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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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»Wir haben um zehn Uhr einen Termin bei Laferrière, Liebes. Warum um alles in der Welt liegst du noch im Bett?«
    Oh nein.
Gwen setzte sich auf und lehnte sich gegen das Kopfbrett. Jetzt erinnerte sie sich an alles.
    Sie war müde gewesen, als sie ihr Zimmer betreten hatte. So todmüde, dass sie nicht mehr in der Lage gewesen war, Elma darüber zu belügen, wo sie die Nacht verbracht hatte. Und Elma war wütend gewesen. Zum ersten Mal, solange Gwen denken konnte, hatte Elma die Stimme erhoben. Gwen erinnerte sich nicht an das ganze Ausmaß der Gardinenpredigt, aber es war um ungezogene Mädchen und verantwortungslose Schufte gegangen, die sie ermutigten. Und um die schrecklichen Folgen von Aufhetzerei im Allgemeinen.
    Sie erinnerte sich auch an das Krachen der Tür, die Elma beim Verlassen der Suite hinter sich zugeschlagen hatte.
    Gwen presste eine Hand auf die Augen. Sie sollte sich natürlich entschuldigen – und glaubte nicht, es ertragen zu können, wenn Elma böse auf sie war.
    Aber es wäre eine Lüge gewesen, wenn sie gesagt hätte, sie bereue irgendetwas von dem, was in der letzten Nacht geschehen war. Selbst das Schlafengehen bei Sonnenaufgang war ihr romantisch vorgekommen! Behaglich hatte sie sich unter der Bettdecke zusammengerollt und versucht, die Augen so lange wie möglich offen zu halten. Sie hatte sich auf dieses Summen in sich konzentrieren wollen, auf das wilde, taumelige Entzücken über alles, was geschehen war.
Erinnere dich daran
, hatte sie gedacht.
Dass ich auf diese Weise empfinden kann! So leicht und unbeschwert. Das habe ich nie zuvor gewusst.
    Ein Klopfen an der Tür. Michaels, ihre Zofe, steckte den Kopf durch die Tür. »Die Post und die Zeitung, Miss.«
    Die Zahl der Briefe überraschte Gwen. Sie überflog sie, während die Tür geschlossen wurde. Einer war von Caroline, die wahrscheinlich Klatsch außer Landes bringen wollte. Ein anderer kam von Belinda, die sie damit unterhielt, ihr immer neue Möglichkeiten vorzuschlagen, Thomas zu verfolgen. Lady Anne hatte einen Brief geschickt; ihre täglichen Kondolenzschreiben begannen allmählich, den Geruch von Schadenfreude anzunehmen.
Der Earl of Whitson hat mir gestern Abend auf dem Ball der Flintons besondere Aufmerksamkeit geschenkt,
schrieb sie.
Alle sagen, dass ich wahrscheinlich noch vor dem Ende der Saison heiraten werde. Natürlich bedaure ich es sehr, dass es Dir nicht möglich sein wird, dabei zu sein.
    Was für eine geschickte Art, von der künftigen, noch nicht feststehenden Hochzeit einer Brautjungfer ausgeladen zu werden!
    Der vierte Brief trug eine unbekannte, stark kantige Handschrift. Nachdem sie ihn geöffnet hatte, stellte sie fest, dass er von Alex kam.
    Ihr Herz machte einen Sprung. Er hatte ihr heute Morgen eine Fliederblüte zugeworfen, am Ufer der Seine, und als er gelacht hatte, hatte der Klang sie atemlos gemacht. Im goldenen Licht des anbrechenden Morgens hatte er unbeschreiblich attraktiv ausgesehen. Und auch jünger und irgendwie freundlicher, zugänglicher. Er hatte wie jemand ausgesehen, der mit ihr wie mit seinesgleichen sprach.
    Sie hatte nicht gewollt, dass die Nacht zu Ende ging. Immer weiter hatte sie mit ihm am Fluss entlanggehen wollen. Alex war ebenso Teil ihres Rausches gewesen wie der Wein, den sie im
Chat Noir
getrunken hatte.
    Gwen,
schrieb er,
ich hoffe, dieser Brief trifft Dich in derselben guten Stimmung an wie der Sonnenaufgang heute Morgen. Ich schreibe Dir, da mir wegen einer dringenden Verabredung mit dem peruanischen Botschafter ein Besuch nicht möglich ist. Genau genommen ist die Angelegenheit, um die es geht, zu delikat, um einem Brief anvertraut zu werden. Ich hoffe, Du erkennst das Vertrauen, das ich in Dich setze, wenn ich es dennoch tue. Ich bitte Dich, diesen Brief zu vernichten, sobald Du ihn gelesen hast.
    Kurz gesagt, ich habe Dir einen Vorschlag zu machen. Aber vorab ist eine Erklärung für den vorrangigen Grund meines Aufenthalts in Paris erforderlich …
    Nachdem sie den Brief gelesen und ihn im Kamin verbrannt hatte, erfüllte sie wieder das gleiche Prickeln wie gestern Abend. Was für einen verruchten und herrlichen Plan hatte er ihr vorgeschlagen! Und dass er ausgerechnet
sie
gebeten hatten, ihm zu helfen!
    Aber warum auch nicht? Er brauchte ihre Hilfe. Was für eine originelle und bemerkenswerte Idee! Er brauchte sie wirklich. Ohne sie wäre er niemals an diese Einladung Barringtons herangekommen, und er konnte ihr unmöglich allein folgen.
    Gwen schrieb sofort ihre

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