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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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gefallen«, sagte sie. Sie hatte ein für alle Mal damit abgeschlossen, sich einen Bräutigam zu kaufen.
    Was wäre nötig, um diese Männer gründlich abzuschrecken? Ein Skandals apokalyptischen Ausmaßes? Nur etwas wahrhaft Abscheuliches würde dem Anreiz ihrer drei Millionen Pfund entgegenwirken können. Gift, Mord, Teufelsanbetung. Der Anblick eines Altars.
    »Wenn es richtig angestellt wird, würde es dir sicherlich gefallen, deinen Ruf nachhaltig zum Teufel zu schicken«, sagte Alex und wirkte dabei sehr heiter. »Aber die Konsequenzen würden dir nicht gefallen. Du bist ein Lämmchen, Gwen, und ich sage das ohne jegliche Kritik. Du lebst, um angelächelt zu werden und um alle zu bezaubern. Daran ist selbstverständlich nichts Falsches, solange du dir zum Bezaubern die richtigen Menschen aussuchst. Dein Fehler war es, bis jetzt immer die falsche Wahl getroffen zu haben.«
    Diese Worte taten weh, aber nur, weil sie noch vor Kurzem so wahr gewesen waren. Warum denn überhaupt jemanden bezaubern? Was für eine sinnlose Anstrengung schien das jetzt zu sein! Menschen trieben davon wie die Samen einer Pusteblume, wurden vom Tod davongetragen oder von der Gleichgültigkeit oder aus einer unerklärlichen Laune heraus. Warum sich die Mühe machen, sie festzuhalten? Letztlich würde man doch nur enttäuscht werden.
    Und von allen Menschen verstand
Alex
das am besten. Schließlich hatte er sein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht, sein Zuhause und seine Familie zu meiden. Welche Heuchelei von ihm, sie zu etwas zu ermutigen, worum er sich nie geschert hatte. »Ich sage dir, dass mich das nicht länger kümmert«, erklärte sie heftig.
    Er richtete sich auf seinem Stuhl auf und sah Gwen nachdenklich an. »Also gut«, sagte er nach einer Weile. »Lass es uns ausprobieren. Bist du bereit?«
    »Ja«, entgegnete sie sofort. »Warum nicht? Sieh mich mit deinem bösesten Stirnrunzeln an. Schimpf mit mir so heftig, wie du willst.«
    »Oh, aber ich bin der letzte Mensch, der dich kritisieren würde. Ich bin doch ein Lump, oder? Nein, was wir brauchen« – bei diesen Worten sah er sich im Café um – »sind ein paar aufrechte Bürger, die du vor den Kopf stoßen kannst. Dort«, sagte er, zog die Augenbraue hoch und wies mit dem Kinn auf jemanden, der hinter ihr saß.
    Gwen wandte sich auf ihrem Stuhl um. Eine Familie, vermutlich amerikanische Touristen, hatte an dem Tisch dort Platz genommen. Der Mann mit Halbglatze paffte genüsslich seine Zigarre, während er durch
The World
blätterte und dabei den Blick seiner korpulenten Frau erfolgreich ignorierte. Mit den Hängebäckchen und dem breiten Perlencollier sah sie wie ein Hund mit Halsband aus. Die Tochter, eine stupsnäsige Schönheit in einem Promenadenkleid aus Seidenbengaline, stieß einen leidgeprüften Seufzer aus und blickte zum Trottoir hinüber. Ihr Kleid war sehr modisch in Schnitt und Material, aber seine Klasse wurde von der getroffenen Farbwahl stark beeinträchtigt – ein ungünstiges, geradezu vulgäres Purpurrot.
    Gwen wandte sich wieder Alex zu. »Was hast du im Sinn? Soll ich … zu ihnen gehen und mich entschuldigen? Mein Vater hat diese Farbe erfunden, musst du wissen. Sie hat noch nie irgendjemandes Teint positiv betont.«
    »Du lieber Gott, Gwen. Es geht darum zu
schockieren
. Nicht neue Wege zu finden, wie du dich einschmeicheln kannst.«
    »Aber das
wäre
doch schockierend! Ein Gespräch zu beginnen, ohne zuvor korrekt vorgestellt worden zu sein …« Sie verstummte, als sein Lächeln einen unfreundlichen Zug annahm. »Also gut«, sagte sie mit einem tiefen Atemholen. Er wollte es schockierend?
    Sie nahm ihre benutzte Serviette und warf sie über die Schulter.
    Herzklopfend wartete sie auf einen empörten Aufschrei. Sie hatte eine benutzte Serviette auf jemanden geworfen – vor fünfzig Jahren war eine solche Beleidigung Grund für ein Duell gewesen.
    Eine ganze Weile verging. Kein Laut war von der Gegenpartei zu hören, die beleidigt worden war. Alex gähnte hinter vorgehaltener Hand. Stirnrunzelnd spähte Gwen über ihre Schulter.
    Ihre Serviette lag genau hinter dem Stuhl des jungen Mädchens am Boden. Das Mädchen hatte es nicht bemerkt und spielte mit der Manschette ihres Handschuhs.
    »Es funktioniert besser, wenn du genau zielst«, erklärte Alex. »Soll ich es dir demonstrieren?« Er zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und tauchte es in Gwens Weinglas, dann knüllte er es zusammen.
    »Nein! Das kannst du nicht tun. Wein macht Flecken!« Als

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