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Autoren: Monica Kristensen
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sich neben Lars Ove gestellt hatte.
    Steinar Olsen sagte, wie es gewesen war. »Ich habe eine Gestalt gesehen, die den Grubengang entlanggekrochen kam. Und ich habe ihm zugerufen, weil das gefährlich ist. Ich meine, ein Mann ganz allein so weit unten.«
    Es war immer noch mucksmäuschenstill im Raum.
    »Der sechste Mann«, sagte zum Schluss jemand leise.
    »Scheiße, das war kein sechster Mann.« Kristian spuckte in Richtung Waschbecken aus und stieß Lars Ove in den Rücken, obwohl er es gar nicht gewesen war, der das Gespräch darauf gebracht hatte.
    Die Männer der Schicht verschwanden langsam, ohne noch etwas zu sagen, in den verbeulten Bus, der sie hinunter nach Longyearbyen bringen sollte. Kristian blieb auf dem Weg nach draußen neben dem neuen Grubeningenieur stehen. »Bist du total bescheuert?«, zischte er leise. »Glaubst du etwa an Gespenster? Viele blamieren sich an ihrem ersten Arbeitstag unter Tage. Aber dir ist jedenfalls anzurechnen, dass du nicht gepetzt hast. Wir wissen, dass du dem Steiger kein Wort darüber gesagt hast, dass wir im alten Stollen waren. Und das werden wir nicht vergessen, Lars Ove und ich.« Er zwinkerte Steinar zu. »Schon möglich, dass wir etwas wissen, was sich für dich lohnen könnte. Schon möglich, dass du mit uns ein saftiges Zubrot verdienen kannst.«

KAPITEL 4
DIE SUCHE
    Donnerstag, 22. Februar, 17.15 Uhr
    Knut schaute auf seine Armbanduhr, es war bereits Viertel nach fünf. Ella war jetzt seit mehr als einer Stunde vermisst, jedenfalls wenn man von dem Moment an rechnete, als die Mutter angefangen hatte, nach ihr zu suchen. Aber es konnte sich auch um eine viel längere Zeit handeln. Überraschenderweise stellte es sich als schwierig heraus, genaue Auskünfte von den Angestellten im Kindergarten zu erhalten, wann sie sie das letzte Mal gesehen hatten.
    »Sie ist ja jeden Tag im Kindergarten«, erklärte Ingrid Eriksen in einem entschuldigenden Ton. »Da ist es nicht so leicht, sich daran zu erinnern, wann genau man sie am Nachmittag gesehen hat.«
    Sie saßen immer noch in der Küche der Familie Olsen in deren Haus in Blåmyra. Ellas Mutter sah verschreckt und unglücklich aus und verfolgte nur zum Teil die gewissenhafte Rekonstruktion des vorliegenden Tages. Sie hatte die Arme um sich geschlungen, als würde sie frieren, wiegte sich auf ihrem Stuhl vor und zurück und warf immer wieder die gleichen Fragen ein: »Sollen wir nicht lieber los und sie suchen? Es ist doch krank, das Kind mitzunehmen, ohne mir Bescheid zu sagen. Wir müssen Steinar finden. Wollen wir sie nicht suchen? Wenn er nun …«
    Langsam und vorsichtig fügte Knut gemeinsam mit Ingrid Eriksen das Puzzlespiel aller Ereignisse zusammen. »Habe ich es richtig verstanden, dass Ella heute schon einmal vermisst worden ist? Und Sie sagen, das ist früher schon häufiger vorgekommen, also, dass sie und andere Kinder eine Zeitlang vermisst worden sind?«
    Tone Olsen starrte die Kindergartenleiterin verwirrt an. »Ella ist im Kindergarten gesucht worden? Das hat mir niemand gesagt. Wann war das denn?« Ihr Blick war wieder lebendiger geworden, fast war darin ein Funken Hoffnung zu entdecken. Aber was konnte für sie so hoffnungsvoll an der Tatsache sein, dass ihre Tochter schon mehrere Male verschwunden gewesen war?
    Ingrid Eriksen schien peinlich berührt zu sein und ließ ihren Blick nicht von dem bunten Kalender mit Kochrezepten aus Griechenland los, der an der Wand über dem Kühlschrank hing. »Sie war ja nicht lange weg. Vielleicht eine Viertelstunde oder so. Aber wir haben uns immer wieder den Kopf zerbrochen, wo die Kinder nur bleiben. Das kommt immer wieder mal vor, vor allem, wenn wir sie vom Spielplatz wieder reinholen, dass eines oder ein paar sich verstecken. Aber wir wissen nicht, wo.«
    »Und jetzt im Winter ist es immer so ein Aufwand, Kinder, die ausgezogen werden müssen, Kinder, die aufs Klo müssen, Kleider und Stiefel überall. Erst wenn wir sie auf die beiden Gruppen verteilt haben, dann haben wir die vollständige Übersicht.« Tone Olsen war wieder in sich zusammengesunken. Sie hatte offensichtlich etwas anderes erhofft. »Ella war gegen halb drei drinnen. Dessen bin ich mir ganz sicher. Was vorher gewesen ist, das spielt doch wohl keine Rolle, oder? Wollen wir nicht lieber nach Steinar suchen? Er ist doch schuld an allem. Aber er liebt Ella, er wird für sie sorgen, da bin ich mir sicher.« Wieder begann sie auf ihrem Stuhl hin und her zu wippen.
    Knut schaute die

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