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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Gesicht. »Ich will doch nur, dass sie Spaß hat«, fügte sie leise hinzu. »Gott weiß, dass Ferien in Paris immer seltener werden, wenn sie erst verheiratet ist.«
    Und nach dieser Bemerkung leerte sie ihr Glas in einem Zug.
    Alex seufzte, erahnte er doch plötzlich das ganze Ausmaß dieser Reise. Gwen war nicht die Einzige, die nach Paris gekommen war, um sich zu befreien. Mr Beecham litt offensichtlich auch an seiner Verfassung.
    Welch verdammtes Glück, dass ihn nichts davon etwas anging. Gwen hatte recht: Er hatte Richard weder versprochen, dafür zu sorgen, dass sie sich benahm, noch hatte er ihren Aufpasser zu spielen, während sich ihre eigentliche Anstandsdame in nostalgischen Gefühlen wegen ihrer verlorenen Jugend suhlte. Falls seine Schwestern dieses Telegramm geschickt hatten, weil sie hofften, er würde das Durcheinander regeln, dann hatten sie sich gründlich geirrt. Er hatte gar nicht die Energie dafür. Er brachte auch kaum die nötige Konzentration zustande. Lieber Gott, er brauchte etwas Schlaf.
    Genau genommen hatte er keine Idee, warum er zugestimmt hatte, mit den beiden Frauen zu Abend zu essen. Er sollte sich zurückziehen und sich auf die Suche nach einem Mahl machen, das genießbar war. Und als Dessert vielleicht eine Dosis Laudanum wählen. Bis jetzt hatte er den Drogen immer widerstanden; Gott wusste, dass er sein Maß an Medikamenten in seiner Jugend bekommen hatte. Aber an einem gewissen Punkt musste man sich in das Unvermeidliche fügen –
    Ein Radieschen flog an ihm vorbei, es kam von irgendwo weiter unten an der Tafel. Es mochte der vergebliche Versuch einer wegen zu großen Weingenusses unsicher geführten Gabel sein, es aufzupieksen. Es landete in Elmas Glas, was einen internationalen Aufschrei den Tisch herauf und herunter nach sich zog:
Oh lá lá! Youpi! Gut gemacht!
    Errötend hob Elma das Glas zu einem triumphierenden Toast. Der kahl werdende Herr zu ihrer Rechten entbot ihr daraufhin seinen eigenen. Sie wandte sich ihrem Bewunderer zu und überließ Alex’ ungeteilte Aufmerksamkeit Gwen, die noch immer lachte.
    Es war ein reizender, unbefangener Klang, und er veranlasste sogar die finster blickenden Österreicher, zu ihr hinzuschauen und sie anzulächeln. Alex selbst lächelte auch ein wenig. Gwens Lachen drückte mehr aus als einfach nur Erheiterung. Wenn man es hörte, hatte man den Eindruck, dass sie entzückt war, auf der Welt zu sein.
    Sie sah ihn an, während sie verstummte, aber ihre dunklen Augen funkelten noch immer vor Heiterkeit. »Ich mag diese fliegenden Radieschen«, erklärte sie. Ihre Wangen glühten vom Wein, und im gedämpften Licht sah ihr Haar wie der rostrote Farbton von Herbstlaub aus. Sie machte einen einladenden und unwiderstehlich warmen Eindruck, ein Freudenfeuer inmitten einer kalten Winternacht. »Ich glaube allerdings nicht, dass ich fliegenden Kohl zu schätzen wüsste«, fügte sie hinzu, »aber Radieschen wären mir jederzeit willkommen.«
    Er räusperte sich. »Lebe frei«, sagte er. »Wirf selbst eines.«
    »Vielleicht werde ich das tun.« Ihre Miene spiegelte Schalk wider. »Sicherlich habe ich gestern bewiesen, dass ich dazu fähig wäre.«
    Es gab ein Dutzend verlockender Stellen, sie zu berühren. Die Grube ihrer Kehle. Der Schwung ihrer Augenbraue. Der Schatten unter ihrer Unterlippe, der die Form eines nach unten gewandten Halbmondes hatte. Er hatte sie alle auch zuvor schon gezählt. Sie ergaben eine Liste triftiger Gründe, sich von ihr verdammt dringend fernzuhalten.
    »Gestern hast du bewiesen, dass du weißt, wie du dich aus einer problematischen Situation freikaufst«, sagte er. »Nicht viel mehr.«
    »Oh?« Sie zog die Augenbraue hoch, streckte die Hand aus und legte einen Finger unter sein Kinn.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Sein Atem stockte vor purer Überraschung.
    Aus anderen Gründen spannte sich jeder Muskel seines Körpers an.
    »Ich weiß, wie man flirtet«, murmelte sie. »Der Italiener hat es mir beigebracht.«
    Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Wenn er jetzt aufstand, würde er sich zu der Art von Spektakel machen, die eigentlich eher von vierzehnjährigen Schuljungen geboten wurden. »Du bist betrunken«, sagte er. »Gefällt dir das?«
    Sie lachte leise. Ihre Augen glänzten warm und dunkelbraun, sie hatten die Farbe von Lehm, wenn er vor der Saat an die Oberfläche gepflügt wurde. »Das habe ich noch nicht entschieden.«
    Sein Daumen entdeckte seinen eigenen Willen und drückte sich ganz langsam in

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