Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
„Department of Agriculture and Forestry“, das Landwirtschaftsministerium. Nachdem ich nun müde bin, das Stadtzentrum zum 10. Male zu durchsuchen, halte ich einfach an einem fünfstöckigen Gebäude, von dem ich vermute, dass es einen Teil der Regierung beherbergt. Natürlich daneben getippt: Es ist nicht das gesuchte Ministerium! Doch ein freundlicher Xhosa weist mir den Weg zu einem anderen Gebäude zwei Straßen weiter. Dort ist gerade die Mittagspause zu Ende, und die Beamten strömen durch das Eingangstor. Sie müssen Kontrollbeamten ihre Ausweise zeigen.
Ich habe keine Zutrittsberechtigung bei mir. Das scheint nichts zu machen, da ich von weißer Hautfarbe bin. Ich zeige einen Zettel vor, den mir das Ministerium vor einigen Monaten geschickt hat, und den ich zufällig dabei habe. Schon werde ich durchgelassen. Vor den Aufzügen stauen sich die Angestellten. Ich nehme die Treppe. Im dritten Stock treffe ich einen Weißen, der mir den Weg zum Buchungsbüro zeigt.
Zwei schwarze Damen stehen am Tresen und geben jungen Trampern Auskunft, die eine mehrere Tage dauernde Wanderung entlang der „Wild Coast“ machen wollen. Im Hintergrund sitzt ein anderer Schwarzer in salopper Freizeitkleidung am Computerbildschirm. Ich bekomme einen Computerausdruck, der gleichzeitig Information für mich und Eintrittskarte für das Camp ist.
Wir verlassen Umtata auf demselben Weg, wie wir hergekommen sind. Bald kommt auch schon die Abzweigung von der Hauptstraße zur „Coffee Bay“. Die kleine Landstraße zur Küste hin führt durch malerische Landschaft, an Rondavels und auf Pferden reitenden Schwarzen vorbei. Prächtige Raubvögel kreisen im Aufwind über tiefen Schluchten. Als Fahrer habe ich es nicht leicht, die Landschaft zu genießen und gleichzeitig den oft tiefen Schlaglöchern und bummelnden Ziegen auszuweichen.
Hinter einer Kurve werden wir plötzlich angehalten. Straßensperre? Überfall? Polizeikontrolle? Eine etwa 20-köpfige Gruppe von jungen Leuten tanzt mit lautem Gesang auf der Straße. Es sind junge, im Gesicht mit weißer Farbe bemalte Mädchen. Ein junger Mann mit einem Stock in der Hand scheint sie unter Kontrolle zu haben. Er reicht mir die feuchte Hand zum üblichen Gruß unter Schwarzen (drei Mal unterschiedlich drücken), will jedoch gar nicht damit aufhören, während er pausenlos auf mich in Xhosa (das wird es wohl gewesen sein) einredet. Der Knabe scheint unter der Einwirkung von „Dagga“, einer Art Haschisch, zu stehen. Die Mädchen tanzen derweil weiter. Lange begreife ich nicht, was er will, doch plötzlich fällt das Wort „Change Money“, Wechselgeld. Aha! Betteln will er! Als die Mädchen sich näher an das Auto drängeln, fährt er sie an und haut mit seinem Stock um sich. Die Hübschen weichen zurück wie Gänse. Ein Mädchen möchte in afrikaans erklären, was hier vor sich geht, doch das verstehen wir auch nicht. Die jungen Leute singen und tanzen weiter, während wir der Teerstraße zum Camp hin folgen.
Die Landschaft fällt stetig zum Meer hin ab. Wir raten, wo unsere nächtliche Bleibe sein soll, doch schließlich haben wir einen herrlichen Platz, tief im dichten Küstenwald versteckt, gefunden, wo wir unser Zelt gleichsam in einer grünen Höhle aufbauen. Von der kleinen, seichten und lauwarmen Lagune, die durch eine niedrige sandige Aufwerfung vom Ozean abgetrennt ist, wechseln wir in die mäßig starken Wellen des Meeres und zurück. Auf der anderen Seite der mit üppiger Vegetation bewachsenen Halbinsel, auf der der Campingplatz liegt, finden wir nach dem Überklettern eines dicht bewaldeten Hügels einen ganz aus faustgroßen Steinen gebildeten Strand, wo es sich Angler gemütlich gemacht haben. An Baden ist in der starken Brandung nicht zu denken.
Wir verlassen diese Oase am nächsten Tag nach einem kurzen Strandspaziergang. Über Umtata brausen wir durch eine gebirgige Gegend unserem Ziel Wartburg in KwaZulu- Natal zu. Das Wetter wird immer schlechter. Einen Abstecher in die Drakensberge lassen wir lieber bleiben, da es nun auch noch starken Nebel gibt. Aus dem Nichts tauchen die schlecht eingestellten Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge auf. Oft meint man, es sei ein Motorrad, dann ist es aber doch ein Auto oder Lastkraftwagen, dem das andere „Auge“ fehlt. Kein Wunder bei dieser Art von Verkehrsüberwachung in Südafrika („TÜV“ nur beim Verkauf des Kraftwagens - also im Durchschnitt alle 10 Jahre!). Als wir die Grenze der Transkei nach KwaZulu-Natal
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