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Süden und das verkehrte Kind

Süden und das verkehrte Kind

Titel: Süden und das verkehrte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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helfen. Ich lass mir ungern die Worte im Mund umdrehen, okay?«
    »Sie haben sich die Worte selber im Mund umgedreht.«
    »Was hab ich? Ich trink jetzt die Flasche aus, tut mir Leid. Ich hab jetzt einen Durst. Sie machen mich echt fertig.«
    »Was hat Torsten Kolb noch zu Ihnen gesagt?«
    »Dass wir uns nächsten Freitag wieder treffen.«
    »Was noch?«
    »Sonst nichts. Und dass er den Thermoschalter rüberschickt.«
    »Er hat ihn nicht persönlich vorbeigebracht.«
    »Was? Persönlich? Von Forstenried nach Laim? Wegen einem Thermoschalter? Wozu haben wir da unsere Knechte? Da wird ein Bote geschickt. Wir haben was Besseres zu tun, Torsten und ich, als Thermoschalter durch die Gegend zu fahren.«
    »Nach dem Telefongespräch gestern Mittag haben Sie nichts mehr von Torsten Kolb gehört.«
    »Hab ich nicht. Und mehr weiß ich nicht. So wars.«
    »Haben Sie eine Vorstellung, wo oder bei wem sich Nastassja aufhalten könnte?«
    »Bei wem denn? Keine Ahnung. Bei wem soll die denn sein? Bei ihren Großeltern? Da könnt sie sein. Bei denen in Gräfelfing. Da sollten Sie mal nachfragen.«
    »Die Großeltern wohnen in Planegg, und Nastassja ist nicht bei ihnen.«
    »Schon abgecheckt, verstehe. Okay. Wann ist sie denn von zu Hause weg?«
    »Gegen halb sechs.«
    »Gegen halb sechs. Da ist es noch hell. Hat die niemand gesehen? Okay, Sie haben da eine Schweigepflicht. Geht mich auch nichts an. Und der Fabian? Wann ist der weg?«
    »Nachts.«
    »Nachts. Verstehe. Nachts. Okay. Und jetzt ist er wieder da.«
    »Ja.«
    »Ja. Okay. Und wo er war, sagt er nicht. Eventuell hat er seine Schwester gesucht.«
    »Vielleicht.«
    »Was ist jetzt? Kann ich gehen? Ist was? Sie schauen mich wieder an, als würd ich Ihnen irgendwelche Geschichten erzählen. Stimmt aber alles, was ich sag. So wars. Mehr war nicht. Ich weiß echt nicht, wo das Mädchen sein könnte. Hoffentlich ist sie nicht entführt worden. Von so einem Schwein. Scheiße. Das brauchen Sie jetzt nicht mitzuschreiben, Frau… Ich würd so einen umlegen, echt. Wenn ich so einen erwischen würd, wenn so einer meine Tochter missbraucht hätt, der wär fällig, ich würd das selber erledigen, okay. Okay, Sie sind ein Polizist, Sie sehen das anders, aber ich nicht. Ich würd den fertig machen…«
    Anmerkung: Das Handy des Zeugen klingelt, er nimmt das Gespräch an.
    »Kolb. Ah…«
    Anmerkung: Der Zeuge hört dem Anrufer zu, ohne zunächst selbst etwas zu sagen. Er sieht Hauptkommissar Süden dabei an.
    »Wo bist du jetzt? Ah… Du, wart mal… Ich bin bei der Polizei, jetzt, ja. Nein, wegen dem Gespräch gestern… Okay…«
    Anmerkung: HK Süden nimmt dem Zeugen das Handy aus der Hand.
    »Hier ist Tabor Süden, Kriminalpolizei, Vermisstenstelle. Sind Sie Torsten Kolb?«
    Anmerkung: Offensichtlich hat der Anrufer die Verbindung in dem Moment unterbrochen, als HK Süden mit ihm sprechen wollte. Dieser gibt dem Zeugen das Handy zurück.
    »Wo hält Torsten Kolb sich auf?«
    »In seiner Wohnung.«
    »Bei seiner Frau?«
    »In Laim, in seiner eigenen Wohnung. Okay, ich sag Ihnen, was er wollte, er wollte, dass wir uns treffen, er hat irgendwelche Probleme, welche, hat er mir nicht gesagt. Okay?«
    Anmerkung: Vom Telefon im Vernehmungsraum aus verständigt Hauptkommissar Süden die Einsatzzentrale, damit diese eine Streife zum Appartement von Torsten Kolb in die Camerloher Straße zur Überwachung schickt.
    »Sie fahren nach Hause und bleiben bitte dort!«
    »Okay. Wiedersehen…«
    »Sie müssen das Protokoll noch lesen und unterschreiben, nachdem es ausgedruckt ist.«
    »Das passt schon so.«
    »Sie lesen und unterschreiben es.«
    »Ist ja gut, Chef!« Vernehmungsende: neun Uhr fünf.
    Am frühen Morgen hatte ich Sonja Feyerabend gebeten, Martin und mich bei Medy Kolb und ihrem Sohn, der sich nach seiner Rückkehr ins Bett gelegt und eisern geschwiegen hatte, abzulösen. Seitdem wartete ich darauf, dass Martin im Dezernat auftauchte. Er wollte sich zu Hause nur umziehen. Ich rief bei ihm an und sprach auf den Anrufbeantworter, doch er meldete sich nicht. Und weil Volker Thon bereits damit begonnen hatte, die Sonderkommission zu organisieren und sämtliche Kollegen, die er dafür auswählte, an der ersten Besprechung teilnehmen mussten, fuhr ich allein in die Camerloher Straße. Erika Haberl hatte ich gebeten, die Zeugen Ilona Karge und Dr. Mira Scott erst für Mittag ins Dezernat zu bestellen, und ihr erklärt, sie brauche Martin nicht Bescheid zu sagen, falls er irgendwann eintrudeln

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