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Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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einer Praline? Du musst wieder zu Kräften kommen. Eine Grippe kann schlimmer sein, als man denkt. Und ich habe gehört, dass man hinterher häufig unter leichten Depressionen leidet. Nun ja, ich meine, es ist ja nicht deine Schuld …« Sie schaute ganz unglücklich drein und fuhr schnell fort: »Das Sonnenfestkomitee hat bald wieder eine Sitzung, in ein paar Wochen. Was meinst du, schaffst du es bis dahin? Wir sind auf der Suche nach Leuten, die die Traditionen weiterführen können und gleichzeitig neue Ideen haben. Ich werde langsam ein bisschen zu alt dafür, weißt du. Das Sonnenfest ist ja in erster Linie für junge Leute. Na, was meinst du?«
    Frøydis lächelte und überlegte. »Ich bin unsichtbar. Niemand sieht mich, während ich hier liege.«
    Was für ein prächtiger Mensch, dachte Trulte. So ruhig und geduldig. Nie tratscht sie über andere. Sie beißt die Zähne zusammen und findet sich ab mit dem, was da vor sich geht. Und ihr Mann wird letztendlich auch zur Vernunft kommen.
    Doch Frøydis wurde nicht so schnell wieder gesund, obwohl sie nach ein paar Tagen aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Nach der Grippe bekam sie Brechdurchfall. Und so war sie wieder zurück im Wartezimmer des Arztes. »Hm«, sagte der Arzt. »Du musst es ruhig angehen lassen. Solche Erkältungen bekommt man durch Ansteckung. Nicht, weil man kalte Füße gehabt hat.« Er schaute verlegen zur Seite. »Die hat wahrscheinlich ein Neuankömmling vom Festland mitgebracht.«
    Doch eine Woche später war er nicht mehr so verständnisvoll. Er untersuchte sie, ohne viel zu sagen. In der Zwischenzeit hatte sich Hannah in der Einkaufshalle umgehört, in der die Drogerie gleichzeitig als Apotheke fungierte und Kopfschmerztabletten, Nasenspray und Pillen gegen Verstopfung verkauft hatte. Und Hannah flüsterte dem Arzt zu, dass Frøydis so einige Male in der Drogerie gewesen war.
    »Du musst damit aufhören«, erklärte ihr der Arzt unverblümt. Psychologie war nicht eines der Fächer gewesen, in das er sich während seines Studiums länger vertieft hatte. Aber er hatte so einiges gesehen, seit er vor einigen Jahren nach Spitzbergen gekommen war. »Wenn du jetzt noch nicht krank bist, dann wirst du es, wenn du so weitermachst.«
    Frøydis sagte nichts. Aber obwohl sie aufhörte, die kleinen, hellblauen Abführtabletten zu nehmen, hatte sie weiterhin einen brennenden Schmerz in Bauch und Brust. Fast wie Flammen. Oder wie eine ätzende Flüssigkeit.
    Wenn ich mir die Arme abreiße, werden sie mich immer noch nicht sehen, dachte sie. Sie werden die andere Frøydis sehen, die, die fort ist. Sie werden die harte Schale sehen, die mir übers Gesicht gewachsen ist – die Frøydismaske. Aber nicht mich.
    Sie schrieb Tor Bergerud einen Brief. Wäre ich doch lieber barfuß über das Fjordeis gegangen, als mich in dich zu verlieben, schrieb sie. Ich würde alles dafür tun, um meine Gefühle für dich loszuwerden.
    Tor Bergerud bekam es mit der Angst zu tun. Und er fühlte eine Art unpersönlichen Mitleids, ungefähr, wie wenn man ein kleines Tier überfährt, das anschließend hinter dem Wagen liegt und sich in unerträglichen Schmerzen windet. Er kam zu dem Schluss, dass er etwas tun musste, damit Frøydis dieses quälende Interesse an ihm loswurde. Es wäre so viel einfacher, wenn sie das, was zwischen ihnen passiert war, nur als witzigen, netten Irrtum sehen könnte, ein Geheimnis, das sie beide teilten und über das sie lächeln konnten, wenn niemand sie sah.
    Er musste mit jemandem darüber reden, denn er wusste nicht, was er tun sollte, damit es Frøydis nicht noch schlechter ging. Vielleicht würde sie sogar so weit gehen und Line alles erzählen? Tom Andreassen war derjenige, dem er sich schließlich anvertraute. »Du musst mit ihr reden«, sagte dieser und wand sich. Das Geständnis hätte er lieber nicht gehört, und er fand es auch unnötig. »Die Leute reagieren unterschiedlich, wenn sie das erste Mal die dunkle Zeit auf Spitzbergen erleben. Einige trifft es wirklich hart. Ja, nicht alle Menschen sind dazu geschaffen, hier zu leben. Sie gehören aufs Festland, ins Tageslicht und in den Sonnenschein unter ganz normale Menschen. Aber meine Güte, Tor. Das musst du jetzt selbst auslöffeln. Rede mit ihr.«
    Tor Bergerud beschloss, reinen Tisch zu machen und lud eine abgemagerte und graue, aber erwartungsvolle Frøydis Hanseid zum Essen ins Polarhotel ein. Erst als sie mitten im Hauptgericht angekommen waren, begann er ernsthaft mit ihr zu

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