Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)
Ursachen-Bär so wie den Ameisen-Bär nennen. Es ist etwas stark gesagt. Das Ursachen-Tier wäre besser. [J 1315]
Richter sagte einmal zu mir: Die Ärzte sollten nicht sagen, den habe ich geheilt, sondern der ist mir nicht gestorben, so könnte man auch in der Physik sagen, ich habe davon Ursachen angegeben, wovon man am Ende die Absurdität nicht zeigen kann, anstatt zu sagen, ich habe erklärt . [J 1316]
Welches ist der außerordentlichste und auffallendste Gebrauch, den man hiervon machen könnte, oder die sonderbarste Folgerung daraus im höchst Großen und Vergrößerten oder im höchst Kleinen und Verkleinerten? [J 1318]
Sollte sich nicht in andern Körpern etwas finden, was unsrer Fantasie, [unsrem] Schöpfungs-Vermögen analog ist? [Wie] würde unser Gehirn aussehen, wenn wir die Veränderungen bemerken könnten, die die Gedanken in dessen Textur hervorbringen. [J 1321]
Es ist eine große Stärkung beim Studieren, wenigstens für mich, alles, was man liest, so deutlich zu fassen, dass man eigne Anwendungen davon oder gar Zusätze dazu machen kann. Man wird am Ende dann geneigt zu glauben, man habe alles selbst erfinden können, und so was macht Mut. So wie nichts mehr abschreckt als Gefühl von Superiorität im Buch. [J 1322]
Man muss in der Welt und im Reich der Wahrheit frei untersuchen, es koste, was es wolle, und sich nicht darum bekümmern, ob der Satz in eine Familie gehört, worunter einige Glieder gefährlich werden können. Die Kraft, die dazu gehört, kann sonstwo nützen. [J 1324]
Ein witziger und dabei flüchtiger Kopf lernt wenig gründlich, macht aber von dem wenigen gewiss den bestmöglichen Gebrauch, den ein minder witziger, aber gründlicherer Gelehrter von dem seinigen nicht zu machen imstande ist. [J 1325]
Ist dieses auch die wahre Ursache, wie man durchgängig glaubt, oder steckt noch mehr dahinter? [J 1326]
Der Mathematik in die Hände zu arbeiten ist die Absicht des Physikers. [J 1329]
Es ist äußerst wichtig, bei Widerlegungen ja nicht zu geschwind zu gehen, sondern jedes Komma umständlich auseinanderzusetzen und nicht eher zum Folgenden überzugehen, bis alles in dem gegenwärtigen Schritt fast zum Überdruss dargetan ist. Nicht zu eilen. Das ist mein gewöhnlicher Fehler. [J 1331]
Eine von den Hauptfragen ist wohl immer, und zwar bei den bekanntesten Dingen: Ist das wohl auch wirklich so; lässt sich hierbei eine Distinktion anbringen, wodurch es klar wird, dass es nicht immer so sein könne? Es ist hier nur schade, dass man grade dann nicht fragt, wenn es am nötigsten wäre. [J 1332]
Alle künstliche Versuche sind gewissermaßen Monstra .[ J 1334]
Vor allen Dingen Erweiterung der Grenzen der Wissenschaft, ohne dieses ist alles nichts. [J 1335]
Meine sogenannte Seelenwanderung einmal der Kantischen Philosophie anzuprobieren. [J 1336]
Wirkung der Gnade, vielleicht aber auch der Mondsucht. [J 1338]
Wenn du ein Buch oder eine Abhandlung gelesen hast, so sorge dafür, dass du es nicht umsonst gelesen haben magst; abstrahiere dir immer etwas daraus zu deiner Besserung, zu deinem Unterricht oder für deine Schriftsteller-Ökonomie. [J 1340]
Was haben wir getan?
Was tun wir jetzt?
Was sollten wir noch tun? [J 1341]
Man muss alles auf seines eignen Selbsts Weise und Erfahrung in der Welt verstehen lernen oder wenigstens zu verstehen suchen. Kömmt man auf Sätze, die allem von den weisesten Menschen Behaupteten widersprechen, so muss man aufsuchen, woran dieses liegt, und sich zu bessern oder die andern zu widerlegen suchen. [J 1343]
Jeder Mensch, der stocktaub ist, müsste seine Ohren der Anatomie vermachen. [J 1344]
Philosophie ist immer Scheidekunst, man mag die Sache wenden, wie man will. Der Bauer gebraucht alle die Sätze der abstraktesten Philosophie, nur eingewickelt, versteckt, gebunden, latent, wie der Physiker und Chemiker sagt; der Philosoph gibt uns die reinen Sätze. [J 1345]
Wir sehen in der Natur nicht Wörter, sondern immer nur Anfangsbuchstaben von Wörtern, und wenn wir alsdann lesen wollen, so finden wir, dass die neuen sogenannten Wörter wiederum bloß Anfangsbuchstaben von andern sind. [J 1346]
K.
[1793]
Die besten Gesetze kann man bloß respektieren und fürchten, aber nicht lieben. Gute Regenten respektiert man, fürchtet man und liebt man. Was für mächtige Quellen von Glück für ein Volk! [K 3]
Er hatte sich sogar eine Konstitution entworfen, um sich zum Handeln zu bringen, und eigentliche Minister erwählt.
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