Suche nicht die Suende
Kreisen bewegen.«
»Aber Sie kommen mir so bekannt vor … wie, sagten Sie, ist Ihr Name?«
Sie seufzte. Was schmerzte diese Männer bloß, dass es sie so zögern und schwanken ließ? Die Gentlemen in den Romanen griffen sich die Ladys und entzückten sie sofort und ohne viel Federlesen. Aber Alex hatte gezögert und war weggegangen, und
dieser
hier beharrte darauf zu plaudern. Konnte er sie nicht einfach küssen, und die Sache wäre erledigt? Je länger sie ihn ansehen musste, desto mehr verirrte Haare fielen ihr an ihm auf. »Ich habe ihn bisher noch nicht genannt. Mein Name ist – Lily.« So hieß das Mädchen in dem Roman, den sie gerade las. Es hatte einen Fremden unter dem Sternenhimmel geküsst und sich in ihn verliebt. Der Held hatte selbstverständlich kein Muttermal zur Schau getragen.
»Lily«, wiederholte er. »Miss Lily …?«
»Goodrick«, ergänzte sie prompt. Das war der Nachname des Autors.
Seine Augen wurden schmal. »Lily Goodrick«, sagte er, als prüfe er die Silben. »Miss Lily Goodrick.«
»Mr Rollo Barrington«, sagte sie. »Sehen Sie, jetzt sind wir miteinander bekannt.«
Sein Lächeln fand zu ihm zurück, als er mit dem Daumen über ihr Kinn strich. Ihn schmerzte nichts, jedenfalls nichts, das eine Pinzette nicht heilen könnte. »Miss Goodrick, Sie sind ein bezauberndes kleines Ding. Wissen Sie das?«
»Nehmen Sie sofort Ihre Hand von ihr.«
Beim Klang von Alex’ Stimme zuckte Gwen heftig zusammen. Aber Mr Barrington wandte seinen Blick nicht von ihr ab. »Mr de Grey«, sagte er lässig.
Mr de Grey?
»Haben meine Männer es Ihnen nicht deutlich genug erklärt? Ich bin des Vergnügens wegen in Paris. Ich habe kein Interesse, hier über Geschäfte zu reden.«
»Schön und gut«, entgegnete Alex ruhig. »Aber wenn Sie Ihre Hand nicht wegnehmen, werden wir uns gleich darüber beraten, wie Sie sie wieder an Ihr Handgelenk anfügen könnten.«
»Oh?« Mr Barrington ließ Gwen mit einem neugierigen kleinen Lächeln los. Er trat einen Schritt zurück und strich sich den Frack glatt, dann steckte er die Hände in die Taschen. »Hier geht es wohl um ältere Rechte.«
Alex stellte sich zwischen ihn und Gwen: ein hohes, breitschultriges Bollwerk. Aber der harte Blick, mit dem er sie musterte, schien kaum beruhigend gemeint gewesen zu sein. »Ja«, erwiderte er knapp. An seinem Kinn zuckte ein Muskel.
Mr Barrington nickte zustimmend. »Und Sie, Miss Goodrick – sehen Sie diese älteren Rechte auch als gegeben? Ich gestehe, dass ich daran dachte, im Mondschein einen Spaziergang durch Montmartre zu machen. Aber wenn Sie es mir befehlen, werde ich diese Hoffnung aufgeben.«
Gwen öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder.
Montmartre
. Gab es irgendein anderes Wort, das besser geeignet war, die Fantasie anzuregen? Hier war sie, im Epizentrum alles Skandalösen von Paris! Wer würde sich einen solchen Spaziergang nicht wünschen?
Alex legte die Hand an ihren Ellbogen und drückte ihn zwar leicht, aber drängend. Ein rascher Blick zeigte ihr, dass er die Stirn auf jene sehr brüderliche Art runzelte, von der er behauptete, sie nicht zu besitzen. Ach, wie liebte sie diesen weißen Ritter, der sie verlassen hatte und jetzt so übellaunig reagierte, weil er entdeckt hatte, dass sie andere Beschäftigungen gefunden hatte, sich zu unterhalten.
»Antworte ihm«, sagte er leise.
Sie sah ihn aus großen Augen unschuldig an. »Aber was soll ich denn sagen, Monsieur? Schließlich kann ich nicht behaupten, schon eine
lange
Bekanntschaft mit« – sie blickte zu Mr Barrington hinüber und räusperte sich fein – »Mr
de Grey
zu pflegen.«
»Oh, vielleicht keine lange Bekanntschaft«, sagte Alex, »aber gewiss eine sehr tief gehende.« Seine Hand glitt um ihre Taille und fuhr fest über ihre Hüfte, bevor er Gwen an sich zog. Vor Überraschung richtete sie sich kerzengerade auf, und er presste seinen Mund auf ihren.
Seine Lippen ergriffen weich und aufreizend von ihr Besitz. Sie forderten von ihrem Mund, sich seinem zu öffnen.
Er küsste sie
vor Mr Barrington
.
Nachdem er von ihr abgelassen hatte, drückte er noch einen raschen, heißen Kuss auf ihren Hals und ließ dann den Mund über ihr Ohrläppchen gleiten. Seine Zähne bissen sanft hinein.
»Benimm dich«
, wisperte er ihr zu.
Als er sich zurückzog, lächelte er sie an.
Welch
ein Lächeln
– amüsiert, spielerisch, durch und durch sinnlich. Sie hatte es noch nie zuvor gesehen.
Dies
war das Lächeln, das für die Frauen bestimmt war,
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