Suehne
begeben haben«, meinte Toivonen.
»Ich verstehe, was du meinst. Ich kenne Bäckströms Ruf auch, aber wenn sie ihn einfach nur hätten bestechen wollen, dann hätten sie ja bloß klingeln müssen. Und wenn sie wirklich aus diesem Grund dort gewesen sein sollten, dann scheinen die Verhandlungen nicht sonderlich zufrieden stellend verlaufen zu sein. Um es einmal vorsichtig auszudrücken«, stellte Holt fest, die schließlich auch richtige Polizeibeamtin war.
»Vielleicht hatten sie zu wenig Kohle dabei«, meinte Toivonen. »Laut Niemi hatte Farshad keine einzige Krone in der Tasche.«
»Wie auch immer«, sagte Holt. »Jetzt wollen wir unserer Fantasie ein wenig Einhalt gebieten. Was wir bislang wissen, deutet darauf hin, dass Farshad und Jalib, ohne dass Bäckström etwas davon wusste, in seine Wohnung eingedrungen sind und ihn überrascht haben. Um ihn zu ermorden, ihn zu bedrohen, ihn zu erpressen oder ihn zu zwingen, ihnen zu helfen. Vielleicht auch, um ihn zu bestechen. Das wissen wir alles nicht. Bäckström scheint jedes Recht gehabt zu haben, sich zu wehren. Der Schuss, der Farshad ins Bein traf, entspricht der Dienstordnung.«
»Was hältst du von den anderen fünf Kugeln, die Kollege Niemi aus den Wänden und der Decke gepult hat?«
»Vermutlich gab es einen Tumult. Laut Bäckström haben sie sich auf ihn geworfen, als er die Wohnung betrat. Jalib mit gezogener Pistole und Farshad mit einem Messer. Es gelingt Bäckström, seine Waffe zu ziehen. Er gibt ein paar Schüsse ab. Wo liegt das Problem?«
»Berichtige mich, falls ich mich irre«, sagte Toivonen und atmete tief durch. Ich bin ganz ruhig, dachte er.
»Bäckström ringt Jalib zu Boden, entwaffnet ihn und schlägt ihn bewusstlos. Gleichzeitig gibt er einige Schüsse mit seiner Pistole ab. Als Jalib bewusstlos ist, schießt er Farshad ins Bein. Perfekter Treffer, genau unter dem linken Knie. Farshad versucht nämlich, ihn mit seinem Messer zu erstechen. Habe ich das alles richtig verstanden?«, fragte Toivonen.
»Ja, so ungefähr«, erwiderte Holt und zuckte mit den Achseln. »Laut Kollegin Carlsson, die heute Morgen mit Bäckström gefrühstückt hat, hat er Jalib mit irgend einem Trick zu Boden gebracht, den er in seiner Jugend im Judo gelernt hat. Bäckström behauptet, früher ein Judo-Ass gewesen zu sein. Bedauerlicherweise traf Jalib mit dem Kopf recht unglücklich auf der Kante von Bäckströms Couchtisch auf, aber das können wir unter diesen Umständen wohl kaum Bäckström anlasten. Als dann Farshad auf Bäckström mit seinem Messer losgeht, schießt er ihm ins Knie.« »Stimmt, laut Bäckström.«
»Ich habe sowohl mit Niemi als auch mit Hernandez gesprochen. Laut ihrer kriminaltechnischen Untersuchung gibt es nichts, was Bäckströms Version widerspricht. Die Sache mit Jalib ziehen sie nicht im Geringsten in Zweifel. Die Einschüsse in den Wänden können außerdem nicht von einem Schützen abgegeben worden sein, der sich die ganze Zeit an derselben Stelle befand. Das könnte ebenfalls sehr gut mit Bäckströms Bericht übereinstimmen.«
»Von wegen kriminaltechnische Untersuchung«, sagte Toivonen verächtlich. »Du hast doch selbst gesehen, wie es dort aussah. In dieser Wohnung sind mindestens fünfzig Leute rumgetrampelt.« »Unter anderem du und ich und all die anderen Kollegen. Auch das war nicht Bäckströms Schuld.«
»Nein, beileibe nicht!«, erwiderte Toivonen. »Gib dem kleinen Fettsack einen Orden und ein zusätzliches Jahresgehalt als Bonus. Hast du übrigens gesehen, was für Möbel das fette Schwein ... « »Augenblick mal, Toivonen«, fiel ihm Holt ins Wort. »Ich höre«, sagte Toivonen. Ich bin ganz ruhig, dachte er. »Wieso habe ich plötzlich den Eindruck, dass du etwas eifersüchtig auf den guten Bäckström bist?«, fragte Holt und lächelte. Wie die Kinder, genau wie die Kinder, dachte sie, als Toivonen aus ihrem Büro stürmte. Bereits in den Sechsuhrnachrichten wurde Bäckström zum Held der Nation erklärt. Etliche seiner Kollegen konnten da nur den Kopf schütteln und sich überlegen, wie das eigentlich zugegangen war. Die meisten zogen es jedoch vor, den Mund zu halten und nicht zu widersprechen. Der eine oder andere gab seinen Zweifeln jedoch Ausdruck. Einer von diesen war Jorma Honkamäki. Er begegnete Frank Motoele im Entree des Karolinska-Krankenhauses.
»Man fragt sich wirklich, was da eigentlich los war«, meinte Honkamäki und seufzte.
»Wie meinst du?«, fragte Motoele und sah ihn mit Augen an,
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