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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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schwer, ihr Lächeln von jenem zu unterscheiden, das sie ihm am Morgen nach dem Besuch im
Le Chat Noir
am Ufer der Seine geschenkt hatte.
    Als das Dinner vorüber war und sich die Gesellschaft nach draußen zu einer Bootsfahrt im Mondschein begab, zog er Gwen mit einem äußerst beredten Schmollen von Barringtons Arm weg und in eine Ecke.
    »Weißt du, was du da tust?«, zischte er in ihr Ohr.
    »Natürlich weiß ich das«, wisperte sie und sah ihn empört an. »Ich habe ihn nach all seinen Bekannten in London gefragt. Er behauptet, fast niemanden dort zu kennen; er sagt, er ziehe die Gesellschaft auf dem Kontinent vor.«
    »Du lieber Gott, du sollst ihn doch nicht
befragen
. Halt ihn einfach nur auf dem See beschäftigt. Ich werde mich derweil im Haus umsehen.«
    Abrupt zog sie sich zurück. »Gewiss doch«, sagte sie kalt und laut. »Ich bin nur ein Spielzeug für dich, nicht wahr? Eine hübsche Aufziehpuppe.«
    Er starrte sie an, unentschlossen, was er darauf antworten sollte. Sie war wirklich ein klein wenig zu überzeugend. Richard hatte ganz gewiss eine Begabung fürs Dramatische gehabt, die er – und Alex ebenfalls – in durchaus starkem Maße eingesetzt hatten, wenn sie während der Zeit ihres Studiums auf Unterhaltung aus gewesen waren. Aber er hatte dieses Talent niemals auch bei Gwen vermutet. »Natürlich bist du das nicht«, sagte er langsam.
    Ihr Stirnrunzeln verstärkte sich. »Sei nicht so dumm«, sagte sie, und er hörte die Doppelbedeutung heraus.
Entschuldige dich nicht gerade jetzt bei mir.
    Er verbeugte sich vor ihr, knapp und hölzern. »Dann wünsche ich dir einen angenehmen Abend. Ich denke nicht, dass ich an eurem kleinen Bootsausflug teilnehmen werde.«
    »Man wird dich wohl kaum vermissen«, entgegnete sie, machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.
    Er kehrte direkt in ihre Suite zurück und wartete am Fenster, bis er die Prozession der Gäste aus dem Haus und durch den Garten gehen sah. Gwen ging Arm in Arm mit Barrington. Als sie stolperte, zog er sie näher an sich.
    Alex wandte sich vom Fenster ab.
    Das Ganze war nur eine Scharade. Und dennoch … Gwen wollte frei und wild leben; er hatte sie in der letzten Nacht zurückgewiesen; vielleicht war sie jetzt neugierig geworden –
    Das war nur eine Scharade, verdammt noch mal. Er atmete tief durch und verließ die Suite.
    Der Grundriss des Hauses ähnelte einem sanft geschwungenen C. Der Eingangsbereich und die große Treppe lagen in der Mitte des Hauses, darüber erhob sich die Glaskuppel. Die Eingangshalle teilte das Gebäude in zwei Flügel. Während der kurzen Unterhaltung, die Alex während des Dinners angefangen hatte, war es ihm gelungen herauszufinden, welche Zimmer den Gästen gehörten. Das sparte bei seiner Suche den gesamten unteren Bereich des Flügels aus, in dem auch seine und Gwens Räume lagen, sowie eine recht große Zahl von Zimmern im ersten Stock. Im Erdgeschoss des Ostflügels befanden sich, wie Alex herausgefunden hatte, die allgemein genutzten Räumlichkeiten: Morgenzimmer, Salon, Speisezimmer und Galerie.
    Also blieb das Obergeschoss des Ostflügels übrig – dort lag also sein Ziel.
    Leise durchquerte Alex die vom Mondlicht erhellte Eingangshalle, um nach der weniger reputierlichen Gesellschaft im Salon zu sehen. Das fröhliche Treiben drinnen hatte aufgehört, doch nachdem er zwei Minuten vor der Tür gelauscht hatte, konnte er drei Männerstimmen zählen. Über die Frauen machte er sich weniger Gedanken; wie es aussah, waren sie engagiert worden, um jene Gäste zu unterhalten, die an diesem Abend ohne Begleitung waren. Bis dahin war ihnen wohl gestattet worden, den Wachmännern Gesellschaft zu leisten.
    Die Halle und die Haupttreppe in das obere Stockwerk waren zu hell beleuchtet, also zog sich Alex in die Richtung zurück, aus der er ursprünglich gekommen war. Er ging den Korridor entlang, bis er auf eine Polstertür stieß, hinter der er den Dienstbotenaufgang vermutete.
    Seine Ahnung bestätigte sich. Leise schlüpfte er durch die Tür und stieg die Treppe hinauf. An deren Ende angekommen, wandte er sich nach rechts, um in den anderen Flügel des Hauses zu gelangen. Alles war still, nur einmal hörte er aus der Ferne ein Geräusch, das ihn veranlasste, stehen zu bleiben und zu lauschen, bis ihm klar wurde, dass das mahlende Geräusch von einem Speisenaufzug stammte. Jemand schickte Geschirr vom Speisezimmer in die Küche hinunter.
    Er verließ die Hintertreppe und betrat den Hauptgang des Ostflügels.

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