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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Ja, dieser Teil des Hauses war ganz eindeutig nicht für die öffentliche Nutzung gedacht: Die Böden waren nicht mit Seidenläufern bedeckt, sondern mit einem weitaus billigeren, wenn auch trittfesteren Teppich. Die Wände waren kahl. Letzteres dämpfte seine Erwartungen. Wenn Barrington nicht viel Zeit in diesem Haus verbrachte, so befand sich hier vermutlich auch nichts von Interesse.
    Oder vielleicht hing Barrington der gleichen Philosophie wie Alex an und lebte und reiste ohne großes Gepäck, nahm nur die Dinge mit, die wirklich notwendig waren – in diesem Fall hoffte Alex sehr, dass sich hinter einer dieser Türen ein Schlaf- oder Arbeitszimmer befand.
    Die Türen waren verschlossen, was ihn jedoch nicht aufhielt. Er zog Gwens zwei Haarnadeln aus seiner Tasche und machte mit dem ersten Schloss kurzen Prozess. Früher war er hin und wieder gezwungen gewesen, Industriespione zu engagieren; manches Mal hatte es keinen anderen Weg gegeben, um herauszufinden, was mit einer Schiffsladung geschehen war, die sich quasi über Nacht in nichts aufgelöst hatte, oder mit einem Vertrag, der plötzlich unauffindbar war, kurz bevor er beglaubigt werden sollte. Alex hatte sich von diesen Männern damals den einen oder anderen Trick zeigen lassen. Die Kunst, geräuschlos Glas zu zerbrechen, beherrschte er zwar nicht, doch gab es nur wenige Schlösser, die ihm Widerstand leisten konnten.
    Das erste Zimmer war eine kleine Bibliothek, ohne Schreibtisch oder Kommode mit Schubladen, die sein Interesse hätten wecken können. Nichtsdestotrotz warf er pflichtbewusst einen Blick auf die Bücherregale. Für einen Mann, der den Frühling am liebsten in Frankreich verbrachte, schien Barrington ein leidenschaftlicher Bewunderer seines Heimatlandes zu sein. Er hatte über hundert Bücher über die Geschichte Englands, dessen natürliche Lebensräume und geologische Entstehung, sowie die Flora und Fauna.
    Alex zog eines der Bücher heraus. Ein Abriss über die Geschichte geologischer Ereignisse. Herrgott. Konnte es etwas Langweiligeres geben?
    Andererseits würde Gwen diese Literaturauswahl vermutlich weitaus mehr schätzen als seine Wirtschaftsmagazine. Er ließ den Blick über die Bände gleiten, die der Tier- und Pflanzenwelt gewidmet waren. Er hoffte, dass Barrington von verführerischem Flirten vollauf in Anspruch genommen war. Sollte er irgendetwas erwähnen, das mit Parklandschaften zu tun hatte, würde sich Gwen vermutlich in dieses Thema verbeißen wie ein Kätzchen in Katzenminze. Die Queen von Barbary Coast als eine Anhängerin der Landschaftsarchitektur – welch seltsamen Gegensatz gäbe das.
    Obwohl – wenn überhaupt jemand eine solche Barbary-Coast-Queen zustande bringen konnte, dann war es Gwen.
    Alex stellte das Buch ins Regal zurück und betrachtete es. Gwen war ein Chamäleon, nicht wahr? Er hatte schon immer vermutet, dass sie Potenzial in sich hatte. Ein oder zwei Mal hatte er auch versucht, es aus ihr herauszulocken, indem er sie provoziert hatte. Und er hatte sich selbst verleugnet, weil sie Richards Schwester und ihr Weg somit festgelegt gewesen war.
    Aber jetzt hatte sich ihr Weg geändert. Und doch zögerte er noch immer, wankelmütig wie eine feige kleine Debütantin, wie sie es formuliert hatte.
    Nein, dachte er ironisch. Feige hatte sie ihn nie genannt.
    Alex dachte an die letzte Nacht zurück – und an das, was ihm durch den Sinn gegangen war, während er Gwen dabei beobachtet hatte, wie sie sich unter seiner Berührung so sinnlich gewunden hatte. Menschen waren keine Maschinen. Sie mochten keine radikalen Korrekturen. Die ureigensten Charaktermerkmale forderten immer die Rückkehr zu vertrauten Strukturen. Auch Gwen konnte nicht aus ihrer Haut und würde auf den schmalen Pfad der Konventionen zurückkehren, ganz gleich, wie sehr sie deren Zwänge auch verfluchen mochte. Wenn das passierte, wäre es das Beste, ehrenhaft und mit Verständnis zu reagieren und sie nicht davon abzuhalten, in ihr altes vertrautes Leben zurückzukehren.
    Alex verließ die Bibliothek und verschaffte sich Zutritt zum nächsten Zimmer. Es sah auf den ersten Blick vielversprechender aus als die Bibliothek – es war eine Art Arbeitszimmer mit gerahmten Bildern an den Wänden und noch mehr von diesen verdammten naturwissenschaftlichen Zeichnungen, von denen vielleicht ein Dutzend auf dem Schreibtisch lag. Das große Panoramafenster bot einen atemberaubenden Blick auf das Meer, und das Mondlicht, das hereinschien, erhellte den

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