Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
Vom Netzwerk:
und immer mit demselben Getöse, da bei dem vernünftigen Mann die Empfindung immer dem Eindruck proportioniert ist. Der leichtsinnige räsoniert nach dem ersten Eindruck kaltsinnig fort, da der vernünftige Mann immer einmal umkehrt und sieht, was der Instinkt dazu sagt.[ E 424]
    Die alten Dichter haben doch noch den Nutzen, wenn sie auch sonst keinen hätten, dass wir die Meinungen des gemeinen Volks hier und da kennenlernen, die sonst nicht aufgezeichnet sind, auch den haben unsere Genies nicht einmal. Denn unsere Volkslieder sind oft voll von einer Mythologie, die niemand im Städtchen kennt als der Narr, der das Volkslied gemacht hat. [E 433]
    Der Mann geht zu weit, aber tue ich das nicht auch? Er hört sich gern in seinem Enthusiasmus. Höre ich mich nicht gerne mit meinem Witz? oder in meiner kaltblütigen Verachtung alles dessen, was aus Empfindung getan wird? [E 438]
    Namentlich alle Buhl- und Betschwestern. [E 444]
    15. Man soll seinem Gefühl folgen und den ersten Eindruck, den eine Sache auf uns macht, zu Wort bringen. Nicht als wenn ich Wahrheit so zu suchen riete, sondern weil es die unverfälschte Stimme unserer Erfahrung ist, das Resultat unserer besten Bemerkungen, da wir leicht in pflichtmäßiges Gewäsch verfallen, wenn wir erst nachsinnen. Insoferne rate ich Beattische Philosophie an.[ E 450]
    117. Eine Hauptregel in der Philosophie ist, keinen Deum ex machina zu machen, keine Sinnen, keinen Instinkt anzunehmen, wo man noch mit Assoziation und Mechanismus auskommen kann. [E 456]
    Leute, die sehr viel gelesen haben, machen selten große Entdeckungen. Ich sage dieses nicht zur Entschuldigung der Faulheit, denn Erfinden setzt eine weitläuftige Selbstbetrachtung der Dinge voraus, man muss mehr sehen, als sich sagen lassen. Assoziation. [E 463]
    So sagen die Menschen gemeiniglich: Da lach ich dazu, wenn sie dazu weinen oder dazu schäumen möchten. [E 467]
    Wir gebrauchen das Wort Seele wie die Algebraisten ihr x, y, z oder wie die Wörter Attraktion, es ist vielleicht nur ein bloßes Wort so wie Meinung, Zustand. Hätte Newton x oder * statt Attraktion gesagt. [E 468]
    So wie man Hitze und Kälte und Kräfte mit Linien ausdrückt, so kann man, so nennt man Taten glänzend, schwarz, es würde lächerlicher sein zu sagen eine graue Tat, oder eine himmelblaue. Indessen könnte man sehr vieles mit sichtbaren Ideen ausdrücken. [E 469]
    Die Handlungen eines Menschen, die Beschaffenheit seines Hauswesens sind gemeiniglich Fortsätze seiner innern Beschaffenheiten, seines Gehirns pp. So wie der Magnet dem Eisenstaub Form und Ordnung gibt. [E 472]
    Die Feuermaschine, so wie man sie schon zur Luftpumpe gebraucht hat, könnte gebraucht werden, mehrere andere Bewegungen hervorzubringen. [E 477]
    Das Wort Teufel, das in meinem Werkchen öfters vorkommt, brauche ich nicht in dem Verstand, in welchem es die gemeinen Leute nehmen, sondern wie die neuern Philosophen, um Friede mit allen Sekten zu halten, so ist es mehr mit x, y, z der Algebraisten zu vergleichen und eine unbekannte Größe. [E 481]
    Nichts gefällt dem Apoll besser, als [wenn] man ihm einen mutwilligen Rezensenten schlachtet. [E 488]
    Wenn Leute ihre Träume aufrichtig erzählen wollten, da ließe sich der Charakter eher daraus erraten als aus dem Gesicht. [E 490]
    Ich habe oft bemerkt, wenn Leute einen mathematischen Satz von einer andern Seite her verstehen, lernen, als durch die gewöhnliche Demonstration, so sagen sie gerne, o ich seh es, es muss so sein . Es ist dieses ein Zeichen, dass sie es sich aus ihrem System erklären. [E 492]
    24. Die Systeme haben nicht allein den Nutzen, dass man ordentlich über Sachen denkt, nach einem gewissen Plan, sondern dass man überhaupt über Sachen denkt, der letztere Nutzen ist unstreitig größer, als der erstere. Z. E. Assoziation. [E 493]
    Die Ingredienzien des Mitleids und der Mit-Freude.[ E 494]
    Obgleich in Deutschland viele sehr vernünftige Leser sind, so ist doch der Teil, der seine Meinung öffentlich sagt, eben noch nicht der feinste. Man hat also wenig Gelegenheit, die Stimme des Menschen zu hören. Denn unsere Assembleen sind abscheulich. [E 496]
    Was mir an unsern Definitionen vom Genie nicht gefällt, ist, dass so gar nichts vom Jüngsten Tag darin vorkommt, nichts vom Hallen durch die Ewigkeit und nichts von den Fußtritten des Allmächtigen. [E 501]
    Was muss es auf ein Volk für einen Einfluss haben, wenn es keine fremde Sprachen lernt? Vermutlich etwas Ähnliches von

Weitere Kostenlose Bücher