Suehne
ausdrücken können. Es ist ganz einfach fürchterlich. Ich meine, was soll aus dem Rechtsstaat nur werden?« Auf dem Heimweg besuchte er erst GeGurra und führte mit ihm ein offenes Gespräch unter vier Augen. GeGurra war nicht nur verzweifelt, er war förmlich am Boden zerstört, als ihm klar wurde, wie die Täter in den Besitz von Bäckströms Wohnungsschlüsseln gekommen sein mussten.
»Ich verspreche und versichere dir, Bäckström«, sagte GeGurra, »dass diese Frau mich genauso betrogen hat wie dich. Als sie mich anrief und fragte, ob ich sie nicht abends ausführen wolle, sagte ich, ich sei bereits verabredet, dass ich mit einem sehr guten Freund, der noch dazu Polizeibeamter sei, im Opernkeller zu Abend essen wolle. Ich konnte doch nicht ahnen, welch heimtückische Absichten sie hatte. Ich meinte zu spüren, dass sie dich als Person ungeheuer anziehend fand.« Das glaubst du doch wohl selbst nicht, dachte Bäckström. »Und was machen wir jetzt mit dem Couchtisch und mit den ganzen Einschüssen in den Wänden?«, fragte Bäckström. In dieser Hinsicht müsse er sich nicht die geringsten Sorgen machen. GeGurra verfüge über alle nötigen Kontakte und Mittel, um alles wieder in Ordnung bringen zu lassen. Noch dazu umgehend.
»Ich verlange, das für dich tun zu dürfen, Bäckström«, sagte GeGurra. »Dass ich vollkommen ahnungslos war, entbindet mich schließlich nicht von meiner Verantwortung. Ich trage eine Mitschuld daran, dass du in Lebensgefahr geraten bist.« »Couchtisch, Teppich, Wände«, wiederholte Bäckström, der sich nicht von schönen Worten ablenken lassen wollte.
»Natürlich, mein lieber Freund«, sagte GeGurra. »Was hältst du übrigens von diesem Tisch hier?« Er deutete auf den Couchtisch, der in seinem eigenen Arbeitszimmer stand.
»Eine Antiquität, chinesische Lackarbeit, die Farben passen perfekt zu deinem Sofa«, drängte GeGurra.
»Hübscher Teppich«, meinte Bäckström und deutete auf den Teppich, auf dem der Tisch stand.
»Chinesisch, richtig alt«, erwiderte GeGurra. »Eine ausgezeichnete Wahl, wenn du mich fragst.« Die Kollegen vor seiner Haustür waren von zwei Sekuritas-Wachleuten ersetzt worden. Sie waren ihm dabei behilflich, den Couchtisch, den Teppich und die Sendungen, die im Laufe des Tages eingetroffen waren, nach oben zu tragen. Bäckström bereitete sich mit dem, was sein Kühlschrank hergab, ein einfaches Mahl zu. Anschließend ging er die Ausbeute des Tages durch. Mails und Briefe, Pakete und Geschenke, angefangen von einem gestickten Teewärmer in Form eines Huhns und einem handgeschriebenen Brief mit hundert Kronen bis hin zu einem größeren Betrag, den ihm ein anonymer Gönner auf sein Konto überwiesen hatte. Den Teewärmer warf er in den Mülleimer.
Den Brief las er. »Gott bewahre Sie, Kommissar. Danke für Ihren Einsatz«, grüßte der »Bankdirektor im Ruhestand, Gustaf Lans, dreiundachtzig«. Herzlichen Dank, du alter Geizhals, dachte Bäckström. Legte den Hunderter in sein Portemonnaie und warf den Brief in den Papierkorb.
Gerade als er diese administrative Aufgabe beendet hatte, klingelte es an der Tür.
»Hallo, Bäckström«, sagte Annika Carlsson und lächelte. »Ich dachte, ich schaue noch mal bei dir vorbei, bevor du zu Bett gehst.« Das glaubst du doch wohl selbst nicht, dachte Bäckström. »Willst du eine Tasse Kaffee?«, fragte er. Annika Carlsson bewunderte seinen neuen Couchtisch und seinen neuen Teppich und sogar die Einschusslöcher in den Wänden und in der Decke.
»An deiner Stelle würde ich sie so belassen«, sagte Annika Carlsson. »Sieht richtig schick aus. Denk doch nur mal an alle Frauen, die du hierher abschleppst. Was die für Augen machen. Der Mann hat Einschüsse in der Wand«, sagte Annika Carlsson. »Selbst ich werde fast ... «
»Entschuldige, Annika«, unterbrach sie Bäckström. »Eine persönliche Frage.« »Klar«, erwiderte Annika. »Frag nur. Ich höre.«
»Und du versprichst mir, dass du nicht beleidigt bist?« Denn wer wünscht sich schon einen Kieferbruch vor dem Zubettgehen?, dachte er. Jalib und das andere Brechmittel hatten ihm gereicht.
»Du willst sicher wissen, ob ich eine Lesbe bin«, sagte Annika und sah ihn verzückt an. »Ja«, sagte Bäckström.
»Die Leute reden so viel«, meinte Annika Carlsson und zuckte mit ihren breiten Schultern. »Meine letzte Lebensgefährtin war eine Kollegin, die sich beim Revier City mit Fragen der Gewalt innerhalb von Familien befasst. Aber das ist schon seit
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