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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Unverfrorenheit besessen hatte, bereits verheiratet zu sein, dessen jüngerer Bruder jedoch bislang im Status eines Junggesellen verharrt hatte.
    Ein verheißungsvolles Lächeln legte sich um Elmas Mund. »Liebes«, sagte sie, »zunächst muss ich mich für meine Laune heute Morgen entschuldigen. Ich weiß, dass du eine sehr harte Zeit hattest, und ich hätte wissen müssen, dass Paris kein Ort für eine junge Frau ist, die sich in einer getrübten Gemütsverfassung befindet. Was du brauchst, ist Ruhe, aber nicht diesen beständigen Reiz.«
    »Oh nein«, wandte Gwen rasch ein. »Bitte entschuldige dich nicht. Es tut mir leid, dir Kummer gemacht zu haben, aber ich versichere dir, dass ich mich in der letzten Nacht großartig amüsiert habe.«
    »Nein, nein, vergib mir nicht. Zudem hat mein Zorn nicht dir gegolten. Die Schuld liegt allein bei Mr Ramsey. Ich gestehe, dass ich sehr viel mehr von ihm erwartet hatte. Natürlich weiß ich, dass man ihn
bei Weitem nicht
als respektable Begleitung in Betracht ziehen sollte, aber ich dachte doch, dass ihn unsere Beziehungen zu seiner Familie zu einem besseren Benehmen veranlassen würden. Ich bin zutiefst enttäuscht gewesen über das, was du mir berichtet hast. Doch wie ich bereits sagte, eigentlich ist er es, mit dem ich böse sein sollte.«
    »Aber ich war es, die darauf bestanden hat, ins
Chat Noir
zu gehen.«
    Elma zog eine Augenbraue hoch. »Nun«, sagte sie nach einer bedeutsamen Pause. »Wie ich bereits sagte, du machst eine schwere Zeit durch. Und diese eine Nacht wird deinem Ruf keinen Schaden zugefügt haben, vorausgesetzt du hast niemanden getroffen, den wir kennen.« Sie runzelte die Stirn. »Himmel – du hast doch niemanden getroffen, oder?«
    »Nein«, sagte Gwen hastig. »Überhaupt niemanden.«
    Erleichtert atmete Elma auf. »Nun, wie ich bereits sagte, ist kein Schaden entstanden. Aber ich denke, dass es an der Zeit ist abzureisen, Liebling. Aufs Land, wo du dich erholen kannst, ganz so wie die Ramsey-Schwestern es vorgeschlagen haben. Guernsey, würden wir meinen, obwohl auch Cornwall gute Dienste leisten könnte. Was ziehst du vor?«
    Guernsey?
Du lieber Himmel. »Tante Elma«, sagte Gwen behutsam, »ich glaube, du missverstehst die Situation. Ich fühle mich nicht im Mindesten überreizt. Gestern Nacht –«
    »Genug davon. Möchtest du denn gar nicht wissen, was wir feiern?« Elmas ernster Gesichtsausdruck wandelte sich zu einem strahlenden, als sie in ihre Handtasche fasste. »Ich habe die wunderbarste Überraschung für dich. Zuerst aber kannst du froh sein, dass du den Viscount los bist. Seine Liebe ist, wie es scheint, nichts für jemanden wie dich. Du musst dir überhaupt keine Schuld an seinem Verhalten geben. Aber wenn er auch ein Schuft ist, so ist er doch keiner, der keine Ehre im Leib hätte. Und ich bin froh, sagen zu können, dass er auch kein Dieb ist! Sieh doch nur, was er in Lady Lyttons Obhut zurückgelassen hat.«
    Sie öffnete die Hand. Darin lag Richards Ring.
    Gwens Lippen teilten sich in stummer Überraschung.
    »Ja, Liebes«, sagte Elma sanft. »Nimm ihn nur. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet, und ich bin so froh, dass ich es bin, der es gelungen ist, ihn dir zurückzugeben.«
    Langsam streckte Gwen die Hand aus. Während sich ihre Finger um den Ring schlossen – so viel kühler als die Luft, ein harter und fremder Druck in ihrer Hand –, hatte sie für einen kurzen Moment das seltsame Gefühl eines Déjà-vu.
    Mit dem Daumen strich sie über den Ring und ertastete die vertrauten Riefungen auf beiden Seiten. Es war der richtige Ring. Der funkelnde Glanz des Goldes überraschte sie. Eigentlich hätte der kürzliche Kontakt mit Penningtons Finger das Metall trüben müssen.
    Sie schaute auf. Elma strahlte sie an und wartete ohne Zweifel auf einen reinigenden Tränenausbruch oder, wenn keine Tränen, so doch auf ein aufgeregtes freudvolles Geschrei. Die Gelegenheit verdiente es.
    Mit der Rückkehr des Ringes war ihre Ehre wiederhergestellt, vermutete Gwen. Und sie war froh, ihn zurückzuhaben – wahrhaftig froh. Der Ring war ein Stück ihrer Familie – und gehörte ihr. Sie hätte nicht eher geruht, bis sie ihn wiedergehabt hätte.
    Aber als sie ihn jetzt in den Fingern hin und her drehte, wurde ihr bewusst, dass sich der Makel, den seine Abwesenheit in ihre Selbstachtung gemeißelt hatte, während dieser letzten wenigen Tage irgendwann erübrigt hatte.
    Dieser Ring war weiter gereist und hatte so viel mehr Abenteuer erlebt als

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