Suehne
fünfzig Prozent an jemanden weiter, der sie in voller Höhe von der Steuer absetzen kann. Irgendwas muss er schließlich in den vielen Jahren als Buchhalter gelernt haben, und er verfügte sicher immer noch über diverse Kontakte«, meinte Hernandez.
»Ich dachte immer, alte Trinker sammeln Pfandflaschen«, sagte Bäckström.
»Vielleicht war ja Danielsson eine Ausnahme«, entgegnete Hernandez.
Als ob das was mit dem Mord zu tun hat, kein Wunder, so teuer wie der Schnaps geworden ist, dachte Bäckström und zuckte mit den Achseln. »War das alles?«, fragte er.
»Ja, zumindest einstweilen«, antwortete Hernandez und erhob sich. »Ihr bekommt im Verlauf des Tages noch ein Memo über den Stand der Dinge inklusive einiger Fotos vom Tatort und von der Obduktion. Per Mail.«
»Gut«, sagte Bäckström. Vollkommen verblüffend, wenn man sich vor Augen führt, dass da ein verdammter Lappe und ein gelackter Gigolo ihre kleinen Köpfe zusammengesteckt haben, dachte er.
12
Kriminalinspektorin Annika Carlsson befand sich bereits um halb acht Uhr morgens an ihrem Arbeitsplatz, obwohl sie am Abend zuvor erst um Mitternacht ins Bett gekommen war.
Kaum hatte sie an ihrem Schreibtisch Platz genommen, da rief auch schon Peter Niemi auf ihrem Handy an, um ihr von dem Kleiderfund zu erzählen.
»Ich habe bereits bei Bäckström angerufen, aber der geht nicht ran«, erklärte Niemi.
»Ich habe auch versucht, ihn ausfindig zu machen. Er wird schon noch auftauchen. Ich mache mir Sorgen um ihn. Es scheint ihm nicht gut zu gehen. Er sah gestern ganz schlecht aus. Ist dir das nicht auch aufgefallen?«
»Doch, ja, spielt keine Rolle«, meinte Niemi, »aber da der Pole und seine Kollegen vernommen werden müssen, und zwar je früher, desto besser, rufe ich jetzt dich an.«
»Und dafür bedanken wir uns«, sagte Carlsson. Niemi ist ein guter Mann, dachte sie. Richtig gut. Er ist nicht nur fähig, sondern auch engagiert.
»Wie gesagt war ich vor Ort, wir haben den Container durchsucht, ohne etwas von Belang zu finden. Auch in der näheren Umgebung fand sich nichts, falls du das wissen willst. Wir haben sogar eine Hundestreife angefordert, obwohl es mitten in der Nacht war. Dann habe ich mit dem Burschen geredet, der die Tüte mit den Kleidern gefunden hatte. Netter Kerl. Spricht fast besser Schwedisch als so Leute wie ich«, stellte Niemi fest. Es war ihm anzuhören, dass er lächelte. »Aber da wir ziemlich gestresst waren, habe ich nur ganz kurz mit ihm geredet.«
»Und jetzt willst du, dass ich es ordentlich mache, mit Tonband und Protokoll«, sagte Carlsson und lächelte ebenfalls so breit, dass es zu hören war. Warum können nur nicht alle Männer so sein wie Niemi, dachte sie. »Ja«, meinte Niemi. »So sind wir eben, weißt du.«
»Wird erledigt«, erwiderte Annika Carlsson. Weil du es bist, dachte sie.
Dann rief sie Bäckström auf seinem Handy an, das aber immer noch abgestellt war, obwohl es schon fast halb neun war. Annika Carlsson schüttelte den Kopf, nahm Felicia Pettersson mit, holte einen Dienstwagen und fuhr zur Ekensbergsgatan, um sich mit Jerzty Samiecki und den vier anderen Polen zu unterhalten, die dabei waren, tausend Kilometer nördlich von ihrer Heimat ein kleineres Mietshaus zu renovieren. Felicia Pettersson, dreiundzwanzig, hatte im Januar die Polizeihochschule abgeschlossen. Jetzt absolvierte sie ihr erstes Praktikum bei der Kripo Solna und bekam es bereits nach einer Woche mit einem Mordfall zu tun. Felicia war in Brasilien zur Welt gekommen und hatte in einem Kinderheim in Sao Paulo gelebt. Im Alter von einem Jahr war sie von einem schwedischen Paar adoptiert worden. Beide waren bei der Polizei gewesen und hatten auf einer Mälarinsel bei Stockholm gewohnt. Jetzt war sie selber wie so viele Polizistenkinder vor ihr Polizistin geworden. Jung und ohne praktische Erfahrung, aber mit guten Voraussetzungen für den Beruf. Fit, ruhig und vernünftig und offenbar zufrieden mit dem, was sie tat.
Sie wird sicher eine verdammt gute Polizistin, hatte Annika Carlsson bei ihrer ersten Begegnung gedacht.
»Du kennst doch den Weg zum Ekensbergsvägen, Felicia«, fragte Annika, als sie auf dem Beifahrersitz saß und sich angeschnallt hatte. »Yes, Boss«, erwiderte Felicia Pettersson und nickte.
»Du bist nicht möglicherweise auch noch der polnischen Sprache mächtig?«, fragte Annika.
»Klar doch, Boss. Yes. Fließend, ich dachte, das sind alle«, erwiderte Felicia und lächelte.
»Gibt es noch was, was
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