Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
viertel vor sieben Uhr klopft es: Eine schwarze Bedienstete steht vor der Tür. Durch das große Panoramafenster winke ich ihr vom Bett aus zu, sie solle das Tablett mit Tee und Kaffee auf das Tischchen vor dem Zimmer stellen. Eine alte Sitte aus der englischen Kolonialzeit. Wird automatisch ausgelöst, wenn der Gast im Melderegister unter der Spalte „Tee“ ein Kreuzchen macht.
Beim Bezahlen bemerke ich kurz zu Hubert, dass trotz seines Versprechens immer noch kein warmes Wasser in Bad und Dusche verfügbar sei. Er führt mir als Entschuldigung zwei Mechaniker mit ölverschmierten Händen vor. „Diese Leute haben seit gestern Abend an der Heißwassereinrichtung gearbeitet, doch sie haben es nicht geschafft, sie in Gang zu kriegen.“
Wir schaffen unser Gepäck ins Auto, verabschieden uns von dem älteren, gut deutsch sprechenden ungarischen Herrn und seiner jugendlichen Begleitung, die abends mit uns allein im Speisesaal, aber weit entfernt von uns saßen, und fahren noch einmal zum Meer, das still und träge ans Ufer plätschert. Ich fülle eine 2-Liter-Flasche mit Meerwasser, auch etwas Sand hinein, für unsere Ndebele- Haushaltshilfe. „Das ist gut als Medizin. In Mamelodi wird Meerwasser teuer verkauft!“ hat sie uns vor der Abreise erzählt. Am Ende der Reise wird sie also drei große Flaschen „Medizin“ haben: Aus dem Atlantik bei Kapstadt, aus dem Indischen Ozean an der Küste der Ciskei, und später aus der Transkei.
Die staubige Rüttelstraße bringt uns wieder auf das mit Schlaglöchern durchsetzte Teerband der „N2“-Straße Richtung Durban - Pietermaritzburg. Eine hohe Geschwindigkeit ist nicht empfehlenswert, da jederzeit Ziegen und Schafe, die am Wegesrand grasen, völlig unmotiviert über die Fahrbahn laufen könnten. Wir kaufen in East-London, das schon wieder außerhalb der Ciskei liegt, etwas Proviant ein und kommen an die RSA- Transkei- Grenze beim „Großen Kei- Fluss“. Doch diese Grenze ist anders als die der Ciskei, wo es schwer ist, einen Grenzverlauf festzustellen. Wir holen uns in einem kahl und abstoßend wirkenden Grenzgebäude der Transkei ein „Visum“ für einen Rand, nachdem unsere Pässe von südafrikanischen Grenzern gründlich kontrolliert worden sind. Die Ausreise aus Südafrika dauerte länger als die Einreise in das „Unabhängige Homeland Transkei“, die schon 1976 aus Südafrika ausgegliedert worden ist. Auch hier sind hauptsächlich Xhosas zu Hause, d.h. hauptsächlich die Familienmitglieder der Schwarzen, während ja die meisten Männer als Wanderarbeiter in den Minen und Industriegebieten der weißen Städte, arbeiten. Daneben leben in der Transkei auch ein paar Süd-Sotho.
Unser Ziel ist der Campingplatz bei „Coffee Bay“, dessen Name von einem angeblich von hier vor einiger Zeit gestrandeten Kaffee-Frachtschiff stammt. Die Transkei senkt sich von den südlichen Ausläufern der Drakensberge in sanften Wellen zum Indischen Ozean ab. Die vielgestaltige wilde Küste, „Wild Coast“, ist bei Kennern sehr beliebt, weil abgeschieden und preiswert, besonders im Gegensatz zur nahen KwaZulu-Nataler Südküste, die recht ist. Meist wasserreiche Schluchten liegen tief in der Oberfläche des Landes eingegraben. Wasserfälle und Lagunen sind die Besonderheiten der Flüsse dieser Landschaft, die sich heute wie ein grüner Teppich darbietet, da es einige Male geregnet hat. Im Winter ist es hier eintönig braun.
Wir lassen die Abzweigung nach Coffee Bay rechts liegen, und erreichen bald Umtata, die Hauptstadt, wo wir in einem „Handicraft Centre“ (Souvenir-Laden) einige Geschenke erstehen. Hier werden wie in anderen Läden, in denen Eingeborenenkunst verkauft wird, nicht nur Xhosa-Artikel angeboten. Man findet auch Zulu- und Ndebele- Handwerksarbeiten. Sogar ein aus Schilf gefertigtes Motorrad mit Beiwagen findet sich im Angebot.
In Umtata herrscht reger Verkehr. Sogar eine Geschwindigkeitskontrolle an der Einfallstraße ist installiert. Doch zu offenkundig. Da wir sowieso gerade nach einer bestimmten Straße suchen, und dabei besonders aufmerksam sind, können die Polizisten unseren mit vorschriftsmäßiger Geschwindigkeit fahrenden Wagen nicht „blitzen“. Unser Beitrag zur desolaten Finanzkasse der Transkei entfällt also für diesmal.
„Wenn die hier nur Schilder hätten!“ Diesen Ausspruch hört meine Familie heute noch etliche Male. Keine Chance, in diesem Gewühl auf den Straßen irgendein öffentliches Gebäude zu finden. Wir suchen das
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