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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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liebte er England noch hatte er das Bedürfnis, sich irgendwo niederzulassen.
    Wenn er sich verliebte, würde er auch weiterhin mit dem Wind um die Wette jagen wollen. Seine Geliebte würde einfach mit ihm mitrennen müssen.
    Es schien kein sehr geruhsames Leben zu sein.
    Eine Spur von Unzufriedenheit drängte sich jetzt vor und schwächte ihren Entschluss. Natürlich würde er sich nicht verlieben. In niemanden. Kein Grund, wegen dieser gesichtslosen Frau, die mit ihm mitrennen konnte, übellaunig zu sein, da diese in Wirklichkeit niemals existieren würde. Alex war der eingefleischteste Junggeselle, den sie kannte.
    Dieser Gedanke machte ihr Mut. Eine Frau in der Öffentlichkeit zurückzuweisen war das eine. Aber sie des Nachts im Schlafzimmer vorzufinden? Jeder Mann würde einer solchen Einladung Folge leisten.
    Entschlossen beugte sich Gwen über ihn, um seinen Duft einzuatmen. Sie nahm den Geruch nach Cognac wahr, aber darunter war noch etwas anderes – der Geruch seiner nackten Haut? Sie atmete tiefer ein. Ja, das war es. Der Geruch eines gesunden, muskulösen Mannes in der Blüte seiner Jahre. Alex’ Duft.
    Er öffnete die Augen.
    Sie erstarrte.
    Er sah sie einen Moment lang unter schweren Lidern aus verschlafenen Augen an.
    Sie spürte, wie ihr Herz einen schmerzhaften Sprung machte.
    Im nächsten Augenblick war er hellwach. Sie sah es geschehen. Sah, wie sich sein Blick konzentrierte und verengte.
    Das einzige Geräusch war das Rattern der Räder auf den Schienen.
    Oder nein: Der Atem, der in ihrer Kehle rasselte, schien auch peinlich laut zu sein.
    »Wie verrucht willst du eigentlich sein?«, murmelte er.
    Dass er etwas fragen könnte, hatte sie nicht eingeplant. Mit einer einzigen Frage schien er die Kontrolle über den Moment ergriffen zu haben. Plötzlich fühlte sie sich machtlos, zu machtlos, um ihm antworten oder überhaupt etwas sagen zu können.
    Sein Blick, dunkel in den Schatten, die über sein Gesicht fielen, verharrte auf ihr. Er stützte sich auf einen Ellbogen hoch, geschmeidig und anmutig wie eine Katze, und sein geöffnetes Hemd gab seine Brust frei. Die Muskeln seines flachen Bauchs bewegten sich, als er sich aufrichtete.
    Ihr Mund wurde trocken.
    Also gut. Dieses Gefühl war ganz und gar
kein
schwesterliches.
    »Wie verrucht?«, fragte er noch einmal leise.
    »Ich –« Das Wort verging zu einem Atemzug, von dem sie nicht gewusst hatte, dass ihre Lungen ihn benötigten. »Sehr«, sagte sie, während sie ausatmete.
    »Und?«
    Sie zögerte.
Und?
Und was? »Du … du willst es nicht?«
    »Gwen.« Er legte den Kopf so schief, dass sich sein Gesicht noch tiefer in den Schatten verbarg. »Wenn du aufwachen und sehen würdest, dass ich dich beobachte, dann würdest du das Gespräch mit der Frage beginnen, was ich wolle. Aber heute Nacht bist du an der Reihe, als Erste zu antworten. Also: Was willst
du?
«
    Warum musste er es so kompliziert machen? War denn nicht offensichtlich, was sie wollte?
    Oder wollte er sie stottern und stammeln hören, damit er seinen Spaß daran hatte?
    Wahrscheinlich.
    Warum war sie hergekommen?
Warum
hatte sie nicht ihr grünes Korsett mitgenommen? »Vergiss es«, murmelte sie. »Schlaf weiter.«
    Sein Mund verzog sich leicht. »Gwen«, murmelte er, und seine Stimme klang nun wie Balsam, lockte sie, sich ihm zuzuwenden.
Seine Stimme verwirrt mich,
dachte sie. Tief, weich und fließend – alles klang so verführend. Mit solch einer Stimme sollte man Atheisten Bibelverse vorlesen, Soldaten auf Himmelfahrtskommandos schicken … einer Frau suggerieren, von einer Klippe zu springen.
    »Was?«, wisperte sie.
    »Du sagst immer, dass du frei leben möchtest. Aber wie willst du dich befreien, wenn du nicht einmal weißt, was du willst? Warum bist du hier? Weißt du es überhaupt?«
    Sie schlang die Arme um ihren Körper. »Ich
weiß
, was ich will. Aber du –« …
machst es mir sehr schwer, es zu bekommen,
fügte sie im Stillen hinzu.
    Als er sich zu ihr beugte, fiel das Mondlicht auf seine muskulösen Schultern. Gwens Blick konzentrierte sich darauf. Sie wollte ihn dort berühren. Sie wollte die Lippen darauf pressen.
    »Ich kenne meine Wünsche«, sagte sie leise. »Ich kenne sie gut.«
    »Dann hast du auch eine Wahl«, sagte er. »Sperr deine Wünsche weg und ignoriere sie. Verlass dieses Abteil. Oder lerne, sie ohne Scham willkommen zu heißen. Denn
das
ist es, was die Menschen meinen, wenn sie eine Frau unmoralisch nennen.« Er wartete, bis sie den Blick von seiner

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