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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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darin sein«, sagte sie. »Kein Grund, mich jetzt anzufassen; ich bin fertig damit, zusammenzucken und zu keuchen.«
    Seine Hand presste sich stärker auf ihre Hüfte. »Gwen –«
    »Lily«, korrigierte sie ihn. »Wir bleiben hier. Wir sind den langen Weg doch nicht für nichts hergekommen. Und wenn sie des Nachts nicht sehen sollen … nun, das, was sie zu sehen erwarten, dann werden wir einfach so tun, als hätten wir uns gestritten. Ja? Deshalb werden wir sehr kühl miteinander umgehen.« In dieser Hinsicht waren die Gucklöcher ein Segen: Gwen hatte jetzt einen Vorwand, sich im Bett so weit wie möglich von ihm zu entfernen. Vielleicht könnte sie sich sogar auf ihre Hände legen, die sie sonst vielleicht verraten hätten und zu ihm gewandert wären.
    Er ließ die Hand sinken. »Ich halte das nicht für klug. Barrington könnte es als Gelegenheit betrachten, dir zu nahe zu kommen.«
    »Ich kann mit Annäherungsversuchen ganz gut umgehen. Ich bin kein unerfahrenes Ding. Nicht
alle
Männer benehmen sich in einem Ballsaal korrekt.«
    »Also gut«, sagte er nach einer Weile. »Aber nur, wenn diese Gucklöcher die letzte unangenehme Überraschung waren, auf die wir gestoßen sind. Sollte sich Barrington als gefährlich herausstellen –«
    »Ich weiß«, sagte sie in gelangweiltem Ton. »Auf deine brüderliche Art wirst du dann darauf bestehen, dass wir sofort abreisen.«
    Sie hatte die Genugtuung zu sehen, dass sich seine Miene verfinsterte, bevor sie auf das feindliche Terrain des Schlafzimmers zurückkehrte.
    Nachdem sie gebadet (Gwen hatte darum gebeten, die Badewanne im Ankleidezimmer aufzustellen) und sich für das Dinner angekleidet hatten, war die Sonne schon im Untergehen begriffen, und es wurde kühler. Gwen nahm sich ihren wunderschönen rubinroten Pashmina, um ihn zu ihrem tief ausgeschnittenen Abendkleid zu tragen. Alex trug einen Frack, und der Anblick bereitete ihr einen Augenblick stiller Bewunderung. So formell gekleidet hatte sie ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Er besuchte niemals solche Gesellschaften, die diese Kleidung vorschrieben – zumindest nicht in ihren Kreisen.
    Doch es stand ihm gut zu Gesicht. Seine Jacke war etwas enger geschnitten, als es zurzeit in England Mode war, sie betonte seine breiten Schultern, die schmale Taille und seine langen muskulösen Beine.
    »Wir werden uns streiten«, erinnerte sie ihn. Und sich selbst ebenso.
    Er lächelte sie an, dabei funkelten seine herrlichen Augen. »Ich warne dich«, sagte er. »Ich verliere niemals einen Streit.«
    »Ah, aber du hast dich doch noch nie mit mir gestritten«, parierte sie. »Erinnere dich daran, dass ich allein mit einem Lächeln Männer dazu gebracht habe, die Flucht zu ergreifen. Stell dir vor, was ich anrichten kann, wenn ich böse dreinschaue.«
    Er warf ihr einen überraschten kurzen Blick zu, dann lachte er und bot ihr seinen Arm. Einen Augenblick später ging ihr durch den Sinn, warum er überrascht gewesen war: Es war das erste Mal, dass sie unbeschwert darüber gescherzt hatte, sitzen gelassen worden zu sein. Sie horchte in sich hinein und fand nicht die Spur eines verwundeten Schmerzes mehr.
    Leichten Herzens schritt sie an seinem Arm die Treppen hinunter und dann, eingedenk der Rollen, die sie heute Abend spielen würden, ging sie ihm voraus in den Salon.
    Drinnen saß eine bunt zusammengewürfelte Schar Leute um einen niedrigen Tisch versammelt – sechs Gentlemen, die sich auf die Spielkarten in ihren Händen konzentrierten, mit geöffneten Flaschen vor sich auf dem Tisch und Bowlerhüten, die unbeachtet zu ihren Füßen lagen. Auf und um diese Männer herum drapierten sich vier junge Frauen, drei von ihnen posierten in Haltungen, die selbst in einem Varieté hätten als »freizügig« bezeichnet werden können.
    Die vierte Lady, eine Schönheit mit rabenschwarzem Haar, die um die dreißig Jahre alt sein mochte, räkelte sich auf einem Sofa in der Nähe des Tisches. Ihren Fuß hatte sie gegen die Lehne gestützt. Sie trug Stiefel mit hohen Absätzen, und ihr rot-weiß gestreifter Rock war bis zum Knie hochgerutscht und ließ ihr Strumpfband sehen.
    Trotz ihrer lässigen Pose strahlte sie eine Aura von Wachsamkeit, wenn nicht gar Autorität aus. Diese Aura wurde von den Blicken noch verstärkt, die die jüngeren Damen ihr zuwarfen, als Gwen an der Tür stehen blieb. Die Frau auf dem Sofa richtete sich auf und unterzog Gwen einer eingehenden Prüfung, die an ihrem Rock aus lavendelblauer Seide hinaufglitt, einen

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