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Süden und die Schlüsselkinder

Süden und die Schlüsselkinder

Titel: Süden und die Schlüsselkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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machen, wer einmal sein Zimmer verlassen hat, wirft einen neuen Schatten, auch als Zimmerling.«
    »Sind Sie ein Zimmerling?«, fragte Karla.
    Als Süden, am Geländer lehnend, den Kopf in den Nacken legte, sah er oben das blasse Gesicht eines Jungen mit zerzausten Haaren.
    »Wann kommst du endlich?«, sagte Nepomuk mit leiser Stimme.
    »Jetzt.«
    Der Kopf verschwand, Nepomuk lief in den Raum mit der gelben Couch zurück.
    »Ich lass Sie allein«, sagte Karla. Wieder sah sie ihn an, und wieder wäre er gern länger in ihrem Blick geblieben.
    »Was wollten Sie im Keller unten?«
    Fanny trippelte auf und ab und baute sich vor Süden auf, der an der geschlossenen Tür stehen geblieben war. »Haben Sie gedacht, der Adrian hat sich im Haus versteckt? Das wär ganz schön doof von dem. Der ist in der Stadt, sonst würd er mir doch nicht simsen, das versteht doch jeder.«
    »Ich verstehe das«, sagte Süden. »Ich möchte von euch wissen, was für ein Junge der Adrian ist. Und ich möchte wissen, wann ihr den Adrian zum letzten Mal gesehen habt.«
    Südens Schweigen schüchterte die Kinder ein, sie ließen ihn nicht aus den Augen. Sogar Fanny trat zwei Schritte zurück und drehte den Kopf zu Nepomuk, der mit angezogenen Beinen auf der Couch hockte, die Hände unterm Hintern. Süden bewegte sich nicht von der Stelle. Aus dem Parterre drangen die gedämpften Stimmen der Erwachsenen herauf.
    »Gestern Abend beim Abendessen«, sagte Fanny.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Süden.
    »Wieso nicht? Das stimmt fei, stimmt’s, Nepo?«
    Vor Schreck streckte der Junge die Beine aus, hielt sie waagrecht in der Luft, starrte Süden an und kippte dann auf die rechte Seite. »Weiß nicht.« Seine Stimme war kaum zu verstehen.
    »Der Adrian redet vielleicht nicht viel«, sagte Fanny und betrachtete ihre grünen Socken. Dazu trug sie eine hellgraue Strumpfhose und ein gemustertes, rötlich braunes Wollkleid. Ihre braunen Haare waren kurz geschnitten, nachlässig, wie Süden fand, als habe sie selbst mit der Schere herumhantiert. Sie wirkte auf ihn wie jemand, der nicht den geringsten Wert auf sein Äußeres legt und auch nicht möchte, dass ein anderer Hand anlegt. Gleichzeitig strahlte sie eine muntere Neugier aus und hatte, dachte Süden, ein listiges Funkeln in den Augen.
    »Und wenn er sich doch traut«, sagte Süden.
    »Dann sagt er, dass er Hunger hat.«
    »Der Adi hat immer Hunger«, murmelte Nepomuk, der schräg auf der gelben Couch lag, seine Füße baumelten in der Luft. Er trug eine blaue und eine schwarze Socke und eine schwarz-gelb gepunktete Hose, die aussah wie die eines Schlafanzugs.
    Süden sagte: »Wann hast du deinen Freund zum letzten Mal gesehen, Nepomuk?«
    »In der Nacht.« Unruhig schlug der Junge die Füße gegeneinander. »Wir haben noch geredet, über die Yasmin. Weil die doch oft nie was sagt. Das ist unheimlich.« Er setzte sich aufrecht hin und rieb sich die Augen. »Kennst du die Yasmin?«
    »Flüchtig«, sagte Süden. »Wie lang habt ihr über sie gesprochen, der Adi und du?«
    »Weiß nicht.«
    Mit einer heftigen Bewegung wandte Fanny sich zu ihm um. »Immer weißt du nie was, du hast gar keine Ahnung, die Clarissa hat schon recht, du bist ein Dödelsepp.«
    »Bin kein Dödelsepp, du bist blöd.«
    »Der Adrian wollt lieber mit dem Bastian in einem Zimmer sein«, sagte Fanny. »Aber die Yasmin wollt das nicht, deswegen redet ihr schlecht über sie, und das ist gemein.«
    Nepomuk kratzte sich an der Hand. »Die Yasmin hat so schwarze Augen, und der Adi sagt, sie hat ein Geheimnis, das niemand kennt.«
    »Du bist vielleicht blöd. Wenn sie ein Geheimnis hätt, das jeder kennt, wär’s doch kein Geheimnis.« Sie drehte sich wieder zu Süden um. »Den dürfen Sie nicht ernst nehmen, der hat Kieselsteine im Kopf.«
    »Hab keine Kieselsteine im Kopf.«
    »Doch.«
    »Nepomuk«, sagte Süden. »Später in der Nacht hast du nichts gehört oder gesehen. Und in der Früh auch nicht.«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Adrian hat sich also aus dem Zimmer geschlichen, hat Karlas Handy genommen und ist aus dem Haus gelaufen. Und du, Fanny, hast dann eine Nachricht von ihm bekommen.«
    Die Kinder sahen ihn reglos an. »Das glaube ich nicht«, sagte Süden zum zweiten Mal. »Irgendjemand muss etwas bemerkt haben.«
    »Ich nicht«, sagte Nepomuk. Es war mehr ein Hauchen.
    »Und ich auch nicht, hab ich doch schon tausend Mal gesagt.«
    Süden sagte: »Was sollen wir jetzt tun?«
    Fanny schürzte die Lippen. »Sie trinken

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