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Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Mann, miteinander gelaufen? Konnte es nicht so sein, dass zwei Spuren sich zufällig nebeneinander befanden?
    Knut ging ein Stück den Fußweg hinauf. Um die Treppe vorm Kindergarten herum gab es jede Menge von Abdrücken, große und kleine, kein Wunder, nachdem die Eltern ihre Kinder abgeholt hatten. Am oberen Ende des Hauses hatte jemand einen Schlitten über die Schneewehe gezogen und dadurch Schnee auf den Weg geschoben. Und oberhalb der Schlittenspur führten viele Fußspuren zu den Geschäften.
    Er drehte sich um, ging in die andere Richtung. Hier gab es weniger Spuren, aber er war sich klar darüber, dass jetzt auch sein eigener Abdruck im Schnee zu sehen sein würde. Auf halbem Weg zwischen Kindergarten und Polarhotel bogen die beiden Spuren vom Fußweg ab und führten am neuen Krankenhaus vorbei. Hier verschwanden sie.
    Nur widerwillig öffnete er die Tür zum Kindergarten und ging hinein. Er war noch nie hier gewesen, die Raumeinteilung war einfach, und die Gruppenräume für die älteren Kinder zwischen vier und sechs Jahren waren leicht zu finden. »Schacht 2« stand mit großen, kindlichen Buchstaben an der Tür. Die Deckenleuchte im Raum brannte nicht. Im Halbdunkel konnte er den großen Tisch mit den vielen Kinderstühlen drum herum erkennen, Kisten mit Buntstiften, Kinderzeichnungen, Plastikspielzeug, Teddybären und Puppen. Knut fühlte sich wie ein Eindringling an einem Ort, an dem er nichts zu suchen hatte. Er selbst war nie in einen Kindergarten gegangen. In dem kleinen Ort im nördlichen Østerdalen, aus dem er stammte, gab es damals gar keinen. Er hatte mit seinen Freunden draußen gespielt, mit Tannenzapfen, Steinen, selbstgebastelten Angelruten und allem, was ihm die Natur um ihn herum geboten hatte. Diese Welt aus pastellfarbenem Spielzeug und Möbeln, passend für die Kleinen, war ihm verschlossen. Er hatte keine Ahnung, wonach er suchen sollte.
    Der dunkle Flur führte zur Tür hinaus zum Spielplatz auf der anderen Seite des Hauses. Er schloss auf und ging hinaus auf die Treppe. Die Laternen an der Autostraße hinauf nach Blåmyra warfen nur einen schwachen Schein auf die Schneewehen auf dem Spielplatz. Dort oben konnte er in der Ferne eine Ecke des Reihenhauses sehen, in dem Familie Olsen wohnte.
    Knut war sich klar darüber, dass er sich das nur einbildete, aber er war der Meinung, der Schuppen hätte etwas Bedrohliches an sich. Er lag in seinem eigenen Schatten dort, mit Schnee bis fast ans Dach hoch, die Tür geschlossen. Jetzt, wo er allein war, konnte er es zulassen, in Erwägung zu ziehen, dass Ella tot war. Auf dem Festland gab es Kindstötungen. Warum nicht auch auf Spitzbergen? Aber es war kein Mensch im Schuppen, weder tot noch lebendig. In einer Ecke lag ein Stapel mit Rutschbrettern, in einer anderen Ecke stand eine Kiste mit Spaten und Besen in Kindergröße. Der Boden war von Schnee und Kies bedeckt. Die Kälte erschien hier drinnen noch intensiver.
    Hinter dem Schuppen lag der Schnee tief im Schatten. Knut fiel auf, dass es möglich war, bis an den oberen Rand des Bretterzauns zu klettern, auch kleine Kinder konnten das schaffen. Viele Abdrücke von Kinderschuhen und Rutschbrettern zeigten, dass es genau das war, was die Kinder taten. Er kletterte selbst hinauf und schaute auf der anderen Seite hinunter. Dort waren deutliche Vertiefungen im Schnee zu sehen. Eine Linie tiefer Spuren führte zur Autostraße. Jemand war zu Fuß von der Straße her gekommen und hier stehen geblieben, hinter dem Bretterzaun.
    Knut schloss beide Türen wieder und ging zurück zum Parkplatz. Der schwarze Dienstwagen stand immer noch dort. Die Läden waren geschlossen, die Leute größtenteils nach Hause gegangen. Er setzte sich auf den eiskalten Fahrersitz und drehte den Zündschlüssel. Die Scheibenwischer fegten eine federleichte Schicht von Schneekristallen fort, die sich auf der Windschutzscheibe niedergelassen hatten.

KAPITEL 5
EINE GEBIETERISCHE DAME
    Da mühen sich ab arbeitende Scharen
    von zuverlässigen und zähen Mann.
    Sie trotzen den tausend Gefahren,
    sie treiben die Kohle voran.
    Montag, 15. Januar, 19.00 Uhr
    »Könnte ich die Stimmzettel mal sehen?« Trulte Hansen ahnte, dass ihre Frage peinlich war. Aber ihr Wunsch zu verstehen, was da schiefgelaufen war, war größer. Die Freundinnen schauten weg, und der Büroleiter von der staatlichen Svalbard Samfunnsdrift, der einzige Mann im Komitee dieses Jahres, starrte sie ungläubig an.
    »Nein, das kannst du natürlich nicht«, sagte

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