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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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der Öffentlichkeit keine Brille trug, schien er in jeder anderen Beziehung ein wenig eitel zu sein.
    Vielleicht verzichtete er aus dem gleichen Grund wie sie auf die Brille. Sie fühlte sich verletzbar, wenn sie sie in der Öffentlichkeit trug. Sie nahm ihr eine ihrer schärfsten Waffen: die Fähigkeit, das zu ignorieren, was sie nicht sehen wollte.
    Der Gedanke war seltsam. Was wollte Alex ignorieren?
    Seine Familie.
    Jeden Anlass, seinen unsteten Lebensstil zu ändern.
    Sie räusperte sich. »Kannst du dich ganz deutlich erkennen?«
    Er wandte sich zu ihr um und lächelte in Anerkennung der doppelten Bedeutung ihrer Frage. »Ja. Doch ich frage mich, ob dieses Zimmer behaglich genug für dich ist. Ich weiß ja, du ziehst es etwas verschnörkelter vor. Wir können jederzeit ein Zimmer in Cannes nehmen.«
    Zwei Zimmer sogar. Wie höchst verlockend. »Ich möchte mich noch etwas umsehen«, sagte sie und ging in das Ankleidezimmer zurück.
    Einen Moment später gesellte er sich zu ihr. Das Zimmer war eher eine Kammer und sehr beengt. Als Alex es betrat, setzte die erzwungene Nähe ihre Nerven in Brand. Sie stand ganz still, um das Versagen dieser Millionen kleiner Zellen zu ertragen, die bei der Aussicht auf einen zufälligen Kontakt mit ihm vor Erwartung vibrierten.
    Es kostete ihn weniger als eine Minute, um auszuschließen, dass dieser Raum ähnlich sabotiert wurde. Im Laufe seiner schweigenden Überprüfung ließ eine kleine Bewegung seinen Oberschenkel ihre Röcke berühren. Sie würde sich nicht rühren, würde nichts tun, um diese Intimität zu verstärken. Es war ja nicht einmal eine Intimität: Sein Bein hatte nur den Stoff ihres Kleides gestreift.
    Und dennoch … sie konnte jetzt ahnen, was sich unter seiner Kleidung befand. Er war ein großer Mann, schlank gebaut, und sie hatte ihn ohne Hemd gesehen. Sie kannte seine breiten Schultern, wusste, dass sein Körper nur aus harten Muskeln zu bestehen schien. Sicherlich ging er mit seinem Körper ähnlich diszipliniert um wie auch mit seinen geschäftlichen Angelegenheiten, ganz zu schweigen von der Zuneigung, die er sich jenen gegenüber gestattete, die ihn liebten.
    Und da lag natürlich das Problem. Jeder andere Mann – ein Mann von menschlicherer Dimension – hätte sie in der letzten Nacht genommen. Auch Alex hatte sie gewollt. Dessen war sie sich sicher. Aber wenn seine Zurückweisung auch dem Verhalten eines Gentlemans entsprochen haben mochte – rein zufällig natürlich –, so sollte und würde ihn das für sie nicht noch attraktiver machen. Sie war keine solche Närrin, dass sie jetzt, nach ihrer ganzen traurigen Geschichte, damit anfinge, eine Zurückweisung als Beweis einer bewundernswerten Tugend bei einem Mann zu romantisieren.
    »In Ordnung«, sagte er, und ihr wurde bewusst, dass sie den Atem angehalten hatte. »Hier können wir offen reden.« Er blickte genau in dem Moment auf sie herunter, in dem sie zu ihm hochschaute.
    Seine Augen verengten sich leicht. Das war der einzige Hinweis darauf, dass ihm plötzlich bewusst geworden war, wie nah beieinander sie standen. Seine Gedanken waren ganz woanders gewesen. Aber jetzt waren sie bei ihr.
    Ein wehmütiger Gedanke brach sich in ihr Bahn.
Wenn er doch nur –
    Nein
. Sie schlug das Fenster zu, durch das sich der Wunsch verirrt hatte.
    Dann holte sie tief Luft, und es fühlte – und hörte – sich unbeständig an. »Nun …«
    Sehr langsam hob er die Hände. Sein Daumen berührte ihren Unterarm. Er fuhr über ihre nackte Haut, zeichnete mit dem leichten Kratzen seines Nagels einen Kreis. Der andere Daumen bewegte sich zu ihrem Haar, zog eine Haarnadel heraus und dann noch eine. Eine Haarsträhne löste sich und bedeckte ihre Schläfe. Er griff danach und zog sie durch seine Finger.
    »Hier gibt es keine Gucklöcher«, wisperte sie.
    »Wir müssen draußen eine gute Vorstellung bieten. Und Übung macht den Meister.« Seine warmen Finger umschlossen ihre Ellbogen. »Wollen wir ein wenig üben?«
    Sie schluckte und trat zurück. Ihre Schulterblätter stießen gegen ein Regal. »Nicht so.«
    Er folgte ihr. »Nicht wie was?«
    »So, wie … so, wie du es meinst«, murmelte sie und fühlte die Schamröte ihren Hals hochsteigen.
    »Aber ich meine es durchaus«, sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Das stand nie in Zweifel, Gwen.«
    Sie wandte den Kopf ab und kämpfte gegen den Wunsch an, aus seiner Bemerkung Hoffnung zu schöpfen. Sie war fertig damit, Schmeicheleien aus seinen Andeutungen

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