Süchtig
haben. Außerdem
haben Sie sich nach der Explosion auf die Suche nach dieser Kellnerin gemacht, oder etwa nicht?«
Diese Kellnerin.
»Ich brauche Augen und Ohren, Mr Idle. Je mehr, desto besser. Meine Aufgabe ist es, aus den verschiedenen Informationen ein Gesamtbild zu erstellen. Und Sie wollen doch bestimmt wissen, was läuft. Wir könnten Partner werden.« Die Worte waren abgegriffen, aber seine Stimme klang ehrlich.
»Das muss auf Gegenseitigkeit beruhen«, wandte ich ein.
»Wie das?« Er lehnte sich zurück.
»Ich versorge Sie nicht blindlings mit Informationen. Sie müssen mir etwas liefern. Zumindest genug, um eine …«
Wir warteten beide auf das Ende meines Satzes.
»… Vertrauensbasis aufzubauen.«
Weller zückte seine Brieftasche, entnahm ihr einen Zwanzigdollarschein und legte ihn auf die Rechnung. »Das Café gehört der Idelwild Corporation, einer Holdinggesellschaft, deren Anteilseigner verschiedene Großunternehmen sind.«
Nicht gerade eine Offenbarung. Das wusste ich schon aus der Zeitung. »Was soll das, Sergeant? Wollen Sie testen, ob ich zuhöre?«
Weller rieb sich die Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Also gut«, sagte er.
Was war gut?
»Die Kellnerin«, begann er.
Die Kellnerin.
Was war mit der Kellnerin?
»Hat sie Ihnen von Michigan erzählt?«
»Ja. Da ist sie aufgewachsen.«
»Und dort hätte sie fast den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbracht?«
»Erin? Weswegen denn?«
»Wegen eines Sprengstoffanschlags.«
26
»Auf Romp Studios.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Die Büros eines Pornostudios wurden zerstört. Sie kam ohne Haftstrafe davon, wurde aber auf Schadenersatz verklagt.«
Er reichte mir einen Ausdruck, der von einem Gericht in East Lansing stammte. Neben dem Namen Erin Iris Coultran standen ein sechs Jahre zurückliegendes Datum und eine lange Nummer – wahrscheinlich das Aktenzeichen.
Wie benebelt lauschte ich Wellers Schilderung der Ereignisse. Seines Wissens hatte das Pornounternehmen in East Lansing gedreht und versucht, Studentinnen von der Michigan State University für seine Produktionen zu gewinnen. Kurz nachdem ein Profil der Firma in einem alternativen Wochenblatt des Ortes erschienen war, flogen die Büros in die Luft. Erin gehörte zu einer kleinen Gruppe, die verdächtigt wurde, den Anschlag aus politischen oder religiösen Gründen verübt zu haben. Obwohl sie nie strafrechtlich verurteilt worden war, war sie laut Weller hoch verschuldet, weil sie die Kosten für den Zivilprozess hatte aufbringen müssen.
»Wollen Sie damit sagen, dass Erin das Café in die Luft gesprengt hat?«, fragte ich.
»Dafür gibt es keine Anhaltspunkte.«
Ein mit Weller befreundeter FBI-Beamter hatte die Namen der Personen, die sich im Café aufgehalten hatten, durch seinen Computer gejagt und war in der Datenbank auf Erin Coultran gestoßen.
»Ich weiß nicht, ob das Verfahren eingestellt oder ob sie freigesprochen wurde.«
Erin – hat – das – Café – in – die – Luft – gesprengt. Ich ließ mir die Worte auf der Zunge zergehen, aber sie passten nicht zusammen. Oder doch? Zweifel nagten an mir. Etwas stimmte nicht mit Erin. Zu viele Zufälle. Auf jeden Fall war sie mir gegenüber nicht ehrlich gewesen, um es vorsichtig auszudrücken.
»Lieutenant Aravelo hat mich nach ihr gefragt.«
Für einen Augenblick hatte ich den Eindruck, dass Wellers Blick schärfer wurde. »Ich rechne in Kürze mit weiteren Einzelheiten über das Verfahren in Michigan. Wenn es nicht gegen den Datenschutz verstößt, leite ich die Informationen weiter.«
Ich sah auf das Blatt Papier und schüttelte den Kopf.
»Wahrscheinlich denken Sie, Ihre Erin wäre nicht zu Gewalttaten fähig.« Mit jedem Augenblick klang Weller mehr wie ein Polizeibeamter.
»Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.«
Er holte eine Packung Kaugummi heraus und bot mir davon an. »Ich benutze für meine Kreuzworträtsel einen Bleistift.«
»Warum das?«
»Weil ich jede Menge Wörter eintrage, die am Ende
doch nicht passen. Aber das soll kein Grund sein, es nicht zu versuchen.«
»Vielleicht frage ich Erin am besten selbst.«
»Das würde ich nicht tun. Sie wird Ihnen nichts sagen, und wenn Sie sie verschrecken, setzt sie sich vielleicht ab.«
Er schlug vor, den Kontakt zu Erin aufrechtzuerhalten, sofern mir danach war. »Hören Sie gut zu. Versuchen Sie, die Frau aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Finden Sie heraus, welcher am besten passt. Allmählich werden Sie ein
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