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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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entsinne.«
    »Daran können Sie sich erinnern? Sind Sie sich sicher?«, fragte Alm.
    »Daran würden Sie sich auch erinnern, wenn Sie an diesem Abend hier Bereitschaft gehabt hätten«, sagte der Arzt und lächelte ironisch. »Die Notaufnahme hier war das reinste Feldlazarett.« Dann unterhielt er sich mit der patenten Dame, die auf demselben Treppenabsatz wohnte wie Seppo. Sie besaß eine kurvenreiche, gut erhaltene Figur, obwohl sie schon vor einigen Jahren ihren Fünfzigsten gefeiert haben musste, fiel Alm auf, der selbst einige Monate zuvor seinen Sechzigsten gefeiert hatte.
    »Der arme Junge kann einem leid tun«, sagte Britt-Marie Andersson. »Er ist ja zurückgeblieben, um es einmal so auszudrücken.«
    »Wissen Sie, wie sein Verhältnis zu Karl Danielsson aussah?«, fragte Alm.
    »Sie meinen, abgesehen davon, dass er sein Sohn war?«, erwiderte Britt-Marie Andersson mit der Andeutung eines Lächelns. »Das wissen Sie also«, stellte Alm fest.
    »Das wissen die meisten hier im Haus, jedenfalls die, die schon lange genug hier wohnen. Ob es der Junge selbst weiß, ist nicht so sicher. Seine Mutter ... « »Ja?«, bohrte Alm.
    »Also einmal abgesehen davon, dass sie jetzt im Krankenhaus liegt«, sagte Frau Andersson und presste missbilligend die Lippen zusammen, »war seine Mutter ein richtiges kleines Flittchen. Sie hatte was mit Danielsson, obwohl der mindestens fünfundzwanzig Jahre älter war, und machte daraus bei Gott kein Geheimnis. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Seppo das wusste.«
    »Und das Verhältnis von Seppo und Karl Danielsson?«, erinnerte sie Alm.
    »Er war so etwas wie Danielssons Laufbursche. Mach dies, mach jenes. Und meist tat er dann auch das, was ihm aufgetragen worden war. Aber manchmal gerieten sie wie Hund und Katze aneinander, und in den letzten Jahren ereignete sich so manches, um es einmal so auszudrücken.«
    »Können Sie mir ein paar Beispiele nennen, Frau Andersson?«
    »Ja. Irgendwann letzten Winter kam ich nach Hause, nachdem ich mit meinem kleinen Liebling Gassi gegangen war. Da gab es unten im Eingang einen fürchterlichen Vorfall. Danielsson war betrunken und krakeelte, und plötzlich fiel Seppo ihn an und versuchte ihn zu erwürgen. Es war fürchterlich«, sagte Frau Andersson und schüttelte den Kopf. »Ich schrie die beiden an, dass sie sich benehmen sollten, und da haben sie in der Tat aufgehört.« »Aber vorher versuchte Seppo also, ihn zu erwürgen?« »Ja. Hätte ich mich nicht eingemischt, so hätte es böse enden können«, sagte Frau Andersson und seufzte, dass ihr Busen bebte. Hm, dachte Alm und begnügte sich mit einem Nicken. Jetzt schnappt sich der Habicht die Taube, dachte Alm. Nachdem er Frau Andersson verlassen hatte, rief er seinen Kollegen Stigson auf dem Handy an und wies ihn an, sich umgehend im Hasselstigen 1 einzufinden. Stigson traf eine Viertelstunde später ein, aber Seppo öffnete erst, nachdem sie zwei Minuten ununterbrochen bei ihm geklingelt hatten. »Ich spiele Computer«, sagte Seppo.
    »Sie müssen eine kleine Pause einlegen. Wir müssen nämlich mit Ihnen reden«, sagte Alm und bemühte sich, seine Stimme freundlich und belehrend zugleich klingen zu lassen. »Okay«, sagte Seppo und zuckte mit den Schultern. Könne er sich daran erinnern, wann er Karl Danielsson das zweite Mal geschlagen habe? »Keine Ahnung«, sagte Seppo und schüttelte den Kopf. »Wenn ich Ihnen sage, dass es derselbe Tag war, an dem AlK gegen Djurgarden spielte, erinnern Sie sich dann daran, welcher Tag es war?« »Das war der neunte April«, antwortete Seppo und nickte fröhlich. »Jetzt erinnere ich mich. Das war ein Mittwoch.« »Daran erinnern Sie sich also auch«, sagte Stigson, »dass es ein Mittwoch war? Wieso erinnern Sie sich ausgerechnet daran?«
    »Weil heute auch wieder ein Mittwoch ist«, sagte Seppo. »Mittwoch, der achtundzwanzigste Mai. Der April hat dreißig Tage«, erklärte Seppo und hielt Stigson sicherheitshalber seine Armbanduhr hin.
    Der Junge ist vollkommen plemplem, dachte Alm und beschloss, rasch das Thema zu wechseln. »Erinnern Sie sich, wie Sie ihn geschlagen haben?«, fragte Alm. »Ja«, sagte Seppo und nickte. »War das auch mit Karate?«, wollte Alm wissen.
    »Nein«, antwortete Seppo. »Ich habe ihn mit meinem Baseballschläger geschlagen.«
    »Das, was Sie jetzt sagen, Seppo, ist sehr schwerwiegend«, meinte Alm. »Sie haben ja bereits einmal zu mir gesagt, dass Sie Danielsson beim ersten Mal einen Karateschlag versetzt haben, aber

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