Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
stattdessen der versuchten Geiselnahme der Person, die er vernehmen wollte, bezichtigt worden.
    Bäckström war ein Ritter ohne Furcht und Tadel, und es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, eine Waffe in Schwedens Reichstag mitzuführen. Er hatte mit offenem Visier gekämpft, sein Gegner jedoch nicht. Als sie ihn mit Bomben und Granaten angegriffen hatten, hatte er sich nur mit seinen bloßen Händen verteidigen können. Als er nach einiger Zeit das Krankenhaus in Huddinge hatte verlassen können, hatte er sofort seine Dienstwaffe zurückverlangt. Seine listigen Gegner hatten sich den Umstand zunutze gemacht, dass er ans Krankenbett gefesselt gewesen war, und sie ihm entwendet. Er hatte außerdem einen Antrag gestellt, die Waffe auch in seiner Freizeit tragen zu dürfen, und diesen Antrag eloquent begründet.
    Er hatte jedoch einen abschlägigen Bescheid erhalten, und zwar mit den seltsamsten formalen Begründungen. Seinem Arbeitgeber war nämlich aufgefallen, dass er sich der jährlichen Schießübung, die zum Tragen der Dienstwaffe berechtigte, nicht mehr unterzogen hatte, seit er vor drei Jahren seinen Posten bei der Reichsmordkommission verlassen hatte. Zuvor hatte er diese Übung allerdings immer pünktlich absolviert. Dass er stets seinen alten Freund und Kollegen Kriminalinspektor Rogersson vorgeschickt hatte, der dann alles Praktische für ihn erledigt hatte, ging seinen Arbeitgeber schließlich nichts an. Das betraf nur ihn und Rogersson, und was die so genannten Kontrollen anging, damit konnten sie ihn mal.
    Bäckström musste eine neue Schießprüfung ablegen. Bereits beim dritten Versuch bestand er mit Glanz, und zwar kurz vor seiner Versetzung zur Polizeidirektion West. Sein Arbeitgeber hatte trotzdem versucht, die Angelegenheit zu verschleppen, und erst als er sich mit Hilfe der Gewerkschaft beschwert hatte, hatte man nachgegeben. Der Bescheid, dass er jetzt wieder ein vollwertiger Polizeibeamter war, hatte ihn in der Vorwoche erreicht. Jetzt hatte er wieder das Recht, eine Waffe zu tragen und gegebenenfalls zu töten. Bäckström hatte keine Sekunde gezögert und unverzüglich einen Termin, zu dem ihm die Waffe ausgehändigt werden sollte, vereinbart.
    Er hatte sich vorbereitet. Für sein eigenes Geld hatte er in einer Waffenhandlung ein so genanntes Wadenhalfter gekauft, wie es sein amerikanischer Kollege Popeye im Filmklassiker »French Connection« trug. Anschließend hatte er bei seinem Schneider einen Sommeranzug aus Leinen abgeholt mit einem weiten Jackett und Hosen mit weiten Hosenbeinen. Shorts zu einem Wadenhalfter zu tragen, wäre kontraproduktiv gewesen. Und da man ihnen einen warmen und sonnigen Sommer in Aussicht gestellt hatte, wollte er auch nicht unnötig schwitzen.
    In seinem erstklassig sitzenden gelben Leinenanzug, das Holster bereits unterhalb der linken Wade umgeschnallt, fand er sich um neun Uhr morgens im Waffenlager der Polizeidirektion West ein.
    »Dienstwaffe, Sig Sauer neun Millimeter, Dienstholster, Standardmagazin für fünfzehn Schuss, eine Schachtel Patronen zu zwanzig«, sagte der Lagerverwalter und legte ihm die schönen Dinge auf den Tresen. »Hier unterschreiben«, sagte er und schob Bäckström ein Formular hin.
    »Warte«, sagte Bäckström. »Zwanzig Patronen? Was soll der Unsinn?«
    »Standardzuteilung«, sagte der Lagerverwalter. »Willst du mehr, brauche ich eine Genehmigung von der Polizeidirektorin.«
    »Vergiss es«, erwiderte Bäckström. »Diesen Plunder kannst du behalten«, meinte er und gab das Holster zurück. Dann steckte er Pistole, Magazin und Munition in seine Jackentasche, weil er nicht preisgeben wollte, wo er seine Waffe zu tragen gedachte.
    Dieser Bäckström wirkt wirklich vollkommen labil, dachte der Lagerverwalter und schaute dem gelben Leinenanzug hinterher. Kleider wie ein Mafiaboss trägt er auch. Vielleicht sollte ich die Jungs von der Einsatztruppe anrufen und warnen. Nachdem er die Tür seines Büros hinter sich geschlossen hatte, nutzte Bäckström die Gelegenheit, um etwas zu üben. Er steckte seine Waffe in das Holster, schüttelte seine Leinenhose, sodass sie locker fiel, ließ sich auf das rechte Knie fallen, zog gleichzeitig das linke Hosenbein mit der linken
    Hand hoch, zog gleichzeitig mit der Rechten, zielte und drückte ab. Suck on this, motherfucker, dachte Bäckström. Übung macht den Meister, sagte er sich und machte das Ganze noch einmal. Rasch runter aufs Knie, sein verwirrter Gegner trifft daneben, er schießt über

Weitere Kostenlose Bücher