies darauf hin, dass er es sich leisten konnte, auf eine solche Mitgift wie die Gwens zu verzichten. Und Gwen – nun, Jesus Christus. Wenn sie glaubte, er küsste ungefähr so gut wie Trent, dann musste sie irgendwo und irgendwie doch einen ernsten Schlag gegen den Kopf bekommen haben.
Bruneau versetzte ihm den obligatorischen Hieb auf den Rücken. (Und jetzt hatte ihn Gwen auch noch dazu gebracht, in den Tag hineinzu
träumen
, erkannte Alex mit Abscheu.) Pflichtbewusst klopfte auch er dem Mann auf die Schulter. Der Franzose trat einen Schritt zurück und machte eine respektvolle Bemerkung.
Anständigerweise fiele es nun Alex zu, einen Drink in der Bar gegenüber vorzuschlagen, bei dem sie sich dann Geschichten über gute Kämpfe und
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