Suche nicht die Suende
herauszuinterpretieren. Sie warf einen Blick auf seine Kehle; im Gegensatz zu seinen Augen konnte die Kehle nicht zurückstarren und sie so eingehend betrachten, dass sie sich verwirrt und wütend und manipuliert und seltsam entblößt fühlte. »Vermutlich ist animalische Lust nichts Außergewöhnliches.«
»Bestimmt nicht«, sagte er. Als er dann den Kopf neigte, streifte sein Haar ihr Kinn. Er drückte die Lippen auf ihre Kehle und atmete scharf ein, als genüge ihr Duft, ihn zu locken. »Aber animalische Lust ist auch sehr leicht zu kontrollieren. Dies hier jedoch …« Die Spitze seiner Zunge berührte sie. Ihre Augen schlossen sich wie aus eigenem Willen.
»Ich denke, wir dürfen es Resonanz nennen«, murmelte er.
»Resonanz.« Sie wollte es spöttisch klingen lassen, aber das Wort kam wie ein Hauch von ihren Lippen, und es klang wie eine Frage.
»Jedes Objekt beginnt bei einer besonderen und spezifischen Frequenz zu vibrieren.« Sein Mund glitt zu ihrem Kinn hinüber, und für einen kurzen Moment fühlte sie die Härte seiner Zähne. »Leg zwei Teile eines Ganzen Seite an Seite, und sobald der erste vibriert, wird dies den anderen zwingen, mit ihm zu vibrieren. Ich habe in der letzten Nacht geschlafen, die ganze Nacht durch, zum ersten Mal seit sechs Monaten. Hast du auch geschlafen?«
Sie kämpfte um Fassung. Er hatte recht. Sie fühlte sich mit jeder Faser auf ihn abgestimmt, wenn sie ihm nah war. Aber was wollte er damit sagen? Dass ihre Naturen sich glichen? Wenn er das glaubte, warum hatte er sie dann abgewiesen?
Sie wandte das Gesicht ab. »Ich konnte stundenlang nicht schlafen«, sagte sie, während sie zur Wand sah. »Ich bin es leid, dass mit mir gespielt wird, Alex. Du hast deinen Standpunkt letzte Nacht sehr deutlich gemacht. Für dich bin ich Richards kleine Schwester. Und dafür, dass du sehr erfolgreich den Rebellen spielst, haben sich die Argumente, mit denen du mich zurückgewiesen hast, höchst konservativ angehört.« Sie brachte ein kurzes Auflachen zustande. »Genau genommen weiß ich gar nicht, warum ich mich das überrascht. Du magst unsere derben, fetten Lords im Parlament so viel kritisieren, wie du willst, aber es war deren Arbeit, die deinen Schiffen die Handelswege geöffnet hat, oder etwa nicht? Nun, und auch deine Rebellion passt unserer Regierung in den Kram. Ich bin sicher, du zahlst ein Vermögen an Steuern. Du bist sehr viel langweiliger, als dir bewusst ist.«
Er überraschte sie, indem er lachte. Wärme strich über ihre Schläfe. »Das war ein ziemlich deutlicher Rüffel. Aber versuch nicht, deine Intelligenz an Barrington zu verschwenden. Er wird das von der Queen von Barbary Coast nicht erwarten.«
Sie wandte sich von ihm ab und schnitt eine Grimasse. »Wir werden also hierbleiben?«
»Wir können auch nach Cannes fahren und von dort aus immer hierherkommen.« Seine leichte Berührung ihrer Taille ließ sie zusammenzucken. »Schscht«, sagte er. »Ich bereite dich nur auf deine Rolle vor. Du darfst schließlich nicht zusammenzucken, wenn ich dich in der Öffentlichkeit berühre.« Nach einer Pause bemerkte er noch: »Obwohl du zauberhaft aussiehst, wenn du rot wirst. Ich fände es schade, wenn ich zu sehen bekäme, dass du das verlierst.«
Sie starrte sehr angestrengt auf einen Haken in der Wand.
Konzentriere dich.
»Aber was spräche dafür, so weit entfernt von hier zu wohnen? Dein Ziel ist es doch, Informationen zu sammeln. Das lässt sich am einfachsten vor Ort bewerkstelligen.«
Er zeichnete einen Kreis auf ihre Hüfte. Dieses Mal, voller Stolz, vermied sie erfolgreich – zumindest nach außen – jede verräterische Reaktion auf die Berührung, im Innern jedoch, oh, tief in ihrem Bauch, in ihrer Brust, an den Stellen, die er in der letzten Nacht gestreichelt und genommen hatte, dort schien sie sich aufzulösen.
»Ich mag es nicht, ausspioniert zu werden. Das spräche für die Zimmer in Cannes.«
Sie unterdrückte ein überraschtes Lachen – und dann, als er eine Augenbraue hochzog, sagte sie einfach: »Die Ironie, Alex.«
Nach einem Moment lächelte er auch. »Touché. Heuchelei ist vermutlich auch ein Name für dieses Spiel.«
»Dann sollte ich geschickt darin sein.« Sie schwieg. Seine Hand lag noch auf ihrer Hüfte, aber als sie ihre Aufmerksamkeit auf die vor ihr liegende Aufgabe konzentrierte statt ihren niederen Instinkten freie Herrschaft zu gestatten, konnte sie es auf eine ironische Weise amüsant finden. »Du solltest auch ganz geschickt
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