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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Haustür aus dem Taxi stieg, ging die Sonne bereits wieder an einem wolkenlosen Himmel auf. Bäckström musste die Treppe nehmen, da einer seiner faulen Nachbarn offenbar nicht dafür gesorgt hatte, dass der Fahrstuhl wieder nach unten fuhr, und als er sich gerade mit dem Schlüssel an seiner Wohnungstür im zweiten Stock zu schaffen machte, hörte er über sich auf der Treppe leise Schritte. Am früheren Morgen hatte sich ein Zeuge bei Kriminalinspektorin Annika Carlsson gemeldet.
    »Lawrnan«, sagte Lawrnan. »Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern. Aber ich arbeite bei Miljöbudet und war ein Kollege von Akofeli.«
    »Ich kann mich noch gut an Sie erinnern. Was kann ich für Sie tun?«, fragte Annika Carlsson. Ich würde gerne mal wissen, ob er die Fahrräder vom Gehsteig geräumt hat, dachte sie.
    »Ich habe zu meiner Aussage noch etwas hinzuzufügen«, sagte Lawrnan.
    »Wo befinden Sie sich im Augenblick?«, fragte Annika Carlsson, der es lieber war, ihre Gesprächspartner sehen zu können.
    »Ganz in Ihrer Nähe«, sagte Lawman. »Ich habe gerade ein Paket in Ihrer Dienststelle abgegeben. Und zwar bei diesem schießwütigen Bäckström. Einer unserer verrückten Kunden wollte ihm einen Geschenkgutschein zukommen lassen. Äußerst zweifelhaft, wenn Sie mich als Juristen fragen, aber ... «
    »Ich hole Sie am Empfang ab«, sagte Annika Carlsson. Fünf Minuten später saß Lawrnan in ihrem Büro.
    Am Tag zuvor war Lawman etwas eingefallen. Etwas, was er Annika Carlsson und ihrer Kollegin nicht erzählt hatte, als sie ihn an seinem Arbeitsplatz aufgesucht hatten.
    »Sie erinnern sich doch, dass mich Akofeli nach diesem Notwehrparagraphen gefragt hat. Wie weit man gehen dürfe und so weiter.«
    »Ich erinnere mich«, erwiderte Annika, die bereits ins Vernehmungsprotokoll geschaut hatte.
    »Da war etwas, was ich vergessen habe«, sagte Lawman. »Ein Lapsus meinerseits.« »Und zwar?«, fragte Annika.
    »Er bat mich, ihm Beispiele für Gewalt zu nennen, die zur Notwehr berechtigt. Ich erinnere mich, dass ich alle Arten von Misshandlung bis hin zum Mordversuch erwähnte. Außerdem sagte ich noch etwas über das Notstandsrecht, das dann zur Anwendung kommt, wenn man jemand anderem hilft.«
    »Ich weiß«, erwiderte Annika Carlsson. »Und was hatten Sie vergessen?«
    »Mister Seven, also Septimus, stellte auch eine ganz konkrete Frage. Etwas seltsam, wenn man die Umstände bedenkt, finde ich.« »Was hat er denn gefragt?«
    »Wie es sich bei einer Vergewaltigung verhält«, erwiderte Lawman. »Wenn also jemand versucht, einen zu vergewaltigen. Ob man dann dasselbe weitgehende Notwehrrecht hat wie beispielsweise bei einem Mordversuch.«
    »Und wie haben Sie diese Frage gedeutet?«, wollte Annika Carlsson wissen.
    »Ich habe sie ganz wörtlich genommen«, antwortete Lawman. »Ich wollte wissen, ob ihm einer unserer seltsamen Kunden an die Wäsche gegangen sei.« »Und was hat er daraufhin geantwortet?«
    »Er hat nur mit den Achseln gezuckt«, sagte Lawman. »Er wollte nicht darüber sprechen.« Verdrängung, dachte Annika Carlsson. Genau wie sie das bei dem Kurs über sexuellen Missbrauch vergangenen Herbst gelernt hatte. Das Opfer bestreitet alles, dachte sie. Aber da Bäckström bereits Feierabend gemacht hatte, gab es niemanden, mit dem sie darüber hätte reden können.
    Ich muss das aufgreifen, wenn ich morgen früh bei ihm vorbeischaue, dachte sie. Vorsichtige Schritte auf Bäckströms Treppe. Die kleine Sigge liegt bei den Faulpelzen von der Spurensicherung unter Verschluss, und mir steht nichts anderes zur Verfügung als eine klassische Bäckström-Finte, dachte Bäckström. Er trat vor, hob die linke Hand und steckte die rechte in sein Jackett.
    »Keine Bewegung, sonst schieß ich dir ein Loch in den Kopf«, sagte Bäckström.
    »Immer mit der Ruhe, verdammt noch mal«, sagte der Zeitungsbote und wedelte sicherheitshalber mit Bäckströms Exemplar des Svenska Dagbladet.
    Der Zeitungsbote, dachte Bäckström und nahm die Zeitung entgegen, die dieser ihm hinhielt.
    »Weshalb nehmen Sie nicht den Fahrstuhl«, fragte Bäckström, »statt im Treppenhaus herumzuschleichen und den Leuten einen Schreck einzujagen?«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Sie sich so leicht einen Schreck einjagen lassen, Herr Kommissar«, meinte der Zeitungsbote und grinste. »Gute Arbeit übrigens. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen.« »Der Fahrstuhl«, erinnerte ihn Bäckström. »Stimmt«, erwiderte der Zeitungsbote. »Ich

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