Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
Dabei hielt sie sich so wunderbar gerade. An der Tür wandte sie sich zu ihm um. »Zieh dich an, du Idiot.«
    Hinter ihr knallte die Tür zu.
    Die Straße nach Côte Bleue wand sich an der Küste entlang. Auf einer Seite lag das aquamarinblaue Meer, das grell unter einem Himmel von strahlendem Blau schillerte, auf den Hügeln zur Rechten erstreckten sich Haine aus Olivenbäumen und Palmen. Das Klima und die Vegetation schaffen eine ganz besondere Art von Landschaft, dachte Gwen, und sie war nicht enttäuscht, als die Kutsche in die gekieste Auffahrt von Mr Barringtons Landsitz einbog und sie bis zur Treppe brachte, die zum Eingang von Côte Bleue hinaufführte.
    Das Haus war einstöckig und aus melonenrosafarbenen Steinen erbaut. Ranken von Bougainvillea überzogen die Fassade. Die grünen Fensterläden standen weit offen, um die Wärme ins Haus zu lassen. Dem Auge boten sich Terrassengärten dar, Flecken von üppiger Flora, die sich bis zu den Klippen hinunterzogen, die über dem Meer aufragten. Hinter dem Haus, auf dem Hügel, der sich darüber erhob, schienen blütenübersäte Apfelsinenbäume unter dem Gewicht ihrer reifenden Früchte zusammenzubrechen.
    Alex stieg als Erster aus der Kutsche. Er hatte sich während der Fahrt als ein überraschend angenehmer Begleiter herausgestellt und kleine Beobachtungen über die verschiedenen Orte mitgeteilt, durch die sie gefahren waren. Er hatte Witze erzählt, bei denen sie sich hatte Mühe geben müssen, nicht zu lachen. In der Tat, die Versuchung zu lachen war zu einer eigenen Form von Schmerz geworden, und traf sie ebenso tief wie seine höfliche Fassade. Soweit sie es beurteilen konnte, war dies eine Art von verdrehtem Spiel, das er sich ausgedacht hatte, um sich zu amüsieren: Wie viele Male konnte er sie dazu verleiten, sich ihm an den Hals zu werfen? Wenn dies das Spiel war, würde sie nicht mitmachen. Männer hatten sie zuvor schon gedemütigt, ganz gewiss, aber sie hatte sie niemals bei ihren Bemühungen unterstützt, und würde es auch niemals tun. Also hatte sie
nicht
über seine Witze gelacht.
    Die lange Fahrt die Küste entlang verbrachte sie in Zorn auf sich selbst. Auch weil es sie Mühe kostete, so über ihn zu denken, wie sie über die anderen Männer dachte. Zu jedem seiner Kommentare lächelte sie und beantwortete Fragen mit vollendeter Höflichkeit. (Die Kunst der Entmutigung durch Koketterie ist dem Badminton sehr ähnlich, dachte sie. Solange der Ball in der Luft gehalten wurde – oder ein Kompliment zurückgegeben wurde für eines, das gemacht worden war –, erzielte keine der beiden Seiten einen Punkt.) Wenn dies hier ein Spiel war, dann wollte sie es gewinnen. Ihre früheren Illusionen über ihn, ihre dummen Fantasien, würden sie daran nicht hindern. Eher würde sie sich die Zunge abbeißen, als ihn jemals wieder um seine Aufmerksamkeit anzubetteln.
    Alex hob sie aus der Kutsche in die warme, sonnenhelle Luft. Ein Reigen von Düften wehte heran – Rosen, brütend in der Sonne, die salzige Seeluft, die Süße von Geißblatt, der frische Geruch von Zitrus. Unter all diesen Gerüchen lag ein leicht würziger Duft. Gwen atmete tief ein und kostete dessen Schärfe. Dann schaute sie wieder den Hügel hinauf, weil sie jetzt wusste, wonach sie Ausschau halten musste. Pfefferbäume, verborgen zwischen den Orangenbäumen. In der Dämmerung würde deren Duft die Süße der Blumen überlagern.
    Die unausbleibliche Wirkung des Gartens sprach sie an. Gärten mussten eine wechselnde Sinfonie von Düften schaffen, die abhängig von der Tageszeit war. Sie konnte keinen nachtblühenden Jasmin entdecken, dessen Duft das Herannahen des Abends angezeigt hätte. Wäre es nicht möglich, eine Gartenlandschaft statt nach der Optik nach Düften zu planen? Und sie dennoch für das Auge attraktiv sein zu lassen?
    Diese Herausforderung beschäftigte noch ihre Gedanken, als Mr Barrington bereits die Treppe heruntergeeilt kam, um sie zu begrüßen. In Paris hatte er fast wie ein Bohemien ausgesehen; und jetzt, in einem weißen Leinenanzug und mit einem Strohhut, den er unter den Arm geklemmt hatte, mit geröteten Wangen und vom Wind zersausten Haar sah er mehr nach einem Segler aus, der von einem Tag zurückkehrte, der voll von Wettfahrten gewesen sein mochte.
    Mr Barrington drückte ihre Hand und führte sie sehr theatralisch an seinen Mund. »Eure Majestät!«, sagte er und nickte dann Alex herzlich zu. »Sie sind die letzten Ankömmlinge; ich hatte schon befürchtet, Sie

Weitere Kostenlose Bücher