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Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Titel: Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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dass die Erika nachgibt und sich … sich nicht so reinsteigert …«
    »Ja«, sagte Süden. Und malte ein krummes Etwas auf seinen Block, das einen Baum darstellen sollte. »Und nach der Beerdigung waren Sie in einem Wirtshaus, und da hat die Erika wieder damit angefangen …«
    »Nein«, sagte Frau Falke und senkte sofort die Stimme. »Nicht die Erika, der Alfons … der hat wieder damit angefangen, wir waren alle richtig fassungslos …«
    »Er wollte seiner Frau eine letzte Abreibung verpassen«, sagte Süden.
    Einige Sekunden lang herrschte Stille in der Leitung.
    »Ja … Das hab ich mir auch gedacht, genau dasselbe, eine Abreibung, der wollt noch mal … jetzt, wo die Mutter unter der Erde ist … Und er hat so rumgebrüllt und sogar auf den Tisch geschlagen und Gläser umgeschmissen, dass wir alle gedacht haben, er prügelt jetzt gleich auf die Erika ein, so brutal hat das ausgesehen. Moment mal …«
    Wieder hielt sie die Sprechmuschel zu. In der Zwischenzeit stand Süden auf. Und steckte sein Hemd, das herausgerutscht war, in die Hose. Vielleicht wäre es nicht falsch abzunehmen. Er war vierundvierzig. Wenn sein Körper sich weiter so entfaltete, würde er in zehn Jahren eine Kugel sein. Oder so aussehen wie sein Kollege Weber, dessen Bauch sich wie ein Ball unter seinen karierten Hemden blähte.
    »Er horcht an der Tür«, sagte Frau Falke mit gedämpfter Stimme. »Ja, und dann fing meine Schwester an zu heulen, war ja sowieso alles so traurig … Und der Alfons hat immer weitergebrüllt, und dann hat er ihr tatsächlich eine Ohrfeige gegeben, wir sind alle erschrocken, und er hat gebrüllt, dass diese Streitereien … das ewige Hin und Her zwischen den Frauen sein ganzes Leben versaut hätt, und deswegen hätt er jetzt Krebs gekriegt … Wir waren alle wie versteinert, davon hat keiner was gewusst … Und er hat auch nichts weiter gesagt, als wär ihm das bloß so rausgerutscht, und die Erika hat geheult und geheult, und dann ist sie aufgestanden und weggegangen. Und weil sie nach einer Viertelstunde noch nicht zurück war, haben wir mal nachgeschaut, auf dem Klo, und draußen, wo im Sommer der Biergarten ist, da war sie nicht. Dann sind wir zu meinem Schwager in die Wohnung gefahren, die Erika schließt sich oft ins Zimmer ein, wenn irgendwas ist … Aber da war sie auch nicht. Wir machen uns solche Sorgen …«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«, fragte Süden. Gerade wollte er aufstehen, um sich frischen Kaffee zu holen, da stand Sonja in der Tür. In einer halben Stunde begann ihr Bereitschaftsdienst.
    »Vor zwei Stunden«, sagte Frau Falke. »Wir haben schon überall gesucht, in den Lokalen, wo sie immer hingeht, im Park, der hier hinterm Haus ist …«
    »Waren Sie auf dem Friedhof, Frau Falke?« Auf seinem Zettel hatte er sich alles notiert.
    »Was?«
    Ohne ihre lederne Schirmmütze abzunehmen und ihren dunkelblauen Mantel auszuziehen, setzte sich Sonja auf den freien Stuhl gegenüber von Süden.
    »Auf dem Friedhof …«, sagte Frau Falke.
    »Haben Sie Erika auf dem Friedhof gesucht?«
    »Ich … ich glaub nicht, nein … Was soll sie da?«
    »Sie wird dort sein«, sagte Süden. Er war sich sicher, dass sie zum Grab ihrer Schwiegermutter gegangen war. Um mit ihr zu sprechen.
    »Das glaub ich nicht«, sagte Frau Falke.
    »Rufen Sie mich an, wenn sie nicht dort ist.«
    Jetzt dauerte die Stille länger.
    »Und … und wenn sie nicht da ist …«, sagte Frau Falke unsicher. »Wenn … wenn sie sich was angetan hat, wenn sie … in die Isar gegangen ist …«
    »Hören Sie mit der Isar auf«, sagte Süden.
    »Entschuldigung«, sagte Frau Falke schnell. Sie verabschiedeten sich.
    Süden legte auf. Und hob langsam den Kopf. »Endlich«, sagte er.
    Sonja nahm die Mütze ab. Sie hatte kurze blonde Haare, die eigentlich braun waren. Sie färbte sie. Niemand im Dezernat verstand, warum. Ihre Augen waren grün wie die von Tabor Süden. Die Spitze ihrer schmalen Nase zeigte nach oben. Was sie seit ihrer Jugend ärgerte. Dafür fand sie ihre Lippen perfekt. Besonders wenn sie sie glutrot anmalte.
    Sonja Feyerabend war einundvierzig. Sie arbeitete seit zweieinhalb Jahren in der Vermisstenstelle. Und trotz ihres Vorsatzes, nie wieder ein Verhältnis mit einem Kollegen zu beginnen, war das Gegenteil eingetreten.
    Sie küsste Süden auf die Stirn.
    »Hier ist es kühl«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf. Und hatte das kindische Verlangen, seine Hand an die Stirn zu legen. Um

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