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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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der Schwanz der Welt, wissen nicht, was der Kopf vorhat. [F 53]
    Sich von dieser Veränderlichkeit eine sinnliche Vorstellung zu machen, darf man sich nur einen Tropfen Wasser gedenken, auf dem sich etwas abspiegelt oder durch den sich ein Strahl bricht, die kleinste Veränderung in seiner Figur zieht eine gänzliche Zerstörung des Bildes nach sich. [F 54]
    Sie zeichnen uns die Welt in einer Art von Kavalier-Perspektiv. [F 57]
    Zu einem jeden Handwerk wird eine gute Zeit Lehrjahre erfordert. Ich zweifle aber gar nicht daran, dass unsere Genies ebenso schnell sich ins Schuhmacherhandwerk werfen könnten, als sie sich in das Fach der Kritik werfen, sie bedenken aber nicht, dass sie für Leute von Geschmack weit schlechtere Kritiken machen, als sie für ihre eignen Augen Schuhe machen. Sie sollten bedenken, dass es Leute gibt, die ebenso schnell und dabei richtig von einem Werk des Witzes urteilen als andere von einem Schuh. Ich habe eine Menge Leute gekannt, die Klopstockische Oden sangen, aber nur wenige, die mittelmäßig zeichneten. [F 63]
    In der ganzen Philosophie ist vielleicht nichts, das mehr Unterscheidung erfordert, als alle Schwierigkeiten bei den Parallelen deutlich einzusehen. [F 68]
    Kein Barometermacher kann in Göttingen gut bestehen, aber ich habe ein paar dumme Kerls gipserne Katzen und Papageien fast einen Sommer durch herumtragen sehen, die gewiss nicht geblieben wären, wenn ihnen nicht ihr Handel ihr reichliches Auskommen verschafft hätte. [F 74]
    29. Es mischen sich andere Assoziationen mit in unsere physiognomischen Urteile, eine lange Nase ist der Festigkeit z. E. im Charakter zuwider. Was hat aber Festigkeit des Fleisches mit Festigkeit des Charakters zu tun? med. [F 75]
    31. Das Zeichen, das mir der Physiognome angibt, bekommt nur in der Gesellschaft mit andern seine Bedeutung. Wenn ein physiognomischer Erfahrungssatz Wurzel in uns schlägt, so gründet er sich immer auf eine Summe von Bemerkungen, Lächeln, fehlende Zähne, Speichel in den Mundwinkeln pp. Das still stehende Gesicht desselben Mannes redet uns von jenem, und so die Nase vom ganzen Mann; sie ist aber deswegen nicht das Zeichen der Seelen-Eigenschaft. Eine Nase scheint uns nicht dieselbe, weil der Mund nicht derselbe ist, unsere Vorstellung von einem Gesicht verliert durch die Deutlichkeit. [F 79]
    Den Leuten, die ausgewachsene Schienbeine haben, kann man es gemeiniglich an dem Unterkinn ansehen. [F 80]
Junius 1776.
    2. Bei der Physiognomik sind wohl zu unterscheiden die veränderlichen Zeichen, solche als z. E. alle Arten von Affekt begleiten, und die unveränderlichen, solche als Habichtsnasen u. s. w. Herr Lavater ist gar nicht genau hierin. Die erstern werden zweideutig, je kleiner die Veränderung ist, die vorgeht. Daher denke ich von dem Kopf 7.8 auf der ersten Platte T. II. anders. Herr Lavater bemerkt, dass Leute, die nichts in einem Gesicht gefunden hätten, doch gleich es zugestanden und erkannt hätten, wenn man es ihnen gesagt hätte. Ich habe Ursache zu glauben, dass dieses bessere Denker waren. [F 83]
    4. Sie haben genieset, gezischt, gehustet und noch 2 Arten von Lärm gemacht, wozu wir im Deutschen keine Wörter haben. [F 86]
    21. Die unterhaltendste Fläche auf der Erde für uns ist die vom menschlichen Gesicht. [F 87]
    Ich frage alle Physiognomen, ob sie nicht einmal aus den Gesichtern auf Vornamen geschlossen, Kaspar ist in manchen Gegenden ein Schimpfwort. Zickwolf erriet einmal, dass ein Mensch Kaspar hieß. [F 88]
    28. Wer hat nicht jemals einen schlecht aufgeschlagenen Hut, den er aufsetzen musste, durch sein ganzes Wesen durch gefühlt oder einen schlechten Stockknopf im Arm gefühlt. [F 89]
Julius 1776.
    4. Ein Buch 9 Jahre liegen lassen? Einfältig, ist denn ein Buch ein Prozess? oder werden die Gedanken besser, wenn sie lange liegen? [F 91]
    Jeder arme Teufel sollte wenigstens zwei ehrliche Namen haben, damit er den einen dranwagen könnte, um den andern ins Brot zu bringen, so haben Schriftsteller anonymisch geschrieben, wenn man zwei ehrliche Namen hätte, so könnte man sich mit dem einen noch wehren, [wenn] einem der andere abgeschnitten wäre. [F 93]
    6. Ich habe Leute gekannt, die haben heimlich getrunken und sind öffentlich besoffen gewesen. [F 94]
    Er sah in jeden drei Worten einen Einfall und in jeden drei Punkten ein Gesicht. [F 97]
    23. Es regnete so stark, dass alle Schweine rein und alle Menschen dreckig wurden. [F 99]
    27. In den höflichen Städtchen ist es

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