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Autoren: Monica Kristensen
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Schneetreiben. Für einen Moment ging die Sicht auf null zurück, und der Hubschrauber flog in einer dicken Suppe aus Schneematsch, der sich auf die Scheiben legte. »Wir müssen runtergehen.« Das Gesicht des Copiloten leuchtete weiß im Schein der Instrumente.
    Bergerud drückte sich das Mikrophon an den Mund. »Ich sehe den Berghang westlich des Sorgfjords auf dem Radar. Wir sind etwa eine halbe Seemeile davon entfernt. Siehst du den Felssporn dort drüben?« Er zeigte auf den kleinen, kreisrunden Schirm. »Laut Karte ragt er genau an der alten Station vor. Kannst du es da versuchen?«
    Und die fünf im Hubschrauber hatten das Glück auf ihrer Seite. Genau in dem Moment, als sie sich dem Vorsprung im Gebirge näherten, riss der Himmel so weit auf, dass sie den Boden unter dem Hubschrauber sehen konnten. Nach drei Versuchen gelang es dem Copiloten, die Räder auf den festen Schnee zu setzen. Aber er ließ die Rotoren laufen, bis alle herausgekommen waren. Bevor er den Motor ausschaltete, versuchte er noch einmal, Spitzbergen Radio anzurufen. Doch er bekam immer noch keine Antwort.

KAPITEL 17
DIE BRIEFE
    Donnerstag, 8. Februar, 08.00 Uhr
    Sie lag mit trockenen Augen und flammend rotem Gesicht im Bett. Hohes Fieber, Rasseln in der Brust. Vielleicht eine Bronchitis, wenn nicht gar eine Lungenentzündung. Sie reagierte kaum, als er mit ihr sprach. Drehte sich weg, antwortete nicht.
    Anfangs glaubte Erik Hanseid, dass es sich um eine starke Erkältung handelte. Er schnitt alle möglichen Früchte auf und trug Gläser mit Wasser und Tassen mit Tee ins Schlafzimmer. Aber sie wollte nichts haben. Er ging nicht zur Arbeit, blieb zu Hause, kaufte Zeitungen und Zeitschriften, die sie jedoch nicht las, lüftete das Schlafzimmer, kochte etwas zu essen. Aber sie stand nur aus dem Bett auf, um auf die Toilette zu gehen. Und sie schlief fast die ganze Zeit. Zumindest lag sie reglos da, mit geschlossenen Augen.
    »Ich werde sterben«, meinte Frøydis plötzlich an einem Nachmittag, und das waren die ersten Worte, die sie sagte, abgesehen vom Beantworten trivialer Fragen. Da rief der Ehemann das Krankenhaus an.
    Frøydis bekam ein Einzelzimmer. Da das neue Krankenhaus geräumig war und es nicht so viele Patienten gab, war das eigentlich kein Privileg, eher ein Zufall. Dennoch fühlte sie sich mit Umsicht behandelt. Und ihr gefiel diese Aufmerksamkeit. Der Arzt meinte, sie könnte eine Lungenentzündung haben, aber die hatte sie nicht. Das Fieber sank nach ein paar Tagen. Die Blutsenkungen wurden schnell wieder normal, die Grippe war auf dem Rückzug. Und dennoch war die Patientin weiterhin schwach.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte der Arzt. »Sie sollte auf dem Weg der Besserung sein. Aber sie liegt immer noch apathisch da. Ob ich etwas übersehen habe?«
    Er überlegte, neue Untersuchungen anzuordnen, die im Kreiskrankenhaus in Tromsø ausgeführt werden mussten. Aber Schwester Hannah zwinkerte ihm zu. »Überlass das mal mir.« Sie ging ins Krankenzimmer und setzte sich bei Frøydis ans Bett, die anscheinend wieder einmal schlief.
    »Der Arzt will dich ins Krankenhaus aufs Festland schicken«, sagte sie dem blassen, regungslosen Gesicht. »Er möchte, dass neue Untersuchungen gemacht werden, die nur dort gemacht werden können. Weil er sich nicht erklären kann, warum es dir nicht besser geht.«
    Es war still im Raum. Nur die Nachttischlampe brannte. Draußen in der Polarnacht fuhr ein Schneescooter die Straße entlang. Hannah saß auf ihrem Stuhl, die Hände auf dem Schoß, und starrte in die Dunkelheit.
    »Aber ich denke, das wäre nicht so schlau …«, sagte sie leise, »… deinen Mann hier allein in Longyearbyen zurückzulassen.«
    Es kam ein leises Geräusch vom Bett, aber die Gestalt regte sich immer noch nicht.
    »Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wieder gesund zu werden?«, schlug Hannah vor. Endlich schaute sie aufs Bett und erkannte eine Reaktion. Frøydis hatte die Augen geöffnet und sah sie an, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Trulte Hansen fand es einfach schlimm, was da vor aller Augen von Longyearbyen vor sich ging. Sie war mit Lektüre, Obst und Schokolade ins Krankenhaus gekommen. Da sie Frøydis Hanseid eigentlich nicht so recht kannte, sondern nur gekommen war, um nett zu sein, hatte sie nicht so viel zu erzählen, deshalb aß sie laut vernehmlich einen Apfel und plapperte nervös vor sich hin. »Probier mal eine Mandarine, Frøydis. Die sind frisch mit dem Flugzeug gekommen. Oder wie wäre es mit

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