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Autoren: Monica Kristensen
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bereits an Deck und kämpften verbissen darum, die Vertäuung zwischen den beiden Schiffen zu lösen. Und sie kamen nicht einen Moment zu früh. Die beiden Schiffsrümpfe türmten sich abwechselnd einer über dem anderen auf und krachten mit metallischem Knirschen zusammen. Der Kapitän der »Polarjenta« stellte den Bugmotor auf volle Kraft, aber eine schwindelerregende Sekunde lang sah es so aus, als wären die beiden Krabbenkutter dazu verdammt, sich gegenseitig zu zermalmen. Und als es ihnen endlich gelungen war, ein wenig Abstand zwischen den Schiffsrümpfen herzustellen, tauchte eine neue Bedrohung auf.
    Trotz aller Anstrengungen wurden die Schiffe von dem schweren Polarpackeis langsam auf die entgegengesetzte Seite von Nordporten gedrückt, gegen das Land. Es herrschte Flut, und die Strömung ging Richtung Süden, in der gleichen Richtung wie der Wind. Eine kurze Sekunde lang dachte Oddemann an die Mannschaft an Bord der »Ishavstrål«, von der er wusste, dass sie soeben den Sorgfjord verlassen hatte. Sie befanden sich wahrscheinlich einige Seemeilen weiter südlich in der Meeresenge, erst vor einer halben Stunde hatten sie Funkkontakt gehabt. Aber jetzt war keine Zeit, ans Funkgerät zu gehen, um sie zu warnen. Jedes Schiff musste allein zurechtkommen und alles tun, was notwendig war, um die nächsten Stunden zu überstehen.
    Ein paar Stunden zuvor hatten sich die Leute von der »Ishavstrål« von den Scooterfahrern aus Longyearbyen verabschiedet. Es war ein Abschied zwischen Freunden und Geschäftspartnern, gut unterstützt von zwei Flaschen Cognac. Nur die Kapitänsfrau hielt sich zurück und probierte nichts von dem Schnaps. Ihre schnellen schwarzen Augen verfolgten aufmerksam, was der Ehemann da in sich hineinkippte. Sie war es auch, die den Hubschrauber zuerst hörte. »Scheiße, ich glaube, wir kriegen Besuch«, sagte sie und öffnete die Haustür einen Spalt weit. Ein Windstoß fegte eine eisige Schneeböe auf den Boden. »Seid mal still, verdammt noch mal. Hört ihr das nicht?«
    Kristian und Lars Ove wechselten Blicke. Polizei. Das musste sie sein. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Polizei die Aktivitäten hier im Norden entdecken würde, das war ihnen schon seit langer Zeit klar. Aber jetzt? So plötzlich?
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass Steinar was gesagt hat?«, flüsterte Lars Ove ängstlich.
    »Auf jeden Fall müssen wir schnell einpacken und zusehen, dass wir wegkommen.« Harald erhob sich von der Holzbank. In Nullkommanichts war die Hütte leer und geräumt. Sie zogen sich an und liefen hinaus. Die Schlitten wurden umgepackt. Die Haustür ließ sich nicht mehr schließen, so viel Schnee war bereits hereingeweht, sie klapperte im Wind. »Nordwest. Ja, das haben wir uns ja gedacht«, sagte die Kapitänsfrau und setzte sich rittlings auf den einen Schneescooter.
    »Was, wollt ihr mit denen fahren?« Kristian betrachtete schmunzelnd die beiden Fahrzeuge mit ihren schmalen Schneeketten und nur einem Ski vorn. »Habt ihr die aus dem Polarmuseum ausgeliehen?«
    »Die werden die paar hundert Meter übers Seeeis bis zum Schiff ja wohl halten«, erwiderte Harald und klappte sich das Visier an seinem Helm hinunter. »Na, wenn es nach mir ginge, dann würden sie an Land zurückbleiben«, murmelte der Koch und setzte sich hinten auf den Scooter, den der Matrose fuhr. »Die bringen nur Unglück, hört auf meine Worte.«
    Für ein weiteres Gespräch war keine Zeit mehr. Kristian und Harald hatten bereits verabredet, dass sie sich Ende Februar in Tromsø treffen wollten, um das Geschäftliche zu regeln. Der Skipper winkte mit einer Hand, dann starteten sie. Das Brummen der Schneescooter übertönte das Hubschrauberklappern, das ständig näher kam.
    »Wo zum Teufel sind sie? Ich sehe keinen Hubschrauber.« Lars Ove legte den Kopf in den Nacken und suchte nach den Lichtern des Super Puma. Während Kristian in eine andere Richtung schaute, hinaus aufs offene Wasser, wo der Krabbenkutter an der Eiskante verankert lag. Die Schneescooter waren bereits an der Schiffsbreitseite angekommen, jeder mit zwei vollbeladenen Schlitten. Viermal wurde gehievt, dann war die Ladung verstaut. Noch ein paar Minuten, und die Schneescooter folgten auf dem gleichen Weg. Die Mannschaft kletterte die Leiter hinauf. Zwischen den Windböen, die in den letzten zehn Minuten deutlich an Stärke zugenommen hatten, konnten die beiden auf dem Land hören, wie die Maschine an Bord der »Ishavstrål« gestartet wurde. Langsam glitt

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