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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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in Bromma gefahren und es vor dem Clubhaus der Hell's Angels fünfhundert Meter vom Tatort entfernt stehen lassen. Dann sei er ermordet in Kopenhagen aufgefunden worden. Sei das die Rache der Hell's Angels gewesen? Kein Kommentar. Etwa da brach der Pressesprecher die Befragung ab, um Kommissar Evert Bäckström das Wort zu erteilen. Keiner der Journalisten hatte dagegen etwas einzuwenden.
    Könne Bäckström erzählen, was Montagabend in seiner Wohnung vorgefallen sei?
    Im Saal war es plötzlich mucksmäuschenstill. Die Journalisten forderten sogar die Fotografen auf, die Bilder von Bäckström machen wollten, still zu sein. Bäckström versetzte alle, die ihn kannten, in Erstaunen. Er war zurückhaltend, fasste sich kurz, wirkte fast mürrisch, und die wenigen Male, die er den Mund zu einem Lächeln verzog, sah er fast so aus wie eine schwedische Entsprechung von Andy Sipowicz, dem Helden in der Fernsehserie »NYPD Blue«. Das war auch den Reportern und den Leuten, die die Schlagzeilen texteten, nicht entgangen. Trotzdem bereitete es ihnen Mühe, sich zwischen Andy Sipowicz und Clint Eastwoods »Dirty Harry« Callahan zu entscheiden.
    »Darüber gibt es nicht viel zu sagen«, antwortete Bäckström. »Sie sind in meine Wohnung eingedrungen, und als ich über die Schwelle trat, fielen sie über mich her und versuchten, mich umzubringen.« Dann nickte er und lächelte verschmitzt. Sein Publikum hielt dies für eine Kunstpause und harrte weiterer Worte. Bäckström zuckte aber nur noch einmal mit den Schultern, nickte und wirkte fast desinteressiert. »Ja, das war's«, sagte er. Seine Zuhörer schienen dies anders zu sehen. Sie bombardierten ihn mit Fragen, und schließlich musste der Pressesprecher für Ordnung sorgen. Er erteilte der Reporterin der größten Fernsehanstalt das Wort.
    »Wie haben Sie reagiert?«, schrie sie und hielt ihm das Mikrofon hin, obwohl Bäckström fünf Meter von ihr entfernt saß und ein Mikro am Revers trug.
    »Was blieb mir schon übrig?«, meinte Bäckström. »Einer hatte eine Pistole und versuchte, mich zu erschießen. Der andere schwang ein Messer und versuchte, mich damit niederzustechen. Ich versuchte einfach, am Leben zu bleiben.«
    »Wie haben Sie reagiert?«, schrie die Reporterin der staatlichen Fernsehanstalt, die nicht nochmals übergangen werden wollte.
    »Ich reagierte meinem Training gemäß«, antwortete Bäckström. »Ich entwaffnete den Mann mit der Pistole und stellte ihn ruhig. Der andere ging daraufhin mit dem Messer auf mich los, also schoss ich ihm ins Bein. Unter das Knie«, fügte er aus unerfindlichen Gründen noch hinzu. »Hassan Jalib«, keuchte der Expressen-Reporter, »einer unserer meistgefürchteten und bekanntesten Berufskiller versuchte Sie zu erschießen, sagen Sie. Daraufhin haben Sie ihm also die Waffe abgenommen und ihn unschädlich gemacht. Laut unseren Informationen liegt Jalib mit zertrümmertem Schädel im Karolinska-Krankenhaus und schwebt immer noch in Lebensgefahr.«
    »Erst nahm ich ihm die Waffe ab, mit der er mich erschießen wollte, und dann brachte ich ihn mit einem Judogriff, den ich schon als Junge gelernt habe, zu Fall. Leider fiel er mit dem Kopf gegen eine Tischkante, und das bedaure ich aufrichtig ... « »Sie haben ihn also entwaffnet und zu Boden geschlagen ...«
    »Ein bisschen ist er schon auch selbst schuld«, fiel ihm Bäckström ins Wort. »Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach tun sollen? Mich bei ihm bedanken und ihn umarmen?«
    Niemand im Saal schien dieser Meinung zu sein. Allgemeiner Jubel. Die Bäckströmsche Heldenfeier hätte noch die ganze Nacht weitergehen können, wenn er sie nicht selbst nach zehn Minuten abgebrochen hätte.
    »Jetzt müssen Sie mich entschuldigen«, sagte Bäckström und erhob sich. »Ich habe nämlich noch einiges zu erledigen, unter anderem muss ich noch einen Doppelmord aufklären.«
    »Noch eine letzte Frage«, flehte die Reporterin von TV 3, und da sie mehr wegen ihrer blonden Haare und ihres Riesenbusens bekannt war als wegen ihrer journalistischen Fähigkeiten, verwandelte sich Bäckström wieder in Sipowicz und nickte ihr gnädig zu.
    »Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür, dass ausgerechnet auf Sie ein Mordanschlag verübt wurde?«, fragte sie.
    »Vielleicht werde ich ja mehr gefürchtet als manch andere Kollegen«, sagte Bäckström und zuckte mit den Achseln. Dann nahm er sein Mikro ab und ging. Als er auf dem Weg nach draußen an Kollege Toivonen vorüberkam, tat er dieses auf

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